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Institut für

MA Marktanalyse

Zucker

Der Zuckermarkt in Zahlen

Welche Länder sind die größten Zuckerproduzenten? Welche sind wichtige Handelspartner der EU? Und wie viel Zucker wird direkt in Deutschland produziert? Hier gibt’s die aktuellen Zahlen zur Zuckerproduktion und zum Handel.


Auf dem Weltmarkt haben sich die Preise für Roh- und Weißzucker im Zuckerwirtschaftsjahr 2021/22 – das Zuckerwirtschaftsjahr beginnt im Oktober und endet im September – weiter erholt, die Preiserholung hat sich gegenüber dem Vorjahr jedoch verlangsamt. Hauptgründe hierfür waren makroökonomische Unsicherheiten. Insbesondere hat die Sorge über eine mögliche Abschwächung des globalen Konsums infolge Corona-bedingter Lockdowns und stark steigender Inflationsraten auf die Preise gedrückt. In den ersten Monaten des laufenden ZWJ 2022/23 hat sich der Aufwärtstrend der Weltmarktpreise für Zucker jedoch wieder beschleunigt. Hauptursache hierfür waren Meldungen über ungünstige Witterungsbedingungen in Indien und Thailand, in deren Folge die erwarteten Produktions- und Exportmengen aus beiden Ländern nach unten korrigiert wurden. Auch in China und Mexiko werden die Produktionsmengen vermutlich geringer ausfallen, als zu Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres erwartet.

Die weltweite Zuckererzeugung ist im ZWJ 2021/22 um 2,7 % auf knapp 185 Millionen Tonnen Rohzuckerwert (Rw) gewachsen. Dabei hat vor allem Indien die Zuckerproduktion gesteigert. In Brasilien wurde dagegen aufgrund von witterungsbedingten Schäden an den Zuckerrohrplantagen deutlich weniger Zucker erzeugt. Indien steht somit im ZWJ 2021/22 nach zwei Jahren wieder an der Spitze des Rankings der größten Zucker produzierenden Länder, gefolgt von Brasilien und der EU-27. Zusammen erreich diese drei Länder einen Anteil von fast 50 % an der weltweiten Zuckererzeugung. Global betrachtet ist die Erzeugung von Zucker damit auf wenige Länder konzentriert.

Der globale Zuckerverbrauch ist im ZWJ 2021/22 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 % gestiegen. Trotz im Jahresverlauf stark ansteigender Inflationsraten war das Wachstum damit deutlich stärker als in den vorangegangenen Jahren, in denen es auch im Zuckersektor zu Absatzrückgängen infolge der Corona-Pandemie gekommen war. Auch im ZWJ 2021/22 bleibt Indien das Land mit dem weltweit höchsten Zuckerverbrauch, gefolgt von der EU 27 und China. Pro-Kopf liegt der Konsum in Indien dabei weiterhin leicht unterhalb des globalen Durchschnitts. Die EU gehört dagegen zu den Ländern mit einem überdurchschnittlich hohem Zuckerverbrauch je Person, wohingegen der Pro-Kopf-Verbrauch in China gerade einmal die Hälfte des globalen Durchschnitts beträgt.

Der EU-Zuckermarkt befindet nach der Aufhebung des EU-Quotensystems zum 1. Oktober 2017 weiterhin in einem Konsolidierungsprozess. Nach einem anfänglichen Absturz des EU-Zuckerpreises infolge hoher Produktionsüberschüsse im ZWJ 2017/18 hat sich der EU-Zuckerpreis im vergangenen ZWJ 2021/22 weiter erholt und ist mit Beginn des neuen Zuckerwirtschaftsjahres regelrecht in die Höhe geschossen. Hauptursache hierfür ist eine knappe Versorgungslage auf dem EU-Binnenmarkt.

Innerhalb der EU-27 war Deutschland im ZWJ 2021/22 (Ernte 2021) das zweite Jahr in Folge der zweitgrößte Zuckerproduzent und hat damit Frankreich an der Spitze des Rankings abgelöst. Nach einem EU-weiten Verbot bestimmter Insektizide (sog. Neonicotinoide, kurz Neonics) hatte im Anbaujahr 2020 vor allem der französische Rübenanbau mit schädlingsbedingten Ertragsausfällen zu kämpfen. Trotz einer Erholung der Erzeugung nach der Gewährung von Notfallzulassungen für die Verwendung von Neonics bleibt Frankreich jedoch auch im ZWJ 2021/22 lediglich das zweitgrößte Zucker produzierende Land der EU. Polen kann auch nach dem Wegfall des EU-Quotensystems den dritten Platz behaupten. Für das laufende ZWJ 2022/23 (Ernte 2022) zeigen vorläufige Zahlen einen Rückgang der EU-Erzeugung um rund 10% gegenüber dem Vorjahr. Damit würde die Erzeugung erneut nicht ausreichen, um den EU-Verbrauch zu decken.

Vor dem Hintergrund der rückläufigen EU-Erzeugung haben die EU-Zuckerexporte in Drittstaaten im ZWJ 2021/22 eine historischen Tiefstand erreicht und betrugen zuletzt nur noch knapp 1 Millionen Tonnen Weißzuckerwert (Ww). Hauptabsatzmärkte der EU sind traditionell der Nahe Osten, Nordafrika sowie Länder in direkter Nachbarschaft zur EU (Norwegen, Schweiz), da die EU im Vergleich zu anderen großen Exporteuren, wie Brasilien, Indien, Thailand und Australien, in diesen Regionen Transportkostenvorteile hat. Großbritannien ist auch nach dem Austritt aus der Europäischen Union der wichtigste Zielmarkt für EU-Zuckerexporte geblieben.

Die EU-Zuckerimporte aus Drittstaaten sind im ZWJ 2021/22 gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. Mit 1,8 Millionen Tonnen (Ww) liegen die Importmengen jedoch weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Vor Aufhebung der EU-Produktionsquoten hatte die EU jährlich rund 3 Millionen Tonnen (Ww) Zucker importiert. Damit sind die Importe aus Drittstaaten seit dem EU-Quotenausstiegs um fast die Hälfte gesunken. Wichtigstes Herkunftsland für EU-Zuckerimporte ist auch im ZWJ 2021/22 Brasilien, gefolgt Südafrika und Mauritius. Insbesondere aus Südafrika sind die Importmengen über die letzten Jahr stark angestiegen, da Südafrika im Rahmen eines im Jahr 2016 in Kraft getretenen Handelsabkommens ein zollfreies Mengenkontingent zum EU-Binnenmarkt erhalten hat. Auch aus anderen Herkunftsländer wird Zucker ausschließlich im Rahmen von Handelsabkommen und Präferenzreglungen in die EU importiert.

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Dr. Marlen Haß


Marlen Hass

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