Institut für
WI Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen
Projekt
Die Energiewende und ihre Wirkung auf Unternehmen und die räumliche Verteilung wirtschaftlicher Aktivität
Deutschland will bis 2045 treibhausgasneutral werden. Der Unternehmenssektor verbraucht in Deutschland etwas mehr als die Hälfte der Endenergie. Der Großteil davon entfällt auf das verarbeitende Gewerbe sowie den Transport von Vor- und Endprodukten. Ländliche Regionen könnten daher die Hauptlast der Klimawende tragen. Sie sind nicht nur wichtiger Standort des verarbeitenden Gewerbes, sondern weisen aufgrund der geringeren Bevölkerungs- und Unternehmensdichten auch höhere Transportstückkosten auf.
Hintergrund und Zielsetzung
Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Arbeitnehmer:innen in ländlichen Räumen ist im produzierenden Gewerbe tätig, und auch die zurückgelegten Straßenkilometer von Vor- und Endprodukten sind in ländlichen Räumen wegen der disperseren Raumstruktur höher. Steigende Energiekosten aufgrund des Übergangs von konventionellen zu erneuerbaren Energieträgern und/oder aufgrund von Energiesteuern zu Reduktion des Gesamtverbrauchs haben daher das Potential, die ökonomische Aktivität insbesondere in ländlichen Räumen zu reduzieren. Die Klimawende eröffnet jedoch auch Chancen für diese Regionen. Ländliche Räume bieten ausreichend Platz für den Ausbau erneuerbarer Energien. Zudem könnte die räumliche Neuordnung der Stromproduzenten auch eine räumliche Neuordnung der Unternehmen nach sich ziehen, wenn einzelne Verbraucher und nicht die Gesamtheit der Verbraucher für Energieverluste aufkommen müssten, die aufgrund der Übertragung von Energie über längere Strecken entstehen.
Ziel des Forschungsprojektes ist es, den Einfluss von Energie- und Transportkosten auf unternehmerische Entscheidungen zu analysieren und die Auswirkungen des Übergangs zur Treibhausgasneutralität auf die Wirtschaft in ländlichen und nicht-ländlichen Regionen in Deutschland abzubilden. Das Projekt ist unterteilt in zwei Teilprojekte. Das erste Teilprojekt beschäftigt sich mit den Transportkosten von Vor- und Endprodukten und mit der Frage, welchen Einfluss diese auf die Standort- und Produktionsentscheidung von Unternehmen in Deutschland ausüben. Im zweiten Teilprojekt steht die räumliche Nähe zwischen Energieerzeugern und -verwendern, d.h. von Kraftwerken und Unternehmen, im Mittelpunkt. Insbesondere wird untersucht, wie sich Nähe auf Energieentgelte und hierdurch auf die räumliche Verteilung von Unternehmen auswirkt.
Daten und Methoden
Für die Analysen werden verschiedene Sekundärdaten genutzt. Diese umfassen Standort- und Finanzinformationen deutscher Unternehmen zu deren Kapital-, Material- und Beschäftigungseinsatz, Daten des Fahrzeugregister zum Lkw-Bestand, sowie Informationen zur Lage und Leistung von Kraftwerken sowie zu Energiekosten und Netzentgelten. Des Weiteren sollen Daten zum gewerblichen Boden- und Immobilienmarkt genutzt werden, die Auswirkung von Transport- und Energiekosten auf die Bodenpreise zu ermitteln.
Methodisch kommen Instrumentarien der modernen Mikroökonometrie zur Anwendung. Im ersten Teilprojekt werden insbesondere Änderungen in der Ausgestaltung der Lkw-Maut in Deutschland analysiert, um den Zusammenhang zwischen Transportkosten und Unternehmensentscheidungen zu bestimmen. Im zweiten Teilprojekt wird u.a. der Einfluss der Abschaltung von Atomkraftwerken sowie der Ausbau erneuerbarer Energien genutzt, um den Einfluss räumlicher Nähe von Energieerzeugern und -verwendern auf Energiepreise und Unternehmensentscheidungen zu bestimmen.
Unsere Forschungsfragen
- Wie verändern sich die raumwirtschaftlichen Strukturen in Deutschland durch den Übergang von zentraler Energieerzeugung mittels konventioneller Energieträger zu dezentraler Energieerzeugung mittels erneuerbarer Energieträger?
- Welchen Einfluss hat die CO2-Besteuerung im Transportwesen auf räumlich-sektorale Muster?
- Welche Effekte hat die Energiewende auf gewerbliche Bodenpreise in Regionen, in denen energie- und/oder transportintensive Unternehmen ansässig sind?
Thünen-Ansprechperson
Zeitraum
4.2023 - 3.2026
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft