Institut für
OF Ostseefischerei
Trawl Surveys
Die Häufigkeit bodenlebender Fischarten wie Dorsch, Wittling, Flunder, Scholle, Kliesche und Steinbutt kann durch standardisierte Netzfänge ermittelt werden.
Dafür werden immer zur gleichen Jahreszeit mit einem Standardnetz Fänge einer definierten Dauer durchgeführt. Aus den Fangergebnissen lässt sich hochrechnen, wie viele Fische einer Art in einem Gebiet vorkommen und wie sich diese Häufigkeit über die Jahre ändert. Außerdem erheben wir auf den Forschungsreisen weitere Daten zum Zustand der Fischbestände, wie Alter, Reife, Ernährungszustand, und Umweltdaten. Das Institut für Ostseefischerei führt derzeit drei verschiedene Trawl Surveys zu unterschiedlichen Jahreszeiten durch, die alle dem im Detail festgelegten Verfahren des Baltic International Trawl Surveys (BITS) folgen: Der BITS wird von allen Anrainerstaaten der Ostsee im Februar und November durchgeführt. Den Ostsee-Boxensurvey (BaltBox) macht das Institut für Ostseefischerei in der westlichen Ostsee. Auf den CoBalt-Reisen wird die Nachwuchsproduktion des Dorsches untersucht.
Baltic International Trawl Survey (BITS)
Der BITS liefert die wichtigsten fischereiunabhängigen Daten zum Zustand der Bodenfischarten Dorsch, Flunder, Scholle, Kliesche und Steinbutt in der Ostsee. Die Reisen werden zweimal jährlich im ersten und vierten Quartal durchgeführt.
Deutschland nimmt an diesen Reisen seit 1978 (4. Quartal) bzw. 1981 (1. Quartal) teil, seit 1991 mit FFS Solea zweimal jährlich teil und beprobt die westliche Ostsee mit ungefähr 120 Stationen jährlich (2 mal 20 Tage Reisedauer). Dänemark, Schweden, Estland, Lettland, Litauen, Russland, Polen und Deutschland erheben fast zeitgleich auf ihren Schiffen Daten zur Häufigkeit sowie zu Länge, Gewicht, und ggfs. Geschlecht, Reife und Gesundheitszustand der Nutzfische. Die Reisen werden durch den Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) koordiniert (durch die ICES-Arbeitsgruppe BIFS). Die zu beprobenden Stationen werden zufällig ausgewählt. Umweltdaten wie Wassertemperatur, Salz- und Sauerstoffgehalt werden wie Daten zur Verschmutzung durch Plastik gemessen und noch auf See in einer nationalen Datenbank gespeichert. Nach der Validierung der Werte werden diese in internationale Datenbanken überführt (DATRAS-Datenbank). Diese fischereibiologischen Daten sind Teil der Eingangsdaten, die der ICES im Rahmen seiner Arbeitsgruppen für die jährliche Bestandsberechnung und die Fangvorhersage verwendet und damit der Politik Empfehlungen für das Management der Fischbestände geben kann. Derzeit finden die Daten hauptsächlich Eingang in die Bestandsberechnungen des Ostseedorschs, sie finden aber zunehmend Anwendung für die Bestandsberechnung von Plattfischarten sowie der Meeresstrategierahmenrichtlinie finden. Die Europäische Union finanziert die Reise anteilig im Rahmen des Data Collection Frameworks.
Ansprechpartner im Institut für Ostseefischerei und Fahrtleiter der aktuellen Reisen ist Dr. Andres Velasco.
Cod in the Baltic (CoBalt): Reife- und Fruchtbarkeitsbestimmung an Dorsch
In dieser Serie von Forschungsreisen wurde seit 1992 mit FS Solea und FK Clupea die Reife und Fruchtbarkeit von Dorsch der westlichen und der östlichen Ostsee bestimmt.
Seit einer externen Begutachtung im Jahr 2009 folgen auch diese Reisen dem BITS-Standardprotokoll, dafür wurde die Frequenz von 4 Reisen pro Jahr auf zwei bis drei Reisen reduziert. Sie liefern uns wichtige Erkenntnisse über die Veränderungen der Fruchtbarkeit des Dorschs, finden aber derzeit nur mittelbaren Eingang in die Bestandsberechnungen des ICES. Ansprechpartner im Institut für Ostseefischerei und Fahrtleiter der aktuellen Reisen ist Martina Bleil.
BaltBox: Erfassung der Biodiversität und natürlichen Variabilität der Bodenfischfauna in der westlichen Ostsee
Der Boxensurvey (BaltBox) dient dem langfristigen Monitoring der Biodiversität der demersalen Fischartengemeinschaft und der Erfassung ihrer natürlichen Variabilität vor der deutschen Ostseeküste.
Das Thünen-Institut für Ostseefischerei führt den rein nationalen Survey mit FFS Solea seit 2003 in festen Referenzgebieten (Boxen) durch (siehe Karte). Die Boxen befinden sich in für die Ostsee charakteristischen Gebieten von der Kieler und über das Arkonabecken bis zur Oderbank. Die Beprobung erfolgt nach internationalem Standard (BITS), wobei die insgesamt 3 Boxen stets im Juni mit festen Stationen beprobt werden (~13 Tage Reisedauer). Es werden Daten zur Häufigkeit, Länge und Gewicht aller erfassten Arten erhoben sowie im Fall der wichtigsten kommerziellen Grundfisch-Arten (Dorsch und Plattfische) Daten zu Geschlecht, Reife und Gesundheitszustand. Auf jeder Station werden wichtige Hydrographiedaten zu Wassertemperatur, Salz- und Sauerstoffgehalt ermittelt. Zudem wird der beigefangene Müll im Rahmen des Fischereidaten-Erhebungsprogramms erfasst und dokumentiert.
Der BaltBox Survey soll eine Basis für das Erkennen und Bewerten von Eingriffsfolgen liefern bzw. dazu beitragen eventuelle Summationswirkungen aus der Vielzahl von Eingriffen bzw. klimatischen Veränderungen zu erfassen. Die westliche Ostsee stellt ein Übergangsgebiet zwischen dem marin geprägten Kattegatt und der eigentlichen Ostsee dar. Sie zeichnet sich durch eine thermohaline Schichtung, einen hohen Salzgehaltsgradienten von West nach Ost sowie eine hohe Dynamik der hydrographischen Parameter aus. Das Fischartenspektrum und die Verbreitung der einzelnen Arten werden stark durch diese natürlichen Phänomene bestimmt.
Seit 2013 ist der BaltBox-Survey im Rahmen der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie bei der EU als Survey zur langfristigen Erfassung der natürlichen Variabilität der demersalen Fischartengemeinschaft in der westlichen Ostsee gemeldet.
Ansprechpartner im Institut für Ostseefischerei und Fahrtleiter der aktuellen Reisen ist Dr. Daniel Oesterwind.