Mit der Studie „Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015“ startet ein kontinuierliches Monitoring, das erstmals den Trend für das Aufkommen von Lebensmittelabfällen in Deutschland belegen kann. Dabei wird die gesamte Lebensmittelversorgungskette mit den Sektoren Primärproduktion (Landwirtschaft), Lebensmittelverarbeitung, Groß- und Einzelhandel, Außer-Haus-Verpflegung und Privathaushalte in den Blick genommen. Bezogen auf das Jahr 2015 errechneten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Abfallmenge von insgesamt 11,9 Millionen Tonnen Frischmasse.
Der Großteil der Lebensmittelabfälle in Deutschland entsteht mit 52 % (6,14 Mio. Tonnen) in privaten Haushalten, dies entspricht etwa 75 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2015. In dieser Summe sind flüssige Lebensmittelabfälle und Getränke, die über die Kanalisation entsorgt werden, nicht berücksichtigt. Der Anteil der Landwirtschaft liegt bei 12 % (1,36 Mio. Tonnen), die Verarbeitung macht 18 % (2,17 Mio. Tonnen) aus, der Handel 4 % (0,49 Mio. Tonnen) und die Außer-Haus-Verpflegung 14 % (1,69 Mio. Tonnen). „Über alle Sektoren hinweg wäre etwa die Hälfte der Abfälle theoretisch vermeidbar“, weist Dr. Thomas Schmidt, Wissenschaftler am Thünen-Institut für Ländliche Räume, auf eine Kernaussage der Studie hin.
Die Daten, die für die Studie verwendet wurden, stammen aus direkten Messungen, Massenbilanzen, Abfallanalysen, Befragungen, Koeffizienten, Statistiken, Zählungen sowie Aufzeichnungen, z. B. in Haushaltstagebüchern. Die Qualität der Daten und der Datenanalyse wurde ergänzend bewertet. Unsicherheiten in der Datenlage bestehen vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Verarbeitung und Groß- und Einzelhandel. Der Handelssektor trägt zwar nur 4 % zum Gesamtaufkommen der Lebensmittelabfälle bei, allerdings hat er großen Einfluss auf die vor- und nachgelagerten Bereiche, z. B. durch Qualitätsansprüche, Retouren und im Konsumbereich durch Kaufanreize. Eine koordinierte Zusammenarbeit mit den Akteuren aus Landwirtschaft, Verarbeitung und Handel sowie Gastronomie und den Konsumenten ist notwendig, um zukünftig die Datenlage zu verbessern und Schnittstellen zu optimieren.
Nach Angaben der FAO werden weltweit etwa ein Drittel aller produzierten Lebensmittel weggeworfen. Deutschland hat sich 2015 zur Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen bekannt, die in der Agenda 2030 zusammengefasst sind. Diese sieht eine Halbierung der Lebensmittelabfälle pro Kopf im Einzelhandel, in Gastronomie und privaten Haushalten bis zum Jahr 2030 vor.
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Thünen Report 71 (103 Seiten)
Schmidt T, Schneider F, Leverenz D, Hafner G (2019): Lebensmittelabfälle in Deutschland – Baseline 2015. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut