Vor ziemlich genau einem Jahr sind wir mit dem pelagischen Fischtrawler „Kristin“ von unserem Sprotten-Akustik Survey wiedergekommen. Über den Sommer 2021 haben wir die Daten ausgewertet und sie dann im Frühjahr 2022 bei den entsprechenden Arbeitsgruppen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) vorgestellt. Weil die Kristin so schnell für die ausgefallene „Walther Herwig III“ einspringen konnte, haben wir eine Unterbrechung der Zeitserie verhindert, die für die Bestandsberechnungen von Sprotten in der Ostsee fatal gewesen wäre.
Aber auch jetzt, ein Jahr später, ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen. Wenn ein Akustiksurvey mit einem anderen Schiff durchgeführt wird, kann es sein, dass die Kontinuität der Zeitserie verändert wird. Konkret bedeutet das, dass unterschiedliche Schiffe verschiedene Scheuchwirkungen auf die Fischschwärme haben können, wenn sie zum Beispiel unterschiedlich laut sind. Um dies quantifizieren und gegebenenfalls mit einem Koeffizienten korrigieren zu können, werden Interkalibrierungen zwischen Schiffen durchgeführt.
Bei der Interkalibrierung dampfen die beiden Schiffe in Formation über Fischschwärme und vermessen diese mit Hilfe der Echolotanlage. Alle Einstellungen sind genau wie beim klassischen Hydroakustiksurvey. Abwechselnd treten die beiden Schiffe die Führung an, damit am Ende verglichen werden kann, ob sich die Messungen unterscheiden.
Nachdem wir also alle Transekte des Sprotten-Hydroakustik-Surveys 2022 mit der „Walther Herwig III“ abgearbeitet hatten (456. Reise), haben wir uns am frühen Morgen des 22.05.2022 mit der „Kristin“ im Bornholmbecken getroffen, um zwei Tage lang in Formation Fischschwärme hydroakustisch zu messen. Der Abstand zwischen den beiden Schiffen betrug lediglich 400 m und sie dampften gerade weit genug zur Seite versetzt, damit das hintere Schiff nicht im Schraubenwasser des führenden Schiffes fuhr. Dabei standen wir kontinuierlich über Funk in Verbindung, um Manöver rechtzeitig anzugeben und eine erfolgreiche Messung zu garantieren. Alle vier Stunden hat das hintere Schiff dann das vordere überholt, um dann selbst in Führung zu gehen.
Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Schiffen lief grandios und so konnten wir uns am Abend des 23. Mai mit gleichzeitigem Ertönen der Schiffshörner voneinander verabschieden. Die „Kristin“ hat ihre Heimreise angetreten und die „Walther Herwig III“ ist Richtung Rostock gedampft, um dort nach drei Wochen erfolgreich abgearbeitetem Surveyprogramm die Wissenschaft absteigen zu lassen. Wieder an Land, werden die aufgenommenen Daten jetzt verglichen, um zu prüfen, ob es Unterschiede gibt. Falls erforderlich, werden die Messungen des letztes Jahres mit dem berechneten Koeffizienten für die „Kristin“ an die lange Zeitserie der „Walther Herwig III“ entsprechend angepasst.
Unter diesem Link können Sie das vollständige Seetagebuch nachlesen.
Kontakt: Dr. Stefanie Haase