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© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Projekt

Wie wettbewerbsfähig ist der Fischerei- und Aquakultursektor?


Federführendes Institut SF Institut für Seefischerei

riesige Karpfenteiche im Barycz Tal
© Thünen-Institut/Tobias Lasner
Riesige, auch mal hundert Hektar umfassende Karpfenteiche prägen das Barycz Tal in Niederschlesien.

In Deutschland ist in den letzten Jahren sehr wenig in die Aquakultur investiert worden. Das politische Ziel ist aber eine deutliche Steigerung der Produktion. In diesem Teilprojekt von SUCCESS analysieren wir Produktionssysteme in der Aquakultur und in der Fischerei und bewerten deren Wettbewerbsfähigkeit.

Hintergrund und Zielsetzung

Zunächst analysieren wir verschiedene Produktionssysteme in der Aquakultur; für Deutschland sind dies Forelle und Karpfen. Durch die Erhebung ökonomischer Parameter können wir ‚typische Produktionssysteme’ bestimmen (Anwendung des Konzepts von Agri Benchmark zur Bestimmung typischer Betriebe - www.agribenchmark.org/fish). Mit Hilfe dieser Produktionssysteme können mögliche Änderungen in Verordnungen und Gesetzen bewertet werden.

In der Fischerei betrachten wir die Seelachsfischerei in der Nordsee. Mit Hilfe des FishRent-Modells untersuchen wir, wie sich Änderungen im Fischereimanagement oder z.B. höhere Treibstoffkosten auf die Rentabilität der Betriebe auswirken.

In einer speziellen Analyse untersuchen wir weiterhin die Entwicklung in der Schollenfischerei. Mit der Einführung des langfristigen Managementplans im Jahr 2008 hatte es zunächst eine Phase niedriger Fangquoten gegeben, bevor der Bestand stark anwuchs und die Fangquoten wieder heraufgesetzt werden konnten. In Zeiten niedriger Fänge war die Scholle allerdings in bestimmten Produkten (z.B. Tiefkühlprodukten) durch andere Fischarten ersetzt worden, und die Steigerung der Fänge führte zu einem starken Preisverfall. Trotz zunehmender Fänge blieben die Gesamterlöse unter dem Niveau der Zeit zur Einführung des Managementplans. Wir werden analysieren, welche Maßnahmen der Sektor hätte ergreifen können, um den starken Preisverfall zu vermeiden.

Zielgruppe

Politik, Wirtschaft & Verbände, Wissenschaft, Öffentlichkeit

Ergebnisse

Traditionelle Teichwirtschaft im Aischgrund und im Barycz-Tal

Als Fallstudie für eine traditionelle, naturnahe Teichwirtschaft haben wir die Wirtschaftlichkeit von kleinbäuerlichen Karpfenfarmen im Aischgrund (Bayern) und größeren Karpfenproduzenten im Barycz-Tal (Niederschlesien, Polen) untersucht. Obwohl es große Unterschiede in der Struktur und der Geschichte der beiden Karpfenregionen gibt, ringen die Karpfenwirte mit ähnlichen Herausforderungen. Tschechische Importe führen zu niedrigen Großhandelspreisen und Prädatoren verursachen hohe Fischverluste in der Aufzucht. Im Aischgrund kommen Trockenheit und eine Überalterung der Fischwirte als Probleme hinzu. Für die Mehrheit der dortigen, kleinbäuerlichen Teichwirte ist die Karpfenteichwirtschaft nur ein Zuverdienst. Tatsächlich handelt es sich oft um ein Verlustgeschäft, wenn man die Vollkosten berücksichtigt.  Der traditionelle Absatz über den Großhandel zu 2 Euro/kg Karpfen reichte im Jahr 2015 längst nicht mehr aus, um mittel- oder langfristige Kosten zu decken und den bis zu 75 % hohen Fraßverlust durch Kormorane zu kompensieren. Auch für polnische Karpfenwirte, deren Betriebe mehrere hundert Hektar umfassen können, reicht ein Absatz über den Großhandel nicht aus, um profitabel zu wirtschaften. Ihre Vollkosten lagen im Jahr 2015 mit bis zu  3,27 Euro/kg Lebendgewicht deutlich höher als die Einkaufspreise des Großhandels. Der Aufbau einer Direktvermarktung ist in der infrastrukturschwachen Region, 60 km von der nächsten Metropole Breslau entfernt, aber schwierig. In beiden Regionen verfolgen die Ortansässigen deshalb verschiedene Strategien, um sich den Herausforderungen der Karpfenteichwirtschaft zu stellen:

  • Vertikale Integration (vom Fischei zur Direktvermarktung)
  • Aufnahme neuer, der Teichwirtschaft nahe stehender Geschäftsfelder (Angeltourismus, Fischrestaurant etc.)
  • Region-Marketing

Während die ersten beiden Punkte lediglich für größere Betriebe mit entsprechendem Investitionsaufwand in Frage kommen, stellt das Vermarkten einer ganzen Region (Aischgrund und Barycz-Tal) eine über den einzelnen Akteur hinausgehende Strategie dar. Das Region-Marketing beruht in beiden Fällen darauf, dass die Karpfenteichwirtschaft als kultur- und identitätsstiftendes Motiv in den Mittelpunkt der Werbung um Touristen und heimische Kunden gestellt wird. In beiden Landstrichen arbeitet eine eigens geschaffene Tourismuszentrale daran, die einheimische Identifikation mit der Region einerseits und die touristische Attraktivität andererseits zu erhöhen. Inwieweit die hier angewandten Instrumente (bspw. geschützte Herkunftsbezeichnung, Karpfenfestivals, kooperatives Design) Erfolg haben, und ob neben Hoteliers und Gaststätten auch Teichwirte direkt davon profitieren können, werden weitere Untersuchungen zeigen. Die Teichwirtschaft ist also nicht ausschließlich als wirtschaftliche Unternehmung zu sehen. Sie prägt die Kulturlandschaft des Barycz-Tals und den Aischgrund, schafft Biotope und ist Ausgangspunkt eines Region-Marketings. Diese positiven Externalitäten werden bisher von der Öffentlichkeit nicht ausreichend monetär honoriert, wie es etwa in der Landwirtschaft in Form der staatlich geförderten Landschaftspflege Anwendung findet.

Links und Downloads

Ein Echolot für den Fischmarkt (SUCCESS)

www.success-h2020.eu

Thünen-Ansprechperson

Zeitraum

4.2015 - 3.2018

Weitere Projektdaten

Förderprogramm: EU – Horizon 2020 – Societal Challenge "Food Security, Sustainable Agriculture and Forestry, Marine, Maritime and Inland Water Research and the Bioeconomy"
Projektstatus: abgeschlossen

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