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Institut für

OF Ostseefischerei

Projekt

Küstennutzung und Klimawandel


Federführendes Institut OF Institut für Ostseefischerei

© Etter & Karstens, CeOS, Uni Kiel
Abbildung 1. Küstenabschnitt in Stein-Wendtorf.

Küstenfischerei,- biodiversität, räumliche Nutzung und Klimawandel: Ein partizipativer Ansatz um die westliche Ostsee in eine nachhaltige Zukunft zu führen

Die westliche Ostsee steht wie viele andere dicht besiedelte Küstenregionen unter erheblichen Druck zahlreicher, oft miteinander im Konflikt stehender Interessen. Im Rahmen dieses interdisziplinären Projektes werden zusammen mit Vertretern aus den verschiedenen Interessengruppen (Fischerei, Tourismus, Naturschutz, Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Meereswissenschaft und anderen) Lösungsansätze und Visionen erarbeitet, die den unausweichlich anstehenden Strukturwandel an der Ostsee in eine nachhaltige Richtung steuern. Das Projekt wird vom Center for Ocean and Society der Universität Kiel geleitet und das Thünen-Institut für Ostseefischerei beteiligt sich hierbei in erster Linie mit grundlegenden ökologischen Studien, welche die Bedeutung der verschiedenen Laichgebiete des Herings für den Gesamtbestand in der westlichen Ostsee beurteilen sollen.

Hintergrund und Zielsetzung

Marine Küstenökosysteme wie die westliche Ostsee stehen unter Druck. Ihre Biodiversität leidet unter negativen anthropogenen Effekten hervorgerufen durch den Klimawandel, Eutrophierung durch die Landwirtschaft und insbesondere die Überfischung. Die Küstenfischerei in der westlichen Ostsee ist dabei selbst durch direkte und indirekte Konsequenzen des Klimawandels und Biodiversitätsverlustes bedroht. Zum einen sinken die Bestände der Hauptzielarten Dorsch (Gadus morhua) und Hering (Clupea harengus) und damit auch die Konkurrenz mit der kleinen Hochseefischerei sowie der Angelfischerei. Zum anderen leidet die Küstenfischerei verstärkt unter räumlichen Konflikten mit der zur Mitigation des Klimawandels nötigen Produktion erneuerbarer Energien in Windparks sowie mit der Einrichtung von Naturschutzgebieten zur Reduzierung des Biodiversitätsverlustes. An Land steht die Küstenfischerei neuerdings zudem auch vermehrt im Konflikt mit dem zunehmenden Küstentourismus. Der Trend zu mehr Urlaubsaktivitäten an der heimischen Küste (zur Vermeidung von klima- und umweltschädlichem Flugverkehr) benötigt zunehmend Küstenraum, z.B. für Unterkünfte und Sportbootanleger, der traditionellerweise der Fischerei zur Verfügung steht. Die aktuelle Corona-Pandemie erhöht zusätzlich den Druck auf die Fischerei mit einem hohen Risiko des ökonomischen Zusammenbruchs und damit unvorhersehbaren sozialen und ökonomischen Konsequenzen für die Küstengemeinschaft der westlichen Ostsee.

Es zeigt sich also, dass die ökonomische Entwicklung von Küstengemeinden, Klimawandel sowie die Biodiversität- und die Fischereikrise eng miteinander verknüpft sind. In Zukunft müssen deshalb die vielfältigen Konflikte zwischen den Nutzer- und Interessengruppen sowie der Zivilgesellschaft nachhaltig gelöst werden. Dieses Ziel ist umso mehr eine Herausforderung, da die Konflikte in ein komplexes Netzwerk direkter und indirekter Interaktionen eingebunden sind, welche die aktuellen Entwicklungen in der westlichen Ostsee ausgelöst haben und momentan weiter verstärken. Das Hauptziel von SpaCeParti ist daher die Entwicklung von wissenschaftlichem und politischem Handlungswissen, um die Fischerei in der westlichen Ostsee in eine nachhaltige Zukunft zu lenken und gleichzeitig die Bedürfnisse des Schutzes der biologischen Vielfalt, des Tourismus und der Erzeugung erneuerbarer Energien zu berücksichtigen.

Vorgehensweise

Das Projekt gliedert sich in 6 grundlegende Arbeitspakete (AP), die folgende Schwerpunkte verfolgen:

 

AP1. Die Entwicklung und Erprobung eines partizipativen Reallabor-Ansatzes zur gemeinsamen Produktion von neuem Wissen, von Lösungen aktueller Probleme und von Plänen für eine nachhaltige Zukunft

 

AP2. Die Schließung von Lücken im Verständnis der Funktionsweise des Ökosystems mit besonderen Schwerpunkten auf Änderungen in der Biodiversität sowie den kritischen Rekrutierungsprozessen der Dorsch- und Heringsbestände

 

AP3. Die Ermittlung politischer Prozesse und Zwänge sowie die Durchführung sozioökonomischer Analysen, die relevant für die Umsetzung transformativer Maßnahmen sind

 

AP4. Die Entwicklung räumlich aufgelöster Ökosystem- und Fischereimodelle, die neue Erkenntnisse über ökologische und ökonomische Prozesse berücksichtigen

 

AP5. Eine integrierte Bewertung aller Prozesse im sozial-ökologischen System als Grundlage für die Entwicklung dynamischer und adaptiver Politikpfade, die gegenüber künftigen Veränderungen robust sind und die Auswirkungen auf die verschiedenen Interessengruppen berücksichtigen

 

AP6. Die Steigerung der Bedeutung der Ergebnisse durch internationale Zusammenarbeit.

 

Das Institut für Ostseefischerei beteiligt sich hauptsächlich am Arbeitspaket 2 mit ökologischen Studien, bei denen unter Zuhilfenahme modernster Methoden die Bedeutung der verschiedenen Heringslaichgebiete für den Gesamtbestand in der westlichen Ostsee untersucht werden. Zu diesem Zweck wird zunächst die elementare Zusammensetzung von knöchernen Strukturen des Heringsnachwuchs in den Laichgebieten gemessen. Mit den daraus ermittelbaren elementaren „Fingerabdrücken“ lassen sich später in der Ostsee gefangene, erwachsene Tiere dem Laichgebiet zuordnen, in welchem sie selbst einst geschlüpft sind. Mit dem daraus abgeleiteten Wissen um die Bedeutung einzelner Laich- und Aufwuchsgebiete lassen sich künftige Ansätze zum Küstenzonenmanagement und zum Schutz dieser Gebiete präziser und effektiver ausrichten.

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

12.2021 - 11.2024

Weitere Projektdaten

Projektfördernummer: 03F0914E
Projektstatus: läuft

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