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© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Projekt

Aquatische Produktionssysteme neu denken


Federführendes Institut SF Institut für Seefischerei

Produktionssysteme von Fisch und Meeresfrüchten neu denken
© Thünen-Institut/Sarah Simons/Canva
Produktionssysteme von Fisch und Meeresfrüchten neu zu denken bedeutet innovative Produktionsformen der Aquakultur und Fischerei ökonomisch und ökologisch zu bewerten, Ressourceneffizienz bei der Verarbeitung zu berücksichtigen und Entwicklungspotenziale für regionale Wertschöpfung, Vermarktung und Branchenentwicklung zu identifizieren.

Soziale und bioökonomische Analysen in der Fischwirtschaft

Der beschäftigungs- und umsatzstärkste Bereich der Fischwirtschaft ist die verarbeitende Industrie und der Großhandel. Schon jetzt kommt der Großteil deutscher Fänge von wenigen Hochseefahrzeugen und der überwiegende Teil des Inlandsverbrauchs wird importiert. Welche umweltfreundlichen Produktionssysteme von Fisch und Meeresfrüchten rechnen sich in Zukunft noch in Deutschland und welche strukturellen Veränderungspotenziale gibt es? Dies ist unsere Leitfrage, die wir in inter- und transdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Human- und Naturwissenschaftlern sowie mit Umwelt- und Wirtschaftsverbänden in den Blick nehmen.

Hintergrund und Zielsetzung

Der Brexit, zunehmende Raumkonkurrenz mit Naturschutz und Windenergieausbau, verschärfte Umweltauflagen, eine überaltere Flotte (im Mittel 30-40 Jahre) und der Klimawandel sorgen für eine geringe Investitionsbereitschaft im Sektor. Die Auswirkungen erstrecken sich neben der Fischerei selbst auch auf vor- und nachgelagerte Wirtschaftszweige in den Küstenregionen. Besonders gefährdet sind kleine Familienbetriebe. Um den Zustand empfindlicher Meereslebensräume, die langfristige Nachhaltigkeit der Fischbestände und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der lokalen Fischereigemeinschaften zu verbessern, müssen umweltfreundlicher Fang- bzw. Produktions- und Verarbeitungsmethoden eingesetzt werden. So ist beispielsweise in der Schleppnetzfischerei auf Kaisergranat die Umstellung auf passive Fangtechniken eine Option, um lebend gefangene Ware als lokales und nachhaltiges Produkt zu vermarkten. Dies ermöglicht Fischern, einen höheren Preis bei lokalen Fischhändlern, Restaurants und Verbrauchern zu verlangen als sie derzeit für die durch Schleppnetze gefangene Ware erzielen können.

Zusätzlich wird der Einsatz von Fang- bzw. Produktionstechniken, die sicher mit Offshore-Windparks, anderen Offshore-Entwicklungen und Meeresschutzgebieten koexistieren können, immer wichtiger, da der Wettbewerb um Platz in der Nordsee weiter zunimmt.

Wir erforschen, wie unter den sich verändernden Bedingungen nachhaltig und dennoch wirtschaftlich in Deutschland produziert werden kann. Da der größte Teil der von uns konsumierten Fische und Meeresfrüchte importiert wird, untersuchen wir auch, wie Importe in Bezug auf ihre nachhaltige Erzeugung bewertet werden können. Dafür soll eine solide Datenbasis zu den faktischen Entwicklungen erstellt werden sowie zusammenfassende Bilanzen und Indikatoren entwickelt werden. Es werden die Nutzung und das Potenzial erfasst sowie der Weg der Ware bis zum breiten Spektrum des Endnutzers. Dabei werden Änderungen der Wertschöpfungskette als Folge zukünftiger Weiterentwicklung (z.B. dynamische technologische Entwicklungen) mit berücksichtigt. Mithilfe von Modellen wird das Verständnis systemischer Zusammenhänge und Wechselwirkungen erweitert.

Unser Ziel ist es, die wirtschaftliche Machbarkeit alternativer Produktionssysteme und Entwicklungsstrategien in der Fischwirtschaft zu untersuchen. Unser Anspruch ist, dabei konkret zu werden und im System spürbare Veränderungen zu erzielen.

Zielgruppe

Wissenschaft, Wirtschaft und Politik

Vorgehensweise

Im Zentrum stehen wissenschaftlich begleitete Testläufe in der Praxis zusammen mit Betrieben sowie die anschließende Analyse zum wirtschaftlichen Potenzial und möglicher Vermarktungswege. Die Neu- und Weiterentwicklung von bioökonomischen Modellen helfen uns, Zukunftsszenarien durchzurechnen und deren Folgen für die Fischbestände sowie für die Fischereiflotte abzuschätzen.

Unsere sozialen und ökonomischen Analysen können von der regionalen bis zur internationalen Ebene reichen und sektorübergreifend die Fischerei, Aquakultur und Fischverarbeitung umfassen. Eine fortlaufende Erhebung von sozialen und ökonomischen Daten in diesen Bereichen sowie eine gezielte Aufbereitung vorhandener Daten bilden die Basis dieser Arbeit. Anhand der gewonnenen Informationen beurteilen wir z.B. Kosten, Preise und Wettbewerbsfähigkeit alternativer Produktionssysteme.

Insgesamt arbeiten wir über Disziplinen hinweg und mit Akteuren aus der Wirtschaft, Politik und des Umweltschutzes. Wir begleiten und beraten die Politik und die Akteure der Fischwirtschaft, den Sektor nachhaltig zu gestalten und umweltfreundliche Lösungen in die Praxis zu bringen.

Daten und Methoden

 

  • Erhebung ökonomischer und sozialer Daten.
  • Methoden der empirischen Sozialforschung, bioökonomische Modellierung, Stoffstromanalysen, Sektoranalysen.

Unsere Forschungsfragen

  • Welche umweltfreundlichen Produktionssysteme von Fisch und Meeresfrüchten rechnen sich in Zukunft in Deutschland?
  • Welche strukturellen Veränderungspotenziale gibt es?
  • Welchen Einfluss haben natürliche, politische, wirtschaftliche und technologische Rahmenbedingung und ihre Änderungen auf die Produktion?
  • Wie entwickeln sich Erlöse, Produktionskosten und Wirtschaftlichkeit bei alternativen Produktionsformen?
  • Wie viel Fisch und Meeresfrüchte produziert Deutschland und wieviel davon steht dem deutschen Markt zur Verfügung?
  • Woher kommt unser Fisch und unter welchen Bedingungen wird er erzeugt?
  • Ist eine Fischart nachhaltiger als eine andere? An welchen Stufen der Wertschöpfungskette lässt sich dies messen?
  • Wie effizient ist die deutsche Produktion aquatischer Lebensmittel?
  • Werden Fischabfälle in Deutschland bestmöglich verwertet?

Thünen-Ansprechperson

Zeitraum

1.2020 - 12.2027

Weitere Projektdaten

Projektstatus: läuft

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