Die Mobilität von Firmen ist ein wesentlicher Einflussfaktor auf die Gewerbesteuersatzwahl von deutschen Gemeinden. Wenn Firmen eine geringe Mobilität aufweisen, können Gemeinden diese stärker besteuern, da die Wahrscheinlichkeit der Abwanderung gering ist. In der Forschungsarbeit “Expectations about future tax rates and firm entry” analysieren Dominika Langenmayr (Catholic University Eichstätt – Ingolstadt) und Martin Simmler (Thünen-Insitut), ob Unternehmen Erwartungen über die zukünftige Steuerbelastung bei der heutigen Standortwahl berücksichtigen. Da Erwartungen typischerweise nicht beobachtbar sind, nutzen die Autor*innen stattdessen den mit der Einführung der Einspeisevergütung im Jahr 2000 stark zugenommenen Ausbau der Windenergie in Deutschland. Windkraftanlagen sind weitgehend immobil, da die Kosten des Auf- und Abbaus unverhältnismäßig hoch sind. Aufbauend auf einer früheren Arbeit zeigen die Wissenschaftler*innen zunächst, dass Gemeinden, in denen viele Windkraftanlagen nach dem Jahr 2000 errichtet wurden, den Gewerbesteuerhebesatz erhöht haben. Im zweiten Schritt simulieren sie die erwarteten Gewinne von Windkraftanlagen in allen deutschen Gemeinden und nutzen diese, um die Anzahl der neugegründeten Unternehmen auf Gemeindeebene vorherzusagen. Die Ergebnisse zeigen, dass Erwartungen eine Rolle spielen und dass sich etwa 10% weniger Unternehmen in den Gemeinden angesiedelt haben, für die erwartet wurde, dass Windkraftanlagen einen hohen Anteil an der gewerbesteuerlichen Bemessungsgrundlage ausmachen werden.
Kontakt: Dr. Martin Simmler