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Institut für

MA Marktanalyse

Getreide

Die Getreidemärkte in Zahlen

Wie entwickelt sich die Getreideproduktion? Welche Länder sind die größten Exporteure und Importeure auf den wichtigsten Getreidemärkten? Was ist die Rolle der EU auf den verschiedenen Getreidemärkten?

Die Weltweite Getreideproduktion ist über den Zeitverlauf kontinuierlich angestiegen. Variationen sind überwiegend bedingt durch unterschiedliche Witterungsbedingungen. Für das aktuelle Wirtschaftsjahr 2024/25 wird die globale Getreideproduktion durch das Landwirtschaftsministerium der USA (USDA) auf 2,83 Billarden Tonnen geschätzt (Stand: Dezember 2024). Der Verbrauch von Getreide steigt überwiegend aufgrund von steigender Nachfrage nach Futtermitteln und Nahrungsmitteln. Andere Verwendungszwecke sind die industrielle und energetische Nutzung. Der Verbrauch steigt weltweit insbesondere durch Bevölkerungswachstum und Einkommenssteigerungen, regional hat auch die steigende Nachfrage nach Biokraftstoffen seit 2007 zu einer höheren Getreidenachfrage geführt. Die Exporte von Getreide sind über den Zeitablauf ebenfalls kontinuierlich gestiegen. Lagerbestände (bzw. das Verhältnis von Lagerbeständen zum Verbrauch, der sogenannte Stocks-to-Use Ratio) sind ein wichtiger Indikator für die Sättigung des Marktes. Sie sind jedoch schwer zu erfassen und zu schätzen, insbesondere für China müssen vorhandene Daten mit Vorsicht betrachtet werden.

Preisentwicklungen an wichtigen Exporthäfen reflektieren die globale Marktversorgung von Getreide und fließen in globale Preisindizes ein, die zum Beispiel vom Internationalen Getreiderat (IGC) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) veröffentlicht werden. Die Preise von Weizen, Mais und Gerste verlaufen oft ähnlich, da diese insbesondere als Futtermittel substituierbar sind. Dennoch können sie unterschiedliche Preisverläufe aufweisen, wenn beispielsweise die Produktion sehr gering in einem Jahr ausfällt, wie für Gerste im Wirtschaftsjahr 2018/19.
Preisausschläge nach oben deuten auf eine knappe weltweite Versorgungslage mit niedrigen Lagerbeständen hin, wobei niedrige Preise auf eine gesättigte Versorgungslage hindeuten. In 2007/2008 beispielsweise sind die Preise seit langem erstmals stark angestiegen. Hauptgründe hierfür waren geringe weltweite Lagerbestände, geringe zu erwartende Ernten und ein Anstieg des Ölpreises. Ab 2013 wurden mehrere aufeinanderfolgende weltweite Rekordernten verzeichnet, sodass sich Lagerbestände gefüllt haben und die Preise wieder deutlich gefallen sind. Die jüngsten Preisausschläge nach oben (von März 2022 bis Juni 2023) sind auf den Ausbruch des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges von Russland auf die Ukraine zurückzuführen. Nachdem Möglichkeiten realisiert wurden um Getreide aus der Ukraine zu exportieren, sind die Preise wieder zurück gegangen. Die Preise liegen jedoch weiterhin nominal auf einem höheren Niveau als beispielsweise im Zeitraum von 2015 bis 2017.

Neben Weizen, Mais und Gerste ist Reis ebenfalls ein wichtiges Getreide. Der Markt ist allerdings weniger stark mit den anderen Getreidemärkten integriert, da Reis überwiegend als Nahrungsmittel im Asiatischen Raum Verwendung findet und auch überwiegend dort produziert wird. Dies zeigt auch der Preisverlauf von Reis, der sich von den Preisverläufen von Weizen, Mais und Gerste unterscheidet.

Weizen

Weizen ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel in allen Teilen der Erde. Die Produktion ist in den letzten Jahren durchschnittlich um 0,9 % jährlich gestiegen (Durchschnitt 2022-24 zu Durchschnitt 2013-15). Zur Sicherstellung der Ernährungssicherheit haben einige Länder strategische Reserven um mögliche Knappheiten abzufedern. Folglich ist der Stocks-to-Use Ratio höher und die Preise reagieren oft stärker bei niedrigen Beständen im Vergleich zu anderen Getreiden. Das USDA schätzt, dass etwa 50 % der aktuellen Weizenbestände in China lagern. Insgesamt sind die Weizenbestände seit 2020/21 jedes Jahr gesunken und befinden sich aktuell auf einem niedrigen Niveau (ohne China).

Nach China sind die größten Produzenten von Weizen die Europäische Union (EU) und Indien. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Erde, Indien und China, produzieren überwiegend zum Eigenverbrauch und streben einen hohen Selbstversorgungsgrad an. China ist zum Netto-Importeur von Weizen geworden mit erhöhtem Importvolumen seit 2020/21. Die größten Produzenten, mit Ausnahme von China und Indien, sind auch die größten Exporteure von Weizen. Mehr als ein Viertel des produzierten Weizens wird über Ländergrenzen hinweg gehandelt (ohne Handel innerhalb der EU). Insbesondere Russland hat seine Exporte über die Zeit stark gesteigert. Im Gegensatz dazu, sind die Exporte der USA, ein langjähriger Exporteur von Weizen, gesunken.

Mais

Körnermais wird überwiegend als Futtermittel genutzt, wobei in den USA die Verwendung zur Ethanolproduktion dominiert und in Afrikanischen Ländern die Verwendung als Nahrungsmittel. Die Produktion ist in den letzten Jahren durchschnittlich um 1,7 % jährlich gestiegen (Durchschnitt 2022-24 zu Durchschnitt 2013-15) und somit stärker als die Weizenproduktion. Das USDA schätzt, dass etwa zwei Drittel der aktuellen Körnermaisbestände in China lagern. Weiter wird von einem leichten Abbau der Bestände im Wirtschaftsjahr 2024/25 ausgegangen.

Der Körnermaismarkt ist sowohl auf der Angebotsseite als auch auf der Nachfrageseite stärker konzentriert als der Weizenmarkt. Die USA und Brasilien sind sowohl Hauptproduzenten als auch Hauptexporteure, wohingegen China und die EU Hauptproduzenten und Hauptimporteure (China seit 2020/21) sind. Insbesondere Brasilien und Argentinien haben ihre Körnermaisproduktion und -exporte über die letzten Jahre stark gesteigert. Ebenso die Ukraine bis 2022, die allerdings seit Ausbruch des völkerrechtswidrigen Krieges durch Russland nur eine geringere Produktion sowie stagnierende Exporte realisieren konnte. Japan weist einen annähernd konstanten Import von Körnermais auf, was auch daran liegt, dass Japan fast kein Körnermais produziert und somit seinen gesamten Bedarf über Importe deckt.

Gerste

Der globale Gerstenmarkt ist um einiges kleiner als der Markt für Mais oder Weizen und stagniert seit vielen Jahren. Die Produktion konzentriert sich auf Regionen in denen die klimatischen Bedingungen für Gerste gut sind und für andere Ackerkulturen weniger gut. Etwa 70 % der Gerste wird als Futtermittel verwendet, das stark mit Mais und Weizen konkurriert, die oft auch aus ernährungsphysiologischen Gründen als Futtermittel bevorzugt werden.  Auch beim Gerstenmarkt sieht man deutlich, dass die Preise steigen, wenn der Stocks-to-Use Ratio fällt und auf niedrigem Niveau ist.

Alle großen Produzenten von Gerste sind auch Exporteure von Gerste. Insbesondere Australien und Argentinien haben sowohl ihre Produktion als auch ihre Exporte in den letzten 10 Jahren stark gesteigert. China ist seit 2020/21 größter Importeur von Gerste und hat Saudi-Arabien, dessen Importe stark zurückgegangen sind, abgelöst. Von den großen Importländern decken Saudi-Arabien, Jordanien und Japan ihren Bedarf fast ausschließlich aus Importen.

 

Ansprechperson

Dr. Verena Laquai


Verena Laquai

Institut für Marktanalyse

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