Institut für
FI Fischereiökologie
Projekt
Wanderfische in deutschen Gewässern
Ökologie, Verbreitung und Gefährdungsursachen von Wanderfischarten
Wandernde Fischarten sind durch anthropogene Einflüsse in Meeres-, Küsten- und Binnengewässern besonders gefährdet. Viele dieser Arten zeigen abnehmende Populationstrends, sind gemäß FFH-Richtlinie geschützt und/oder gelten gemäß Roter Liste als gefährdet und besonders schützenswert. Bemühungen, die Arten in früheren Habitaten wieder anzusiedeln oder Restbestände wieder aufzubauen, waren bisher nicht in jedem Fall erfolgreich.
Hintergrund und Zielsetzung
Insbesondere diadrome Fischarten leiden unter der massiven Verbauung von Fließgewässern und Ästuaren (z.B. durch Wasserkraftwerke und Fahrrinnenanpassungen). Die starke Modifizierung der Gewässer schränkt die Wanderbewegungen von Fischen signifikant ein und hat großen Einfluss auf die Fließdynamik der Flüsse von den Oberläufen bis in den Tidenbereich. Zusammen mit grundsätzlichen Problemen der Gewässergüte in vielen Gebieten (hoher Sediment- und Nährstoffeintrag, Schadstoffbelastung, steigende Temperaturen) hat dies bereits zu einem starken Verlust von Laich- und Aufwuchshabitaten vieler Fischarten geführt und deren Vorkommen verringert. In Deutschland fehlen für viele Wanderfischarten grundlegende Informationen zu Bestandsituation und Populationsstruktur ebenso wie zur aktuellen Verbreitung und wichtigen Wanderrouten. Vor diesem Hintergrund zielt das Projektvorhaben auf eine signifikante Verbesserung der Datengrundlage von Wanderfischarten in Deutschland ab und arbeitet auf die Entwicklung eines dauerhaften Monitorings für ein effektives Bestandsmanagement und angepassten Artenschutz dieser bisher noch wenig berücksichtigten Arten hin.
Zielgruppe
EU, ICES, Bundesländer
Vorgehensweise
In einem ersten Schritt wird eine umfassende Literatur- und Datenrecherche als Grundlage für die finale Konzeption der Studie durchgeführt. In Deutschland gibt es auf regionaler und lokaler Ebene eine Vielzahl von Bemühungen, gefährdete Wanderfischarten und Populationen z. B. durch Wiederansiedlungsmaßnahmen zu stützen oder das Vorkommen bestimmter Arten in einzelnen Gewässern zu erheben und zu dokumentieren. Seit der Umsetzung der Wasserrahmrichtlinien werden auch in den Bundesländern regelmäßig Daten zum Vorkommen von Fischen in Binnengewässern erhoben. Es ist geplant, durch eine umfassende Erfassung und Analyse dieser auf Länderebene erhobenen Daten sowie durch die Auswertung historischer Datensätze in verfügbaren Datenbanken eine Übersicht für einzelne Wanderfischarten zu erstellen und Datenlücken zu identifizieren. Darüber hinaus sollen wissenschaftliche Studien und vorhandene Gewässergutachten gesichtet und ausgewertet werden.
Zudem sollen weiterführende Untersuchungen identifizierte Datenlücken schließen. Dazu sollen die bestehenden Fischmonitoringaktivitäten einzelner Arten in ausgewählten Gewässern ausgeweitet und durch Begleituntersuchungen ergänzt werden. Das potentielle Untersuchungsgebiet erstreckt sich dabei hps. auf Binnengewässer, schließt aber auch marine Gewässer der Nord- und Ostsee nicht aus. Dazu sollen insbesondere nicht invasive Nachweismethoden, wie die Analyse von Umwelt-DNA (eDNA), zum Einsatz kommen. Zusätzlich zum gebietsspezifischen Nachweis von Arten ist geplant, artspezifische Verfahren auch zur quantitativen Erfassung ausgewählter Fischarten anhand von eDNA-Analysen zu entwickeln und mit fangbasierten Methoden zu vergleichen. Zudem sollen durch den Einsatz unterschiedlicher Fischmarkierungen (z.B. PIT-Tags, Akustische Transmitter, Data storage Tags, Satelliten Tags) Wanderverhalten und Habitatpräferenzen von Wanderfischen ermittelt und durch biologische Untersuchungen (wie Altersbestimmung und Schadstoff- und Parasitenbelastung) ergänzt werden. Komplementär soll der Einsatz von Citizen-Science-Methoden, wie Befragungen von Freizeitfischern und anderen Stakeholdern geprüft werden.
Unsere Forschungsfragen
- Umfangreiche Analyse und Auswertung der bestehenden Daten zu Wanderfischen in deutschen Gewässern. Identifizierung von Datenlücken und Strategien, um fehlende Daten zukünftig erheben zu können.
- Konzeptionierung der Ausweitung der Monitoringaktivitäten in ausgewählten Gewässern zur Verbesserung der Datengrundlage einzelner Wanderfischarten. Entwicklung von artspezifischen Verfahren zum Nachweis von Wanderfischen in verschiedenen Gewässertypen auf Basis von eDNA-Analysen.
- Entwicklung von Vorschlägen für ein verbessertes artspezifisches Bestandsmanagement.
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Geldgeber
-
EU - Europäischer Meeres- und Fischereifonds (EMFF)
(international, öffentlich) -
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
(national, öffentlich)
Zeitraum
6.2024 - 12.2027
Gefördert durch den Europäischen Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (EMFAF).