Institut für
LV Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
Projekt
Effekte öffentlich finanzierter Beratung zum Gewässerschutz in der Praxis
Evaluierung der Gewässerschutzberatung im Rahmen der Wasserrahmenrichtlinie in Hessen: Auswirkungen auf Wissen und Handeln von Landwirten
Ändert es das Problembewusstsein bei den Landwirten, wächst ihr Wissen und verändert es ihr praktisches Handeln, wenn sie sich zum Gewässerschutz beraten lassen? Das untersuchte ein Forschungsprojekt in Hessen.
Hintergrund und Zielsetzung
Um die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) zu erreichen, finanziert das Land Hessen seit 2011 eine spezielle Gewässerschutzberatung in den Maßnahmengebieten nach WRRL. Im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUKLV) untersuchte das Thünen-Institut für Ländliche Räume von 2012 bis 2015 im Forschungsprojekt „Evaluierung der Gewässerschutzberatung im Kontext der Wasserrahmenrichtlinie“, welche Effekte die Gewässerschutzberatung auf den Wissenszuwachs, das Problembewusstsein und daraus resultierende Handlungsänderungen von Landwirten und Winzern hat. Im Mittelpunkt standen Stickstoffausträge und Bewirtschaftungsmaßnahmen zu deren Reduzierung.
Die Studie war Teil der 7-Länder-Evaluierung, in deren Rahmen auch der Entwicklungsplan für den ländlichen Raum des Landes Hessen 2007 bis 2013 evaluiert wird.
Zielgruppe
Verwaltungsbehörden und Fachreferate des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Wissenschaft, Fachöffentlichkeit sowie Interessenverbände der Landwirtschaft und des Umweltschutzes
Vorgehensweise
Auf der Grundlage eines handlungstheoretischen Modells multipler Rationalitäten konzipierten wir eine schriftliche Befragung hessischer Landwirte und Winzer. Diese bereiteten wir durch Literatur- und Theoriearbeit, Expertengespräche mit Beratern, Landwirten und Akteuren der Verwaltung vor und ergänzten sie um weitere sozialwissenschaftliche Erhebungsmethoden, um Bewusstsein, Wissen und Handeln von Landwirten zu untersuchen.
Daten und Methoden
Den Kern der Studie bildete eine standardisierte Befragung, die mit Antworten von 1.477 Landwirten und 131 Winzern (Rücklauf jeweils 33 %) eine quantitative Analyse und statistische Testverfahren ermöglichte. In Vorbereitung der schriftlichen Befragung (2013) fanden Expertengespräche und eine Befragung der Berater statt. Die schriftliche Befragung wurde durch mehrere Validierungsrunden mit Beratern und Landwirten sowie 18 qualitative Vertiefungsinterviews (2014 und 2015) ergänzt. Diese halfen, die quantitativen Ergebnisse vertieft zu interpretieren und zusätzliche Einsichten in die Handlungslogiken von Landwirten zu gewinnen.
Ergebnisse
Die Studie zeigte, dass die Gewässerschutzberatung trotz ihrer zum Befragungszeitpunkt erst kurzen Laufzeit das Problembewusstsein von Landwirten sowie ihre Gewässerschutzkompetenz erhöhte und in wichtigen Details zu Handlungsänderungen führte. Ob größere Maßnahmen wie der Zwischenfruchtanbau überhaupt angewandt werden, konnte der schriftlichen Befragung zufolge bisher kaum beeinflusst werden. Doch mit Düngermenge, Umbruchzeitpunkt, Sortenwahl und Flächenanteil beeinflusst die Beratung wichtige Aspekte, die positiv für den Gewässerschutz sind. Unsicherheiten bei der Düngebedarfsermittlung werden durch die Beratung reduziert und führen zumindest zum Teil zu gezielterer Düngung ohne Sicherheitszuschläge. Die Untersuchung gab Hinweise darauf, dass die Beratung auch zur Bildung von Normen beitragen kann, die günstig für den Gewässerschutz sind. Zwar wurde auch deutlich, dass sich tendenziell eher besser ausgebildete und informierte Landwirte an der Beratung beteiligen. Doch offensichtlich hilft die Beratung auch diesen Betrieben, Gewässerschutz stärker in ihr Handeln zu integrieren. Als schwer zugänglich – sowohl für die Gewässerschutzberatung als auch im Rahmen der Untersuchung – erwiesen sich solche Betriebe, die aus Gewässerschutzsicht besonders problematisch sind. Doch lässt sich aus der längerfristigen Beratung im Rahmen der hessischen Wasserschutzgebietskooperationen schlussfolgern, dass dies mit den Jahren durch gegenseitiges Informieren und Voneinanderlernen unter den Landwirten besser gelingen kann. Bei kostenintensiven wichtigen Maßnahmen, wie dem Ausbau von Lagerkapazitäten für Gülle, ist die Beratung kein geeignetes politisches Instrument, kann aber das Verständnis für Maßnahmen erhöhen.
Die Beratung wurde von den Beratenen selbst positiv bewertet mit Spielraum für Verbesserungen. Die große Mehrheit von ihnen (rund 85 %) wünschte sich, dass die Beratung weitergeführt wird. Rund 40 % der Nicht-Beratenen würden der Fragebogenerhebung zufolge ebenfalls gern Gewässerschutzberatung in Anspruch nehmen. Der Faktor Zeit konnte als entscheidend für die Beratungswirkung bestätigt werden und spricht auch für die Fortführung der Beratung. Um die Effektivität und Effizienz der Beratung zu erhöhen, wäre es hilfreich, dass Landwirte nicht nur im Kontakt mit den Gewässerschutzberatern sensibilisiert werden, sondern weitere Informationskanäle und Sensibilisierungsmöglichkeiten verstärkte Anwendung fänden, z. B. bereits während der Ausbildung.
Links und Downloads
Thünen-Ansprechperson
Ehemalige Thünen-Partner
- Ries, Elke - sie war bis Februar 2015 Mitarbeiterin in diesem Forschungsprojekt.
Geldgeber
-
Bundesland Hessen
(national, öffentlich)
Zeitraum
5.2012 - 5.2015
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen zum Projekt
- 0
Techen A-K, Ries E, Steinführer A (2015) Evaluierung der Gewässerschutzberatung in Hessen im Kontext der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Auswirkungen auf Wissen und Handeln von Landwirten. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 238 p, Thünen Rep 33, DOI:10.3220/REP1446716352000
- 1
Techen A-K (2014) Evaluierung der Gewässerschutzberatung in Hessen im Kontext der EU-Wasserrahmenrichtlinie: Auswirkungen auf Wissen und Handeln von Landwirten : 1. Zwischenbericht. Braunschweig: Thünen-Institut, 164 p
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Steinführer A, Techen A-K, Ries E (2014) WRRL-Beratung auf dem Prüfstand : Thünen-Institut legt erste Ergebnisse vor. Landwirtschaftl Wochenbl Hessen Rheinland Pfalz(29):26-27