In den vergangenen Jahren ist der Nordische Kalmar (Loligo forbesii) in den Europäischen Schelfmeeren, einschließlich der Azoren, eine wertvolle Ressource für die kommerzielle Fischerei geworden. Über seine Populationsstruktur und Phylogeographie ist jedoch sehr wenig bekannt, was die Entwicklung eines nachhaltigen Fischereimanagements erschwert. Ein internationales Team aus Forscherinnen und Forschern, geführt vom Thünen-Institut für Ostseefischerei und von der Universität Rostock, hat nun im angesehenen Fachblatt Scientific Reports eine Studie veröffentlicht (Link zum Artikel in Scientific Reports), in der es zwei Arten von Genanalysen kombiniert hat: Die Analyse von nuklearen Mikrosatelliten und die Sequenzierung der mitochondrialen Cytochrom Oxidase-Untereinheit I (COI). Während die hohe Mutationsrate von Mikrosatelliten die Beschreibung von Konnektivitätsmustern ermöglicht, liefert die niedrigere Mutationsrate von COI Informationen zur Entwicklungsgeschichte auf einer längeren Zeitskala.
In seiner Studie untersuchte das Team erstmalig Tiere aus fast dem gesamten Verbreitungsgebiet und konnte so neue Haplotypen beschreiben. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Genfluss über große geografische Entfernungen existiert, der allerdings durch ozeanographische Barrieren eingeschränkt ist. Anhand der COI-Sequenzen konnte das Team eine isolierte Gruppe bei den Azoren sowie jeweils eine weitere im Atlantik und Mittelmeer definieren. Die beiden letzteren stehen miteinander in geringem Austausch. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass das Mittelmeer vom Atlantik aus besiedelt wurde. Die Ergebnisse der Mikrosatellitenanalysen zeigen eine ähnliche Populationsstruktur, deuten aber bereits auf kleine Abspaltungen innerhalb der großen Populationen hin. „Auf der Grundlage unserer Ergebnisse empfehlen wir, dass das zukünftige Fischereimanagement mindestens drei verschiedene genetische Gruppen von L. forbesii berücksichtigen sollte. Eine genauere Einteilung in kleinere Bewirtschaftungseinheiten ist mit den aktuell verfügbaren genetischen Markern derzeit leider nicht möglich. Um die komplexe Populationsstruktur von L. forbesii zu verstehen und die Bestände für eine präzisere nachhaltige Bewirtschaftung zu differenzieren, bedarf es weiterer Forschung und alternativer Methoden“, so Dr. Daniel Oesterwind vom Thünen-Institut für Ostseefischerei.
Kontakt: Dr. Daniel Oesterwind