Institut für
OF Ostseefischerei
Projekt
Heringsrekrutierung
DCF (Data Collection Framework): Untersuchung der Ökologie von Heringslarven im Greifswalder Bodden und der westlichen Ostsee und Ermittlung eines Rekrutierungsindex für die Bestandsberechnung.
Um kommerziell genutzte Fischbestände möglichst nachhaltig bewirtschaften zu können muss die natürliche Sterblichkeit der Nachkommen (Rekruten) in die Bestandsberechnungen einbezogen werden. Im Rahmen von DCF verfolgt der Rügenheringslarvensurvey jährlich die Heringsrekrutierung und liefert in Form eines Rekrutierungsindex ein wichtiges Vorhersageinstrument für die Bestandsentwicklung des Herings der westlichen Ostsee. Eine weitere, zentrale Aufgabe dieses Projekts ist es die konkreten Mechanismen natürlicher Sterblichkeit zu verstehen, die sich jedes Jahr im Rekrutierungsindex widerspiegeln.
Hintergrund und Zielsetzung
Flache Küstensysteme wie der Greifswalder Bodden sind die wichtigsten Laichgebiete des Heringsbestands der westlichen Ostsee. Die Ergebnisse des dortigen Larvenmonitorings sind mittlerweile fester Bestandteil der ICES Bestandsanalyse und bilden das früheste Vorhersageinstrument im Lebenszyklus des Herings. Ziel dieses intensiven Monitoringprogrammes ist es, durch die jährliche Bestimmung eines Rekrutierungsindex eine solide Datengrundlage für ein nachhaltiges Ressourcenmanagement zu schaffen. Andererseits bieten die gesammelten Daten eine wichtige, einmalige Grundlage um die ökologischen Mechanismen zu verstehen, die letztendlich den Erfolg des Laichgeschäfts definieren. Diese Studien befassen sich u.a. mit der Funktion des Greifswalder Boddens als Retentionsgebiet der Heringslarven, den Einfluss von Laichräubern, der Nahrungsverfügbarkeit für Heringslarven , die Bedeutung des Laichsubstrats und den Effekt regionaler, klimatischer Extreme.
Vorgehensweise
Aus der Anzahl und dem Wachstum der Heringslarven im Saisonverlauf wird ein Index zum Reproduktionserfolg (N20) entwickelt. Diesen verwenden wir neben den Daten der Jungfischabundanz aus dem Hydroakustiksurvey im Herbst, Heringsrekrutierungals fischereiunabhängiges Maß für die Jahrgangsstärke des Heringsnachwuchs (Rekrutierungsindex). Der Ansatz in der mechanistischen Forschung umfasst sowohl hydrographische Modellierung als auch empirische Untersuchungen zur Ei-Entwicklung auf den Laichbetten und die Durchführung von Freiland- und Laborexperimenten zur Räuber-Beute Beziehung.
Daten und Methoden
Die im Monitoring erhobenen Daten umfassen die wöchentliche Anzahl und Längenverteilung der Heringslarven während der gesamten Laichzeit, von März bis Juni. Zusätzliche einwöchige Kontrollen auf potentielle Herbst- und Winterlaicher fahren wir im November - respektive Februar - jeden Jahres. Die Ichthyoplanktonproben nehmen wir auf 36 Stationen im Greifswalder Bodden mit einem Bongonetz (Maschenweiten: 335, 780 µm). Parallel erfassen wir wichtige Umweltparameter mit einer Hydrographiesonde. Der resultierende „N20“-Index basiert auf der modellierten Summe an Larven, die bis zum Ende der Laichzeit eine Körperlänge von 20mm erreichen. Diese Anzahl korreliert stark mit der Anzahl an Jungfischen, die sich im folgenden Herbst in der westlichen Ostsee findet, und mit der Anzahl der Tiere, die drei Jahre später in die Fischerei einwachsen. Um die natürlichen Stressoren der Frühentwicklung zu verstehen, führen wir im Rahmen von Examensarbeiten verschiedene Fallstudien durch. Diese umfassen unter anderem regelmässiges Beproben der Heringseier auf den Laichbetten (van Veen Greifer), um das Laichgeschäft zu charakterisieren, Freiland und Laborexperimente zum Einfluss der Freßfeinde auf den Heringslaich, Hydrographische Modelle der Larvenretention im Laichgebiet Greifswalder Bodden und das Erfassen des Nahrungsspektrums für die Larven mittels wöchentlicher Planktonproben in Relation zum Wachstum der Larven.
Vorläufige Ergebnisse
Die Historie des RHLS im Greifswalder Bodden reicht zurück bis 1977. Während die historischen Daten der 1970er und 1980er Jahre noch für moderne Datenbanken aufbereitet werden, steht uns bereits eine valide, standardisierte Zeitreihe ab 1991 zur Verfügung. Diese Zeitreihe macht deutlich, dass die Nachwuchsjahrgänge des Rügenherings sehr starken jährlichen Schwankungen unterworfen sind. Vor allem aber zeigt sich, dass die starken Jahrgänge seit etwa 2004 ausbleiben und sich der jährliche Wert des N20 Index seit dem unterhalb des Zeitreihenmittels bewegt. Obwohl sich die Laicherbestände unter einer strikten Regulierung der Fangmengen erholen, ist die natürliche Sterblichkeit der frühen Entwicklungsstadien sehr hoch. Der Bestand muss vorsichtig bewirtschaftet werden muss, da voraussichtlich nur wenig Nachwuchs das Erwachsenenalter erreicht. Die genauen Ursachen für das Ausbleiben der starken Jahrgänge sind bislang unklar. Die jährlichen Schwankungen erklären sich potentiell aus unterschiedlichen Konstellationen von Umweltfaktoren wie extremen saisonalen Temperaturverläufen, Sturmereignissen, und Wegfraß der Heringseier durch Stichlinge. Die Nahrungssituation ist während des späteren, bestandsrelevanten Larvenaufkommens im späten April-frühen Mai normalerweise nicht limitierend. Die hydrodynamischen Modelle lassen vermuten, dass keine signifikanten Mengen an Larven passiv aus dem System verdriftet werden.
Thünen-Ansprechperson
Zeitraum
Daueraufgabe 1.2001
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
läuft
Poster: Heringsrekrutierung
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Publikationen
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Moll D, Asmus H, Blöcker AM, Böttcher U, Conradt J, Färber L, Funk N, Funk S, Gutte H, Hinrichsen HH, Kotterba P, Krumme U, Madiraca F, Meier HEM, Meyer S, Moritz T, Otto SA, Pinto G, Polte P, et al (2024) A climate vulnerability assessment of the fish community in the Western Baltic Sea. Sci Rep 14:16184, DOI:10.1038/s41598-024-67029-2
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