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Institut für

OL Ökologischen Landbau

Projekt

Risk-based model for dairy herd welfare: Field data collection


Federführendes Institut OL Institut für Ökologischen Landbau

© Thünen-Institut/Peter Hinterstoißer

EFSA-Call – BIOHAW – Risk-based model for dairy herd welfare: Field data collection

Die EFSA hat 2023 ein risikobasiertes Modell zur Bewertung des Tierwohls von Milchkühen auf Betriebsebene veröffentlicht. Um dieses zu testen, werden in insgesamt 500 europäischen Milchviehbetrieben Daten zur Tierwohlsituation erhoben. Neben Deutschland sind die beteiligten Länder Irland, Österreich, Schweden, Italien, Griechenland und Rumänien.

Hintergrund und Zielsetzung

Das Projekt wird gemeinsam mit Partnerinstitutionen in Irland, Österreich, Schweden, Italien, Griechenland und Rumänien durchgeführt und hat zum Ziel, Daten zur Tierwohlsituation in insgesamt 500 europäischen Milchviehbetrieben zu erheben. Mit diesen Erhebungsdaten soll ein risikobasiertes Modell zur Bewertung des Tierwohls von Milchkühen auf Betriebsebene getestet werden, welches 2023 von der EFSA veröffentlicht wurde (EFSA Journal 21). In Deutschland sollen 80 Milchviehbetriebe besucht und erhoben werden, um die Aussagekraft des Modells zu überprüfen.

EFSA AHAW Panel (EFSA Panel on Animal Health and Animal Welfare), Nielsen SS, Alvarez J, Bicout DJ, Calistri P, Canali E, Drewe JA, Garin-Bastuji B, Gonzales Rojas JL, Schmidt CG, Herskin M, Michel V, Miranda Chueca MA, Padalino B, Roberts HC, Spoolder H, Stahl K, Velarde A, Viltrop A, De Boyer des Roches A, Jensen MB, Mee J, Green M, Thulke H-H, Bailly-Caumette E, Candiani D, Lima E, Van der Stede Y and Winckler C, 2023. Scientific Opinion on the welfare of dairy cows. EFSA Journal 2023; 21(5):7993, 177 pp. https://doi.org/10.2903/j.efsa.2023.7993

Ziel des EFSA-Projektes insgesamt ist es, das risikobasierte Modell zur Einschätzung des Tierwohlstatus auf Betriebsebene zu testen und gegebenenfalls so anzupassen, dass es die Grundlage für eine zukünftige Tierwohlbewertung von Milchkühen in der EU darstellen kann.

Zielgruppe

  • EU-Kommission
  • Politik

Vorgehensweise

Um das risikobasierte Modell zur Bewertung des Tierwohls von Milchkühen zu testen und zu optimieren, werden in den beteiligten sieben Ländern fünf Regionen mit sechs definierten, spezifischen Produktionsverfahren in der Milchkuhhaltung berücksichtigt1:

  • Nordeuropa: Schweden – temporäre Graslandsysteme: Saisonaler Weidegang auf temporärem bzw. Ackergrasland, intensive Kraftfutterfütterung und hohe Milchleistung. In diesen Systemen ist die Flächennutzung durch den höchsten Anteil an temporärem Grünland (rund 30 %) gekennzeichnet. In den skandinavischen Regionen sind die Milchleistungen besonders hoch (über 9.000 kg/Kuh/Jahr), die Betriebe sind mit 40-90 Kühen und 60-150 ha mittelgroß; es wird ein hoher Anteil an Kraftfutter im Betrieb erzeugt (rund 50 %). Diese Betriebe zeichnen sich auch durch eine vergleichsweise geringe Rentabilität und hohe Subventionen für die Tierhaltung aus.
  • Westeuropa: Irland – saisonale Weidehaltung in intensivem Grünlandsystem, basierend auf Dauergrünland in Kombination mit einer intensiven Bewirtschaftung (hoher Stickstoffeintrag, hohe Viehdichte, große Herden, umfangreiche Verwendung von Maissilage).
  • Mitteleuropa: Deutschland – relativ intensive Produktionssysteme, mit hohem Anteil an Silomais in der Futterration der Milchkühe. Diese Systeme scheinen in der Europäischen Union am weitesten verbreitet zu sein. Sie bieten den Kühen teilweise Weidegang auf Acker- oder Dauergrasland und zeichnen sich durch eine relativ intensive Fütterung mit Grassilage, Maissilage und Kraftfutter aus. Die Betriebe in diesen Regionen sind mittelgroß mit etwa 100 ha und weisen hohe Milchleistungen auf.
  • Mitteleuropa: Österreich – Gebirgssysteme: Im Alpenraum ist der Anteil an Dauergrünland hoch und der Tierbesatz niedrig (weniger als 1 GVE/ha LF). Die Milchleistung ist mittelhoch (rund 6.000 kg/Kuh/Jahr). Die Betriebe sind zumeist klassische Familienbetriebe und sind kleiner als die zuvor Beschriebenen.
  • Südosteuropa: Rumänien – Semi-Subsistenzsysteme. In diesen Systemen ist die Betriebsdichte   Viehdichte besonders hoch, die Milchleistung ist gering bis mittel (etwa 4.000 kg/Kuh/Jahr) und der Anteil an Dauergrünland ist eher hoch, aber variabel. Diese Betriebe sind sehr klein, besitzen rund 10 ha und halten wenige Milchkühe (etwa 7 Kühe). Diese Betriebe verwenden einen hohen Anteil an selbst erzeugtem Kraftfutter (durchschnittlich 50 %). Diese Betriebe sind häufig mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert und das Produktionssystem ist sehr arbeitsintensiv, diese Arbeit wird zumeist von der Familie geleistet.
  • Südeuropa: Italien und Griechenland – mediterrane Systeme. In diesen Systemen sind die Betriebe größer (durchschnittlich 100 ha und 100 Kühe) mit hohen Milchleistungen und einem geringen Anteil an selbst angebauten Kraftfutter. Die Arbeitskräfte sind überwiegend angestellt. Diese Betriebe praktizieren eher keine Weidehaltung für laktierende Kühe. In diesen Systemen mit hohem Input basiert die hohe Milchleistung auf einer hohen Kraftfuttermenge (> 400 g/l Milch; > 3 Tonnen/Kuh/Jahr). In diesen Betrieben werden häufig Holsteinkühe gehalten und mit einem hohen Anteil Maissilage sowie Grassilage und Heu gefüttert.

In einem geschichteten Stichprobenverfahren sollen insgesamt mindestens 500 Betriebe ausgewählt werden, die die Betriebstypen angemessen repräsentieren und die es ermöglichen, das Modell zur Tierwohlbewertung zu testen. Die Schichtung wird zunächst auf der Grundlage von Teilregionen/Produktionssystemen erfolgen, die, soweit innerhalb des Konsortiums durchführbar, die relative Bedeutung der Milcherzeugung der einzelnen Systeme und damit der Zielpopulation aller EU-Milchviehbetriebe abbilden:
‒    Deutschland ((intensive Systeme , silomaisbasierte Fütterung) 80 Betriebe
‒    Österreich (Berglandwirtschaft) 80 Betriebe
‒    Italien (mediterrane Systeme) 70 Betriebe
‒    Griechenland (mediterrane Systeme) 30 Betriebe
‒    Irland (Intensive Graslandwirtschaft) 100 Betriebe
‒    Rumänien (Semi-Subsistenzsysteme) 70 Betriebe
‒    Schweden (Temporäre Graslandwirtschaft) 70 Betriebe

 

1 Die Klassifizierung in Bezug auf die Produktionssysteme basiert auf einer vorläufigen Analyse im Rahmen des Horizon 2020-Projekts PATHWAYS (https://pathways-project.com).

Daten und Methoden

Die Betriebserhebungen erfolgen nach einer umfangreichen Einarbeitung in die Erfassungsmethoden. Insbesondere bei den tierbezogenen Indikatoren werden Schulungen dafür sorgen, dass zwischen sämtlichen Beurteiler:innen des Projektkonsortiums eine ausreichende Beobachterübereinstimmung gewährleistet ist.

Folgende Risikofaktoren wurden für das Tierwohl auf Betriebsebene identifiziert und wurden somit im Modell berücksichtigt:

  • Überbelegung: Tier-Liegebox-Verhältnis > 1:1
  • geringes Platzangebot: < 7 m2 je Kuh
  • ungeeignete Boxenabmessungen: nur maximal 90% der für die Tiergröße empfohlene Boxenlänge oder -breite
  • kein Weidegang: kein Angebot von Weidegang für laktierende Kühe für mindestens zwei Monate im Jahr

Auf Basis dieser Betriebsmerkmale erfolgt die Auswahl der Betriebe auf denen das Model getestet wird. So werden neben Kontrollbetrieben, die keine der o.g. Risikofaktoren aufweisen, Testbestriebe besucht werden, die voraussichtlich bestimmte Kombinationen der Risikofaktoren aufweisen:

  1. Test-Betriebe „Überbelegung“ weisen keinen der o.g. Risikofaktoren auf, außer ein Kuh-Liegeboxverhältnis > 1:1
  2. Test-Betriebe „geringes Platzangebot und unzureichende Boxenmaße“ weisen eben diese beiden Kriterien auf, ansonsten haben dort die Kühe Weidegang und der Boxenlaufstall ist nicht überbelegt
  3. Test-Betriebe „kein Weidegang“ sind Betriebe, die keine der o.g. Risikofaktoren aufweisen, jedoch reine Stallhaltung haben, den Kühen also keinen Weidegang anbieten.
  4. (Kontrollbetriebe weisen keinen der o.g. Risikofaktoren auf).

Auf diesen 80 Betrieben in Deutschland (bzw. 500 insgesamt im Projekt) werden die folgenden tierbezogenen Indikatoren zur Bewertung des Tierwohls in den Betrieben nach definierten Methoden erhoben:

  • Mortalität,
  • Lahmheit,
  • Verletzungen,
  • Verschmutzung,
  • Aufstehverhalten,
  • Agonistisches Verhalten.

Danach erfolgt die Analyse der Daten bzw. die Überprüfung, in wie fern das risikobasierte Model zur Tierwohlbewertung auf Betriebsebene, basierend auf den o.g. Risikofaktoren, mit einer Überschreitung bestimmter definierter Schwellenwerte für die tierbezogenen Tierwohlindikatoren, also einem niedrigen Tierwohlniveau in Verbindung stehen.

Unsere Forschungsfragen

Test des risikobasierten Models zur Tierwohlbewertung von Milchkühen (EFSA Journal 21 (2023)).

EFSA AHAW Panel (EFSA Panel on Animal Health and Animal Welfare), Nielsen SS, Alvarez J, Bicout DJ, Calistri P, Canali E, Drewe JA, Garin-Bastuji B, Gonzales Rojas JL, Schmidt CG, Herskin M, Michel V, Miranda Chueca MA, Padalino B, Roberts HC, Spoolder H, Stahl K, Velarde A, Viltrop A, De Boyer des Roches A, Jensen MB, Mee J, Green M, Thulke H-H, Bailly-Caumette E, Candiani D, Lima E, Van der Stede Y and Winckler C, 2023. Scientific Opinion on the welfare of dairy cows. EFSA Journal 2023; 21(5):7993, 177 pp. https://doi.org/10.2903/j.efsa.2023.7993

Vorläufige Ergebnisse

Das Projekt ist im April 2024 gestartet, daher liegen noch keine Ergebnisse vor.


Thünen-Ansprechperson

Dr. Solveig March

Telefon
+49 4539 8880 327
Telefon
+49 531 2570 2044
solveig.march@thuenen.de

Beteiligte externe Thünen-Partner

Zeitraum

4.2024 - 10.2026

Weitere Projektdaten

Projektstatus: läuft

Publikationen

  1. 0

    Brinkmann J, Frieten D, Magierski V, Ivemeyer S, March S (2024) Das Tierwohl im Blick [online]. Ökologie & Landbau 52(209=1/2024):28-29, zu finden in <http://www.oekologie-landbau.de> [zitiert am 08.01.2024]

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn067457.pdf

  2. 1

    Magierski V, Ostermair J, Grosse M, Brinkmann J, March S, Ivemeyer S (2024) Tierwohl in der ökologischen Landwirtschaft - Tiergerechtheit weiterentwickeln und transparent machen, Teilprojekt Schaf/Ziege. In: 16. Bioland Schaf- und Ziegentagung 2024, 13. bis 15. Oktober 2024 in Bielefeld mit Online-Übertragung : Tagungsreader. Mainz: Bioland eV, p 16

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