Weiter zum Inhalt
Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
© Johanna Fick
Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
Institut für

LV Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

Aktuelles

Geschlechtergerechtigkeit in LEADER-Prozessen stärker berücksichtigen

In einem Artikel für die Zeitschrift European Countryside beleuchten Petra Raue, Lynn-Livia Fynn und Kim Pollermann die Rolle von Frauen in der ländlichen Entwicklung. Als Beispiel dienen die LEADER-Regionen, die mit EU-Mitteln gefördert werden.

Wortwolke mit englischen Wörtern wie gender, representation, leader, development, women, rural, local
© Antonín Vaishar

Gender Mainstreaming ist eine zentrale Verpflichtung für EU-finanzierte Programme, die bisher nur unzureichend umgesetzt wurde. Dies gilt auch für LEADER, einen partizipativen Ansatz, bei dem in Lokalen Aktionsgruppen (LAGn) über Projektförderungen in ländlichen Regionen entschieden wird. Frauen sind in den Entscheidungsgremien der LAGn jedoch weiterhin unterrepräsentiert.

Im Rahmen der Evaluation ländlicher Entwicklungsprogramme analysieren die Autor*innen die Beteiligung von Frauen und deren Einflussfaktoren anhand von Ergebnissen aus vier Bundesländern in den Förderperioden 2014–2022 und 2007–2013. Dabei werden sowohl die Entwicklung des Frauenanteils in den Entscheidungsgremien als auch Unterschiede in der Wahrnehmung der Prozesse durch Männer und Frauen untersucht. Zudem wird erörtert, wie unterschiedliche Rahmensetzungen durch die Förderprogramme der Länder diese Faktoren beeinflussen.

Die empirischen Erkenntnisse zeigen deutliche Unterschiede in den sozialen Präferenzen von Männern und Frauen. So werden aus Sicht von weiblichen LAG-Mitgliedern u. a. Themen wie Landwirtschaft und Klimaschutz oft unzureichend in der Umsetzung der Entwicklungsstrategien berücksichtigt. Ähnliches gilt für die Belange von Frauen und weiteren Personengruppen wie z. B. Senior*innen. Darüber hinaus stellen Frauen auch bei der Umsetzung von Projekten höhere Anforderungen an die Gleichstellung als Männer.

Die Ergebnisse sprechen dafür, dass auch in Bottom-up-Prozessen wie LEADER die Beteiligung von Frauen durch Top-down-Regelungen (wie Quoten) gestärkt werden sollte. Eine Geschlechterquote allein reicht aber nicht aus, um die Gleichstellung der Geschlechter in der LEADER-Umsetzung zu verankern. Darüber hinaus muss auch das Wissen und das Bewusstsein für genderspezifische Aspekte in der ländlichen Entwicklung sowohl bei den Akteuren vor Ort als auch in den zuständigen Ministerien erhöht werden. Mögliche Ansatzpunkte hierfür sind entsprechende Weiterbildungsangebote, die Integration des Themas in LEADER-Veranstaltungen sowie die Erstellung praxisorientierter Leitfäden für Projekte.

Literaturhinweis: Raue P, Fynn L-L, Pollermann K (2024) The role of women in Leader: Developments in Germany over time and implications. European Countryside 16(4):589-614

Ansprechpartnerin: Petra Raue

Nach oben