Institut für
OF Ostseefischerei
Bestandstrennung
Verschiedene Fischbestände mischen sich an den Grenzen ihrer jeweiligen Verbreitungsgebiete. Damit aber unsere Bestandberechnungen verlässlich sind, müssen wir in der Lage sein, diese Fische korrekt ihrem Bestand zuordnen zu können.
Insbesondere die Ausbreitung eines größeren Bestandes in das Gebiet eines benachbarten, kleineren Bestands kann unsere Wahrnehmung ebendieses kleineren Bestandes stark beeinflussen. Dieser Effekt wird zunehmend bei den beiden Dorschbeständen der Ostsee vermutet, hier hat der Östliche Bestand in den vergangenen Jahren stärker zugenommen als der kleinere Bestand des westlichen Dorsches. Die Bestandstrennung versucht daher, einzelne Fische aus Fängen in einem Mischgebiet möglichst genau einem Bestand zuzuordnen, damit diese Fische für eine sachgerechte Schätzung in ihren jeweiligen Bestand „zurückgebracht“ werden können. Zur Bestandstrennung werden verschiedene Methoden eingesetzt, wie etwa der Analyse unterschiedliche genetischer Signaturen, Unterschiede in biologischen Parametern, Laichzeit, Wachstum und Fruchtbarkeit, Parasitenbefall, usw.
Viele dieser Methoden sind zeitaufwändig und teuer und ihr Erfolg hängt davon ab, ob die richtige Markierung gefunden wird, welche tatsächlich eine Bestandtrennung ermöglicht und nicht bloß im Rahmen biologischer Variabilität aufgetreten ist. Wir sind spezialisiert auf die Analyse von Otolithen, den Gehörsteinchen von Fischen, die wir auch zur Altersbestimmung verwenden. Wir untersuchen chemische Signaturen in den Otolithen (oder in den Muskeln) und analysieren die Form und Umrisse der Otolithen. Die chemischen Eigenschaften des (aquatischen) Lebensumfelds eines Fisches werden während des Wachstums des Fisches im Otolithen archiviert. Die Lebensgeschichte eines Fisches lässt sich rekonstruieren, indem man die chemische Zusammensetzung entlang der Wachstumsachse seines Otolithen bestimmt. Unser Institut verfügt über eine Micromill („Mikrofräse“) zur präzisen Gewinnung kleinster Pulverproben aus Otolithen für die chemische und Isotopenanalytik. Wir untersuchen beispielsweise die Verhältnisse stabiler Isotope wie δ13C, δ15N, δ18O oder δ34O, um Rückschlüsse auf Geburtsgebiete oder Bewegungen zwischen verschiedenen Gewässern zu ziehen.