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© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Expedition in grönländische Gewässer (GGS)

Bestandsuntersuchung an grönländischen Grundfischbeständen (GGS) und ozeanographisch / klimatologische Untersuchungen

Das Forschungsprogramm unserer Grönlandreisen umfasst fischereibiologische Untersuchungen der Kabeljau- und Rotbarschbestände in Ost-, West- und Südgrönland sowie anderer ökologisch wichtiger Grundfischarten. Sie dienen als Grundlage für die Entwicklung von verbesserten Management- und Nutzungsstrategien.

Hintergrund und Zielsetzung

Bereits seit 1982 sammeln Forscherinnen und Forscher des Thünen-Instituts für Seefischerei mit einem standardisierten Fangprogramm wichtige Daten zur Entwicklung der Fischgemeinschaften rund um Grönland. Jedes Jahr fahren sie für den „German Groundfish Survey“ ( = deutscher Grundfisch-Survey) mit dem Fischereiforschungsschiff an definierte Positionen, sogenannte Straten, um dort mit einem standardisierten Grundschleppnetz ihre Proben zu nehmen. 

Ziel ist es, wichtige Daten für die Bestandsabschätzung von Kabeljau, Rotbarsch und anderen Grundfischarten vor Grönland zu sammeln. Um eine bessere Abdeckung des Beprobungsgebietes zu erhalten führt Grönland hierzu jedes Jahr eine parallele Sommerstudie mit einem eigenen Forschungsschiff durch. Die Daten beider Surveys werden dann für die Bestandsabschätzungen kombiniert.

Wir tragen diese Daten im Rahmen des EU-Datenerhebungsprogramms (DCF) für Bestandsabschätzungen von Kabeljau und Rotbarsch zusammen. Danach werden diese Informationen innerhalb des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) für die Berechnung der Bestandszustände der genannten Zielarten und für Erstellung wissenschaftlicher Fangquotenempfehlungen genutzt. 

Vorgehensweise

Aufgaben während der Fahrt:

  • Untersuchungen zur Dynamik des Kabeljaubestandes: Geplant sind ca. 80 Hols, von denen sich die Hälfte auf die Teiluntersuchungsgebiete (sogenannte Straten) verteilt. Die restlichen Hols erfolgen proportional nach der mittleren historischen Häufigkeit der Kabeljau in den Straten
  • Datenerhebungen an gefangenen Kabeljau, Probenahmen von Gehörsteinen (Otolithen), Mageninhaltsproben
  • Untersuchungen zur Dynamik der Rotbarschbestände
  • Untersuchungen zur Grundfischgemeinschaft
  • Hydroakustische Untersuchungen
  • Ozeanographische Untersuchungen
  • Planktonuntersuchungen

Das standardisierte Probennahmeverfahren dient in erster Linie der Erfassung biologischer Daten (Länge/Gewicht/Alter/Geschlecht) für die Zielfischarten Atlantischer Kabeljau (Gadus morhua) und Rotbarsch (vor allem Sebastes mentella & Sebastes norvegicus), aber auch für alle im Gebiet vorkommenden Grundfischarten. 

Die Aufwuchsgebiete für Kabeljau liegen in nördlicheren Gebieten Westgrönlands, die nicht von der Erhebung erfasst werden. Die Aufwuchsgebiete für Rotbarsch sind weitgehend unbekannt, größere Jungfischaufkommen von S. mentella wurden jedoch bereits vor Ostgrönland beobachtet.

"Bankrotbarsch oder Tiefenrotbarsch?"

"Polarquappengroppe oder Atlantische Hakengroppe?"

Das sind zwei täglich vorkommende taxonomische Fragen im Fischlabor während der Reisen. Wenn die Mannschaft das Netz aus den Tiefen des Atlantiks hochzieht, befinden sich im Netzbeutel nicht nur leicht zu bestimmende Arten wie Kabeljau und Weißer Heilbutt, sondern manchmal auch Fische, bei denen unser Team genauer hinsehen muss. 

Denn auch wenn der Schwerpunkt dieser Forschungsfahrt auf den wichtigsten kommerziell genutzten Fischarten wie Kabeljau und Rotbarsch liegt, geht natürlich immer eine bunte Mischung subpolarer, atlantischer Fische mit an Bord. Für die Fangquotenempfehlungen brauchen wir natürlich vor allem Proben der Zielfischarten. Die anderen im Netz landenden Arten sind natürlich auch wichtig, denn sie geben uns Hinweise darauf, wie sich Ökosysteme, z.B. mit veränderten klimatischen Bedingungen, wandeln.

Der Klimawandel beeinflusst die Verbreitung von Fischarten und die Zusammensetzung von Fischgemeinschaften. Viele Arten aus heimischen Gewässern wie der Nordsee wandern nordwärts, weil die steigenden Temperaturen dort neue Lebensräume schaffen. Gleichzeitig schrumpft der Lebensraum für Arten, die an kalte, arktische Bedingungen angepasst sind. Diese Gebiete werden stetig kleiner und die so genannten arktischen Spezialisten müssen sich immer weiter in die verbliebenen Refugien zurückziehen. Fischarten dienen daher als Indikatoren für bestimmte Umweltbedingungen. Deshalb sind nicht nur Kabeljau und Rotbarsch für uns wichtig, sondern zum Beispiel auch der Spitzschwänzige Scheibenbauch, der die kalten Gewässer der Arktis liebt.

 

Das Beprobungsgebiet ist in 14 Straten in 7 Regionen unterteilt. Jede Region ist in eine flache und eine tiefe Schicht unterteilt. 50 % der Hols werden proportional zur Größe der Schicht und 50 % proportional zur erwarteten Dichte der Zielpopulationen durchgeführt.

Die Qualität der Daten wird regelmäßig intern und in Zusammenarbeit mit dem Greenland Institute of Natural Resources überprüft.

Im Rahmen der ICES-Arbeitsgruppe Northwestern Working Group (NWWG), die sich mit der Abschätzung der Biomasse, der Abundanz und der fischereilichen Sterblichkeit von nicht gebietsübergreifenden Fischbeständen im nordwestlichen Nordostatlantik befasst, werden diese Informationen als Grundlage für die Berechnung wissenschaftlicher Fangempfehlungen verwendet. 

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Ansprechperson

Institut für Seefischerei
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