Projekt
Monitoring ländlicher Räume
Monitoring ländlicher Räume: Lebensverhältnisse aus Sicht der amtlichen Statistik und der Bevölkerung
Ländliche Räume lassen sich unterschiedlich abgrenzen - je nachdem, wie dieser Raumtyp genau definiert wird. In unserem Verständnis sind Dörfer und kleinere Städte ebenso wie Land- und Forstwirtschaft, eine vergleichsweise geringe Bevölkerungs- und Siedlungsdichte sowie eine lockere Bebauung relevante Strukturmerkmale ländlicher Räume. Im Forschungsprojekt "Monitoring Ländliche Räume" haben wir 2016 eine eigene Abgrenzung erarbeitet. Demnach leben 57 Prozent der Bevölkerung in Deutschland (ca. 47 Millionen Menschen) in ländlichen Räumen, die zugleich 91 Prozent der Fläche des Bundesgebietes ausmachen. Diese Abgrenzung geht außer von Struktur- auch von Lagemerkmalen ländlicher Räume aus und versteht Ländlichkeit als morphologisches, funktionales und relationales Kontinuum (Küpper 2016).
Hintergrund und Zielsetzung
Die amtliche Statistik bietet mittlerweile eine Vielzahl von Indikatoren und Daten, mit denen sich ländliche Lebensverhältnisse darstellen lassen. Dennoch kann deren soziale, wirtschaftliche und siedlungsstrukturelle Vielfalt bislang nur unzureichend erfasst werden. Auch eine einfache Gegenüberstellung von Stadt und Land oder deren Verortung auf einem Kontinuum sind definitorisch unbefriedigend. Nicht zuletzt wissen wir zu wenig darüber, wie die Menschen in ländlichen Räumen ihre Lebensqualität, Alltagssituation und Versorgungslage selbst wahrnehmen und bewerten – und ob unterschiedliche Bewertungen mit unterschiedlichen Typen ländlicher Räume zusammenfallen. Das Monitoring vermittelt ein differenziertes Bild ländlicher Räume in Deutschland und bezieht die Sicht der Bevölkerung in die Darstellung ein.
Vorgehensweise
Das Monitoring ländlicher Räume besteht aus fünf Bausteinen:
1. eine Abgrenzung und, darauf aufbauend, einer Typologie ländlicher Räume, um der Vielfalt dieses Raumtyps in Deutschland gerecht zu werden (Aktualisierung der Version von 2016 für 2025 in Vorbereitung)
2. ein fortlaufend erweitertes Indikatorenset, das es erlaubt, soziale, demographische und wirtschaftliche Entwicklungen ländlicher Räume, ihre Landnutzung und infrastrukturelle Ausstattung sowie daseinsvorsorgespezifische Erreichbarkeiten zu erfassen
3. der auf diesen Indikatoren aufbauende und Zeitreihen umfassende Landatlas
4. eigene standardisierte Bevölkerungsbefragungen zur Bewertung ländlicher Lebensqualität
5. Sekundäranalysen bundesweiter Bevölkerungsbefragungen (z. B. SOEP oder ALLBUS).
Daten und Methoden
Das Monitoring greift zum einen auf bestehende Strukturdaten zurück, die in kartographischer Form aufbereitet werden. Dafür nutzen wir vorhandene kleinräumige Daten der amtlichen Statistik aus Bundes- und Länderquellen (v.a. das INKAR-System der Laufenden Raumbeobachtung des BBSR). Auch bilden wir eigene Indizes zur räumlich expliziten Darstellung der sozialen, demographischen und wirtschaftlichen Situation ländlicher Räume und ihrer Landnutzung sowie der diesbezüglichen Veränderungen im Zeitverlauf.
Zum anderen werden Daten zur subjektiven Bewertung ländlicher Lebensverhältnisse neu erhoben. Dafür führten wir 2016 zwei standardisierte Befragungen in ländlichen Räumen durch. Die Allgemeinbefragung richtete sich mit den Themenschwerpunkten Lebensqualität und Daseinsvorsorge unter besonderer Berücksichtigung der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit an alle Bevölkerungsgruppen ab 18 Jahren. Die Vertiefungsbefragung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) nimmt mit gleicher Themenstellung ausschließlich Familien mit Kindern bis 12 Jahren in den Blick.
Unsere Forschungsfragen
- Wie lassen sich ländliche Räume in Deutschland analytisch in unterschiedliche Typen gliedern?
- Wie unterscheidet sich die soziale, demographische und wirtschaftliche Situation und die Landnutzung in den verschiedenen Typen ländlicher Räume?
- Wie nimmt die Bevölkerung die Lebensqualität und Daseinsvorsorge ländlicher Räume wahr? Wie stellt sich die Thematik der Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit in unterschiedlichen Typen ländlicher Räume dar? Welche Probleme und Problemräume lassen sich identifizieren?
Vorläufige Ergebnisse
- 2016 wurde die Abgrenzung und Typologie ländlicher Räume abgeschlossen und als Thünen Working Paper veröffentlicht.
- Die regelmäßig ergänzte und aktualisierte Web-Mapping-Applikation (Landatlas) ist öffentlich zugänglich: https://www.landatlas.de/
- Ergebnisse der Allgemein- und der Vertiefungsbefragung zur Lebensqualität und Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsleben in unterschiedlichen Typen ländlicher Räume werden in einem Thünen Report veröffentlicht.
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
- Keim-Klärner, SylviaLV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
- Klärner, AndreasLV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
- Kleiner, Tuuli-MarjaLV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
- Knies, GundiLV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
- Kopka, AlexanderWI Institut für Innovation und Wertschöpfung in ländlichen Räumen
- Küpper, PatrickLV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
- Neumeier, StefanLV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
- Osigus, TorstenLV Institut für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen
Beteiligte externe Thünen-Partner
- Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
(Bonn, Deutschland)
Zeitraum
Daueraufgabe 7.2015
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft
Publikationen zum Projekt
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Grabski-Kieron U, Kordel S, Krajewski C, Mose I, Steinführer A (2024) Ausblick: Für eine nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume. In: Grabski-Kieron U, Kordel S, Krajewski C, Mose I, Steinführer A (eds) Geographie ländlicher Räume. 1. Auflage. Paderborn: Brill | Schöningh, pp 393-397, DOI:10.36198/9783838560687
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Grabski-Kieron U, Kordel S, Krajewski C, Mose I, Steinführer A (eds) (2024) Geographie ländlicher Räume. 1. Auflage. Paderborn: Brill | Schöningh, 464 p, DOI:10.36198/9783838560687
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Steinführer A, Kordel S (2024) Ländliche Räume als Sozialräume. In: Grabski-Kieron U, Kordel S, Krajewski C, Mose I, Steinführer A (eds) Geographie ländlicher Räume. 1. Auflage. Paderborn: Brill | Schöningh, pp 87-147, DOI:10.36198/9783838560687
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Küpper P, Milbert A (2023) Typisierungen ländlicher Räume für Politik und Wissenschaft in Deutschland [online]. BBSR Online Publ 18/2023:9-24, zu finden in <https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2023/bbsr-online-18-2023.html> [zitiert am 11.07.2023]
- 4
Neumeier S (2022) Accessibility of COVID-19 vaccination centers in Germany via different means of transport. KN J Cartogr Geogr Inf 72:41-58, DOI:10.1007/s42489-021-00088-x
- 5
Küpper P, Seel M (2022) Bewertung der Nahversorgung zwischen Treffpunktfunktion, Präferenzen, Ressourcen, Bewältigungsstrategien und räumlicher Nähe. DISP Planning Rev 58(2):56-73
- 6
Küpper P (2022) Raumtypisierungen am Beispiel der Thünen-Typologie. Landkreis Z Kommunale Selbstverwalt(1-2):14-17
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Steinführer A (2021) Lässt sich die Zahl der Dörfer in Deutschland bestimmen? : Von Definitionsbemühungen, Suchwegen und unterschiedlichen Befunden. Ber Landwirtsch 99(3), DOI:10.12767/buel.v99i2.358
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Kreis J (2021) Vorstellungen eines guten Lebens auf dem Land : Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter der Bevölkerung ländlicher Räume. Rurale Topografien 12:105-140, DOI:10.14361/9783839454251-003
- 9
Küpper P, Mettenberger T (2020) "Gehen oder Bleiben?" : Zufriedenheit junger Menschen mit den Lebensbedingungen in ländlichen Räumen. In: Farin K, Mey G (eds) Wir. Heimat - Land - Jugendkultur. Berlin: Hirnkost, pp 168-183
- 10
Steinführer A, Hundt C, Küpper P, Margarian A, Mehl P (2020) Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse - wissenschaftliche Verständnisse und Zugänge. Ländl Raum (ASG) 71(3):12-17
- 11
Küpper P, Milbert A (2020) Typen ländlicher Räume in Deutschland. Schrr Bundeszentrale Polit Bildung 10362:82-97
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Deppisch L, Klärner A, Küpper P, Neumeier S, Osigus T (2020) Von der Erzählung vom "abgehängten ländlichen Raum" : Was uns ein Blick auf Strukturdaten verrät. Akt Analysen 76:40-51
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Küpper P (2020) Was sind eigentlich ländliche Räume? [online] Inf Polit Bildung 343(2):4-7, zu finden in <https://www.bpb.de/izpb/laendliche-raeume-343/> [zitiert am 03.08.2020]
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Küpper P, Peters JC (2019) Entwicklung regionaler Disparitäten hinsichtlich Wirtschaftskraft, sozialer Lage sowie Daseinsvorsorge und Infrastruktur in Deutschland und seinen ländlichen Räumen. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 168 p, Thünen Rep 66, DOI:10.3220/REP1547565802000
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Möck M, Küpper P (2019) Polycentricity at its boundaries: consistent or ambiguous? European Planning Stud 28(4):830-849, DOI:10.1080/09654313.2019.1666802
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Steinführer A (2019) Vom Altwerden in ländlichen Räumen: Strukturelle Rahmenbedingungen und individuelle Ressourcen der Alltagsbewältigung. Gesellsch Nachhaltigk 6:47-62
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Osigus T, Neumeier S, Steinführer A, Küpper P, Kreis J (2018) Landatlas : ausgewählte Kartenbeispiele. Berlin: BMEL, 52 p
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Steinführer A, Osigus T, Küpper P, Neumeier S, Kreis J (2018) Ländliche Räume im Fokus: der Landatlas als neue Informationsplattform. IÖR Schr 76:153-160
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Born KM, Steinführer A (2018) Ländliche Räume: Definitionsprobleme, Herausforderungen und gesellschaftlicher Wandel. In: Stein M, Scherak L (eds) Kompendium Jugend im ländlichen Raum. Bad Heilbrunn: Verl Julius Klinkhardt, pp 17-44
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Steinführer A (2018) Wohnen und Zuhause-Sein in ländlichen Räumen. Heimatbuch 65(2019):9-14
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Küpper P (2017) Herausforderungen bei der Entwicklung ländlicher Räume - eine Bestandsaufnahme. Landkreis Z Kommunale Selbstverwalt(6):252-260
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Steinführer A (2017) Vom Leben in Ländlichen Räumen. Materialiensamml Lehrstuhls Bodenordn Landentw Techn Univ München 49:14-18
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Küpper P (2016) Abgrenzung und Typisierung ländlicher Räume. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 53 p, Thünen Working Paper 68, DOI:10.3220/WP1481532921000
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Steinführer A, Osigus T, Küpper P, Neumeier S, Kreis J, Plankl R, Wolff M (2016) Landatlas 2016 : ausgewählte Kartenbeispiele. Berlin: BMEL, 45 p