Weiter zum Inhalt
© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Auf der Suche nach pelagischen Schwarmfischen

Der alljährliche Herings-Akustiksurvey (HERAS) in der Nordsee neigt sich dem Ende zu - unser Kollege Matthias Schaber gibt ein paar spannende Einblicke in diese Seereise.

Zwergwalbeobachtung vom Forschungsschiff SOLEA
© Thünen-Insitut / Matthias Schaber

Zwergwalbeobachtung vom Forschungsschiff SOLEA

"Hallo zusammen!

Unser HERAS Herings-Akustiksurvey in der Nordsee neigt sich dem Ende zu. Heute arbeiten wir uns auf dem letzten Transekt nach Osten vor und beenden dann die Forschungsarbeiten. Dieses Jahr hat uns leider wieder mal das Wetter einen größeren Strich durch die Rechnung gemacht, weswegen wir ein paar Tage Surveyzeit verloren haben. Letztlich haben wir dann aber doch den Großteil unserer ursprünglich geplanten Transekte geschafft."

Diese kleine "Wasserstandsmeldung" von Fahrtleiter Matthias Schaber erreichte uns gestern von Bord unseres Forschungsschiffes "Solea".

Nach Abschluss ihrer täglichen Forschungsarbeiten konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei nahezu Windstille und glatter See auf 55°13 N, 004°32 E in deutschen Gewässern im sog. Entenschnabel am Hang der Doggerbank auch noch einen Zwergwal beobachten, der längere Zeit in der Nähe der "Solea" schwamm.

Zwergwale (Balaenoptera acutorostrata) gelten nach der neuen Roten Liste (2020) und der Gesamtartenliste der Säugetiere (Mammalia) Deutschlands mittlerweile als etablierte Art in deutschen Gewässern. Zuvor wurde diese Furchenwalart lediglich als regelmäßiger Gast geführt. Durch die nachgewiesene regelmäßige Nutzung des "Referenzgebietes" (Rote Liste Deutschland), z.B. zur Nahrungssuche, erfüllt die Art nun jedoch die Einstufungskriterien für "etabliert".

"Die Sichtung ist zwar alles andere als eine Sensation, da wir sie im Rahmen dieser HERAS-Forschungsreisen - und vor allem in diesem Gebiet - eigentlich schon in den vergangenen Jahren immer mal wieder beobachtet haben, aber dennoch ist es immer wieder ein außergewöhnliches Erlebnis", so die Einschätzung unseres Kollegen Matthias Schaber.

"Es wird vermutet, dass das reiche Nahrungsangebot im Bereich der Doggerbank die Zwergwale saisonal anlockt. Auch wenn wir dies aufgrund einer Sichtung so natürlich nicht nachweisen können, waren doch zu diesem Zeitpunkt einige sehr große Schwärme kleiner pelagischer Fischarten (Sprotte, Hering) in der Nähe (die wir mit dem Echolot aufgezeichnet haben) - die wichtige Beuteorganismen für Zwergwale sind. Es ist also durchaus denkbar, dass der Zwergwal - wie jetzt unser Team auf der "Solea" - ebenfalls auf der Suche nach Sprotten und Heringen war und im Gebiet östlich der Doggerbank fündig geworden ist."

 

In einem Beispiel-Echogramm eines Fischschwarms, das zur gleichen Zeit aufgenommen wurde, als der Wal in der Nähe war, kann das Ereignis sehr gut nachvollzogen werden: Der Fischschwarm ist als großes, dunkelrotes, spindelförmiges Objekt im Bild zwischen ca. 10m und 30m Tiefe" zu erkennen - der Schwarm war über 20m hoch!

Auch die Temperatursprungschicht ist als bläuliche horizontale Schicht knapp unterhalb von 20 m Wassertiefe erkennbar - hier gibt es eine recht scharfe Trennung von warmem Oberflächenwasser (15 °C) zu kaltem Tiefenwasser (<10°C). Aufgrund der Dichteunterschiede des Wassers und der sich in diesem Bereich ansammelnden Planktonorganismen ist diese Schicht auf dem Echolot gut erkennbar.

Außerdem ist in diesem Beispiel-Echogramm erkennbar, dass sich dort auch andere Arten aufhalten - wie zum Beispiel Quallen, die sich unterhalb der Sprungschicht angesammelt haben und als orange-grüne "Blobs" erkennbar sind. Aber auch in Bodennähe lebende Fischarten wie z.B. der Wittling sind als orangefarbende Echos zu erkennen.

Heringe und Sprotten zeigen ein Fluchtverhalten bei Annäherung eines Räubers oder (wie in unserem Fall) eines Schiffes. Sie neigen dann dazu, in tieferes Wasser abzutauchen. Dabei stoßen sie Luft aus ihren Schwimmblasen aus. Diese aufsteigenden Luftblasen sind auf dem Beispiel-Echogramm oberhalb des Schwarms gut zu erkennen.

 

Mehr Infos zum HERAS Herings-Akustiksurvey: Warum wir nach Fischen horchen: Schwarmfische in der Nordsee (HERAS)

 

Dr. Matthias Schaber


Institut für Seefischerei

Herwigstraße 31
27572 Bremerhaven
Telefon
+49 471 94460 452
Fax
+49 471 94460 199
E-Mail
matthias.schaber@thuenen.de

Nach oben