Institut für
OL Ökologischen Landbau
Projekt
Alternativen gegen den Rapsglanzkäfer
Schädlingsregulierung im ökologischen Winterrapsanbau
Schädlingsbefall ist für den Rapsanbau im Ökologischen Landbau bislang ein unkalkulierbares, hohes Risiko. Da es keine biologischen Pflanzenschutzmittel gibt, die im Ökologischen Landbau zugelassen sind, muss nach Alternativen gesucht werden.
Hintergrund und Zielsetzung
Nur 0,1 % der gesamten Rapsanbaufläche in Deutschland wird bislang ökologisch bewirtschaftet – also nur ca. 2.000 ha. Dem steht eine hohe Nachfrage zur Herstellung von Speiseölen etc. gegenüber. Rapskuchen eignet sich obendrein aufgrund des sehr hohen Methioningehaltes sehr gut als Futter. Gründe für den geringen Anbauumfang sind ein hoher und frühzeitiger Nährstoffbedarf, die Unkrautregulierung und vor allem der Befall mit Schädlingen. In diesem Projekt haben wir uns daher zum Ziel gesetzt, umweltverträgliche, systemkonforme Methoden zu entwickeln, mit denen der Schädlingsbefall durch Anlage von Randstreifen oder Mischanbau mit Fangpflanzen (Rübsen) und durch örtlich begrenzte Anwendung von direkten Kontrollmaßnahmen im ökologischen Winterrapsanbau reduziert werden kann.
Vorgehensweise
Das Projekt wurde von den vier Verbundpartnern, dem Julius Kühn-Institut (Projektkoordination), dem Thünen-Institut für Ökologischen Landbau, der Universität Göttingen und Universität Kassel-Witzenhausen in den Jahren 2008 – 2010 durchgeführt. In den unterschiedlichen Anbauregionen haben wir Parzellenversuche und großflächige Versuche auf Praxisflächen angelegt. Die zusammengeführten Ergebnisse haben wir auf Feldtagen Landwirten und Beratern vorgestellt und mit ihnen diskutiert.
Die Projektpartner setzten unterschiedliche Schwerpunkte, wobei folgende vier Arbeitsziele im Vordergrund standen:
- Attraktivität und Eignung verschiedener Fangpflanzensorten (Rübsen) und -gemenge,
- Befallsreduzierende Wirkung von Fangpflanzenstreifen und Raps-Rübsen-Gemengesaaten,
- Kombinationseffekte von direkten Regulierungsmaßnahmen mit Fangstreifen,
- Begleitende Boden- und Pflanzenanalysen, mit denen Nährstoffversorgung und Kompensationsfähigkeit gegenüber dem Schädlingsbefall erfasst wurden.
Ergebnisse
Die unter Praxisbedingungen durchgeführten Versuche sowie die Ergebnisse der Feldversuche belegen: Für den Rapsglanzkäfer ist Rübsen durchgehend attraktiver als Raps. Durch den direkten Vergleich von Rapsfeldern mit und ohne Rübsen-Randstreifen sowie von Raps/Rübsen-Mischsaaten mit Raps-Reinsaat in Praxis- sowie Feldversuchen konnten wir den Erfolg dieser Maßnahme in seiner gesamten Wirkungsvielfalt untersuchen. Entgegen den Erwartungen wurde weder der Schädlingsbesatz noch der Schaden im Rapskernbestand durch den Rübsen-Fangstreifen wesentlich reduziert. Ebenso erbrachte die flächige Mischsaat von Raps mit Rübsen keine deutliche Entlastung für die Schadensausprägung in der Hauptkomponente Raps. Die Wirkungsgrade der Fangpflanzen blieben damit deutlich hinter den Erwartungen der Praxis zurück und die Mehraufwendungen überstiegen den erwarteten Nutzen. Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass der alleinige Fangpflanzenanbau als Randstreifen um den Rapsbestand herum oder als Mischsaat der Praxis als alleiniges Konzept für die Schädlingsregulierung nicht empfohlen werden kann und sogar das ökonomische Verlustrisiko erhöht. Diese Erkenntnis ist für die Praxis sehr wertvoll, da Fangpflanzen zum Teil empfohlen werden und der Landwirt glaubt, durch die stärkere Bindung der Rapsglanzkäfer an den Rübsen, den Schädlingsbefall erfolgreich regulieren und damit die Erträge erhöhen zu können.
Die Untersuchungen zu Pflanzenschutzmitteln auf naturstofflicher Basis ergaben Hinweise, welche Wirkstoffe eine wirksame Kontrolle der Rapsglanzkäfer ermöglichen. Dazu zählt Spinosad, ein Fermentationsprodukt aus einem Bodenmikroorganismus und Gesteinsmehlen, das beachtliche Wirkungsgrade von bis zu 78% und eine Wirkungsdauer von bis zu 6 Tagen erreichte. Es müsste mehrfach angewendet werden, sodass es nur für die Teilflächenbehandlung in Frage käme. Während Spinosad in der Schweiz in einem Pflanzenschutzmittel für Raps zugelassen ist, fehlt eine derartige Zulassung bisher in Deutschland.
Die pflanzenbaulichen Begleituntersuchungen verdeutlichten die Schwierigkeiten des ökologischen Rapsanbaus, die ausgehend von dem hohen Nährstoffbedarf über Probleme bei der Unkraut- und Schädlingsregulierung reichen und sich dementsprechend in hohen Ertragsschwankungen von 3 bis 42 dt/ha in der Praxis zeigten. Wir stellten bei Analyse der Pflanzen oftmals fest, dass sie insbesondere zu Vegetationsbeginn im Frühjahr nicht ausreichend mit Stickstoff versorgt waren. Die Schwefelversorgung war in der Regel ausreichend, wurde aber auf einigen Standorten durch eine zusätzliche Schwefeldüngung mit den im Ökologischen Landbau zugelassenen Düngemitteln sichergestellt. Zusammenhänge zwischen Anbauregion, Anbaumanagement, Nährstoffversorgung, Schädlingsbefall und dem Ertrag konnten nicht herausgearbeitet werden, da die Anzahl untersuchter Standorte zu gering war und die Anbauverfahren zu stark variierten.
Thünen-Ansprechperson
Beteiligte externe Thünen-Partner
- Julius Kühn-Institut - Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI)
(Quedlinburg, Braunschweig, Groß Lüsewitz, Kleinmachnow, Deutschland) - Georg-August-Universität Göttingen
(Göttingen, Deutschland) - Universität Kassel
(Kassel, Witzenhausen, Deutschland) -
Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN)
(Visselhövede, Deutschland)
Geldgeber
-
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
(national, öffentlich)
Zeitraum
9.2008 - 3.2012
Weitere Projektdaten
Projektfördernummer: BÖL 06OE350
Förderprogramm: Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
Projektstatus:
abgeschlossen