Seit 1952 untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Abständen von 20 Jahren die Lebensverhältnisse in immer denselben zehn westdeutschen und seit 1993 auch in vier ostdeutschen Orten. Koordiniert hat die aktuelle Untersuchungsfolge, an der sieben deutsche Forschungseinrichtungen beteiligt waren, das Thünen-Institut für Ländliche Räume in Braunschweig. Auftraggeber der Langzeitstudie ist das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL).
Die Studie macht sehr heterogene ländliche Entwicklungen deutlich, die in weiten Teilen nicht mit dem landläufigen Bild ländlicher Entwicklungen übereinstimmen. Eines der auffälligsten Ergebnisse: Die Problem- oder "Rückstandsdörfer" aus der ersten Untersuchung von 1952 haben diese Situation längst überwunden.
Die Einwohnerentwicklung ist ein wichtiger Indikator für die unterschiedlichen Entwicklungen der Untersuchungsdörfer. Ihr kam daher seit Beginn der Langzeitstudie große Aufmerksamkeit zu, sei es wegen Befürchtungen einer "Entleerung ländlicher Räume" oder einer "Überbevölkerung". Die Einwohnerentwicklungen in west- wie ostdeutschen Dörfern entsprechen solchen vereinfachenden Problemzuschreibungen jedoch nicht. Die Entwicklung der Bevölkerung in den westdeutschen Untersuchungsorten nahm vielfach keinen geradlinigen Verlauf, sondern wurde oft von einem Wechsel von Bevölkerungswachstum und -rückgang geprägt.
In den vergangenen 20 Jahren verzeichneten alle westdeutschen Untersuchungsdörfer Bevölkerungszunahmen oder hatten stabile Einwohnerzahlen. Die Einwohnerentwicklung der ostdeutschen Untersuchungsorte stand demgegenüber ganz im Zeichen der mit der Wiedervereinigung einsetzenden Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft. Die großen Einwohnerverluste lösten aber auch hier nicht die oft befürchtete Spirale nach unten aus.
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