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Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
© Johanna Fick
Landwirtschaftliche geprägte Landschaft, im Vordergrund eine Bank, im Hintergrund ein Ort
Institut für

LV Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen

Projekt

Digitalisierung von Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen



© Rido - stock.adobe.com

Digitalisierung von Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen. Chancen und Herausforderungen im Handlungsfeld der ärztlichen Versorgung

Digitale Technologien können dazu beitragen, auch in dünn besiedelten und peripher gelegenen Regionen die Daseinsvorsorge zu verbessern. Zugleich tun sich bei der Schaffung neuartiger digitalbasierter Versorgungsangebote Hürden auf, wenn es etwa an Breitbandanschlüssen, Personalressourcen oder technischem Wissen mangelt. Mit Fokus auf das Handlungsfeld der ärztlichen Versorgung soll analysiert werden, welche Akteure, Prozesse und Strukturen auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene die Digitalisierung der ländlichen Daseinsvorsorge maßgeblich beeinflussen und wie innovative Lösungen unterstützt werden können.

Hintergrund und Zielsetzung

Als gegenwärtiger Megatrend verändert die Digitalisierung nahezu alle gesellschaftlichen Bereiche und somit auch die Daseinsvorsorge. Neuartige Lösungen werden oftmals zunächst in den Großstädten („Smart Cities“) entwickelt und erprobt. Demgegenüber erscheinen viele Handlungsbedarfe und Verbesserungspotenziale in dünn besiedelten und peripher gelegenen ländlichen Regionen besonders ausgeprägt, so auch im Handlungsfeld der ärztlichen Versorgung: Große Distanzen und dünne ÖPNV-Netze erschweren den Menschen Besuche von Praxen und Krankenhäusern, Ärzt*innen müssen für Hausbesuche und Notfalleinsätze weite Wege zurücklegen, Spezialist*innen und Kliniken in den kleineren Städten und Gemeinden können aufgrund begrenzter Nachfrage kaum wirtschaftlich arbeiten. Angesichts dessen könnten digitale Lösungen dazu beitragen, Entfernungen ohne Zeitverluste zu überwinden, Wege einzusparen und kleinere Standorte zu bedienen. Für Ärzt*innen eröffnet die Telemedizin Möglichkeiten, Patient*innen aus der Distanz zu versorgen, in Notsituationen schnell einzugreifen sowie mit Spezialist*innen aus entfernteren Regionen zusammenzuarbeiten.  

Der spezifische Blick auf ländliche Räume ist jedoch nicht nur bezüglich der Chancen, sondern ebenso mit Blick auf die Herausforderungen der Digitalisierung in der ärztlichen Versorgung und anderen Daseinsvorsorgefeldern relevant. Debatten zur territorialen Peripherisierung problematisieren die Ressourcenengpässe strukturschwacher ländlicher Regionen, wie sie unter anderem in finanzieller, personeller und infrastruktureller (u.a. Breitband) Hinsicht zum Tragen kommen und wirksame digitale Daseinsvorsorgelösungen erschweren können.

Trotzdem ist die Forschung zu digitalbasierter Daseinsvorsorge bislang weitestgehend städtisch geprägt. Die wenigen ländlichen Studien konzentrieren sich stark auf die Meso-Ebene ausgewählter Projekte und Maßnahmen. Mit unseren Analysen zur ärztlichen Versorgung erweitern wir diese Perspektive und richten einen Fokus auf die Mikro-Ebene der vor Ort handelnden IT-Fachkräfte, Ärzt*innen und Patient*innen, deren Ressourcenzugänge und die dazu hilfreichen Netzwerkkontakte. Bei der Rekonstruktion Letzterer werden zugleich die überregionale Makroebene und die dort agierenden Schlüsselinstitutionen (z. B. Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenkassen und Gesundheitsministerien) in den Blick genommen. Mit dieser Mehrebenenanalyse verfolgen wir das Ziel, die Chancen und Herausforderungen digitaler Lösungen für die ärztliche Versorgung und andere Daseinsvorsorgebereiche herauszuarbeiten.  

Zielgruppe

Wissenschaft; BMEL; Gestalter*innen der ländlicher Daseinsvorsorge

Vorgehensweise

Literaturrecherche; Dokumentenanalysen; Expert*inneninterviews; Analyse sozialer, ökonomischer und räumlicher Strukturdaten; Qualitative Interviews mit Anbieter*innen und Nutzer*innen digitaler Lösungen; Egozentrierte Netzwerkanalysen mit Schlüsselpersonen.

Unsere Forschungsfragen

  • Welche digitalen Lösungen zur ärztlichen Versorgung gibt es bereits in ländlichen Regionen und welche Praxiserfahrungen wurden dabei gewonnen?
  • Welchen Beitrag können digitale Lösungen zur Sicherung und Verbesserung der ärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen leisten?
  • Welche Ressourcen benötigen die regionalen Akteure, um effektive und wirksame digitale Lösungen zu entwickeln, umzusetzen und zu verbreiten?
  • Welche Bedeutung haben überregionale Schlüsselinstitutionen (z.B. Gesundheitsministerien, Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenkassen) in diesen Prozessen?
  • Wie nehmen die in ländlichen Regionen lebenden Patient*innen digitale Lösungen zur ärztlichen Versorgung an?
  • Inwiefern wirken sich die unterschiedlichen sozialen, ökonomischen und räumlichen Kontextbedingungen ländlicher Regionen auf die dortige Realisierung digitaler Lösungen zur ärztlichen Versorgung aus?

Zeitraum

6.2022 - 5.2026

Weitere Projektdaten

Projektstatus: läuft

Publikationen zum Projekt

  1. 0

    Mettenberger T (2024) Digitalisierung von Daseinsvorsorge in ländlichen Räumen. In: Wendt WR, Faulde J (eds) Wohlfahrtspflege im ländlichen Raum : Herausforderungen für Sozialpolitik und Soziale Arbeit. 1. Auflage. Baden-Baden: Nomos, pp 275-286, DOI:10.5771/9783748917625-275

  2. 1

    Mettenberger T (2024) Telemedizin in der ländlichen Gesundheitsversorgung - Potenziale und Hürden aus Expert:innensicht. Z'GuG 47(2):180-198, DOI:10.5771/2701-4193-2024-2-180

  3. 2

    Mettenberger T (2024) Vielfältige ländliche Räume in Deutschland : Implikationen für die Erbringung und Nutzung von Daseinsvorsorgeangeboten. In: Hammer V (ed) Demokratie lernen : Ländliche Räume und Volkshochschulen. 1. Auflage. Weinheim: Beltz Juventa, pp 197-209, DOI:10.3262/978-3-7799-7472-7

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn068436.pdf

  4. 3

    Mettenberger T, Küpper P (2021) Innovative Versorgungslösungen in ländlichen Regionen: Ergebnisse der Begleitforschung zum Modellvorhaben Land(auf)Schwung im Handlungsfeld "Daseinsvorsorge". Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 258 p, Thünen Rep 90, Band 1, DOI:10.3220/REP1634815865000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064064.pdf

  5. 4

    Küpper P, Brensing J, Bergholz C, Mettenberger T, Pollermann K, Tuitjer G (2021) Ländliche Regionen entwickeln: Erkenntnisse der Begleitforschung zum Modellvorhaben Land(auf)Schwung für die Praxis. Braunschweig: Thünen-Institut für Ländliche Räume, 127 p

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063341.pdf

  6. 5

    Mettenberger T, Zscherneck J, Küpper P (2021) Wenn Neues aufs Land kommt. Entwicklung, Umsetzung und Verbreitung innovativer Lösungen zur digitalen Daseinsvorsorge. Raumforsch Raumordn Spat Res Plann 79(6):543-556, DOI:10.14512/rur.90

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063927.pdf

  7. 6

    Küpper P, Mettenberger T (2020) Regionale Anpassungsstrategien der Daseinsvorsorge für schrumpfende ländliche Räume. Europa Regional 26(3):22-39

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn063502.pdf

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