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Projekt

Carbon Leak - Kohlenstoff-Leakage-Effekte


Federführendes Institut WF Institut für Waldwirtschaft
Beteiligte Institute MA Institut für Marktanalyse

© Richard Fischer; o.r. Jacqueline Felix

Abschätzung möglicher Kohlenstoff-Leakage-Effekte des Klimaschutzgesetzes und Bewertung von Vorschlägen zu deren Vermeidung

In dem Projekt Carbon Leak untersuchen wir, wie sich  die deutschen und europäischen Klimaschutzmaßnahmen auf die globalen Agrar- und Holzmärkte auswirken.
Die im deutschen Klimaschutzgesetz und entsprechender EU Gesetzgebung beschlossenen, erhöhten Anforderungen an die Emissionsbilanz des Sektors Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) und Landwirtschaft können zu einem deutlichen Rückgang der Holzernte sowie der landwirtschaftlichen Produktion in Deutschland und Europa führen. Solche Veränderungen lassen erhebliche Markteffekte erwarten, wie z.B. einen Rückgang der heimischen Produktion betroffener Produkte oder einen Anstieg der Importe. Dies kann darüber hinaus zu einer Verlagerung des Holzeinschlags und der landwirtschaftlichen Produktion in Drittländer führen (Leakage/Spillover-Effekte).

Hintergrund und Zielsetzung

Die politische Relevanz des Vorhabens besteht darin, die Planung und Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen im LULUCF-Sektor und Landwirtschaft in Deutschland und Europa in ihren Auswirkungen auf die Agrar- und Holzmärkte zu analysieren. Weiter untersuchen wir, welche Auswirkungen sich darüber hinaus durch internationale Handelsaktivitäten für den LULUCF-Sektor und Landwirtschaft in anderen Ländern ergeben.
Das Endergebnis soll eine Folgenabschätzung der Nettowirkung deutscher und europäischer Klimaschutzpolitik im LULUCF-Sektor und Landwirtschaft aus globaler Sicht sein. Wenngleich die Wirkungen auf den Klimaschutz im Vordergrund stehen, werden sozio-ökonomische und ökologische Auswirkungen ebenfalls betrachtet. Anhand von räumlich-expliziten Modellierungen und Politikanalysen für zwei Beispielländer der Produktionsverlagerung (Indonesien und Brasilien) wird aufgezeigt, welche Zielkonflikte bei der Landnutzung lokal zu erwarten sind und wie die Erreichung unterschiedlicher Ziele internationaler Politik davon betroffen sein können.
Im Fokus stehen dabei vor allem Klimaschutz (UNFCCC, REDD+ Maßnahmen insbesondere im LULUCF/Landwirtschaft-Bereich), Waldschutz allgemein (z.B. entwaldungsfreie Lieferketten) sowie die Sustainable Development Goals (SDG).

Oberziele des Vorhabens:

  • Quantifizierung der Netto-Klimaschutzwirkung der Ziele des Bundes-Klimaschutzgesetzes 2021 (KSG 2021) für den Sektor LULUCF und Landwirtschaft in Deutschland und entsprechender Regelungen für Europa und die Auswirkungen auf den Klimaschutz aus globaler Perspektive.
  • Abschätzung der Produktions- und Handelsänderungen durch die Klimaschutzmaßnahmen in der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Produktion.
  • Abschätzung der Wirkungen von vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen zur CO₂-Bepreisung auf die Klimaschutzwirkung, ebenfalls aus globaler Perspektive.
  • Quantifizierung von ökologischen und sozioökonomischen Nachhaltigkeitseffekten, die durch das Klimaschutzgesetz entstehen.
  • Ableitung von Empfehlungen für die internationale Wald- und Landnutzungspolitik basierend auf Analysen zur Politikkohärenz verschiedener nationaler und internationaler klimapolitischer Zielsetzungen.

Zielgruppe

Politik, Wissenschaft, relevante Interessengruppen auf regionaler und nationaler Ebene in Brasilien und Indonesien, sowie Regionen mit ähnlichen Übergangssituationen.

Vorgehensweise

Das Projekt erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen dem Thünen-Institut für Waldwirtschaft und dem Thünen-Institut für Marktanalyse und ist in die folgenden Teilprojekte (TPs) strukturiert: 

  • TP 1: Naturale und ökonomische Abschätzung der Auswirkungen der Klimaschutzmaßnahmen im deutschen Wald
  • TP 2: Koordination
  • TP 3: Szenarienentwicklung
  • TP 4: Modellierung der Auswirkung von Klimaschutzmaßnahmen auf Verlagerungen von Produktion und Handel von Rohholz und Holzhalbwaren
  • TP 5: Modellierung der Auswirkungen von Umwelt- und Klimamaßnahmen auf Verlagerungen von Produktion und Handel im Agrarbereich
  • TP 6: Modellierung der Wirkung von flankierenden Maßnahmen, z.B. CO₂-Bepreisung
  • TP 7: Regionale Modellierung der LULUCF-Senkenleistung für zwei Beispielländer
  • TP 8: Abschätzung potenzieller Nachhaltigkeitseffekte
  • TP 9: Kohärenz der internationalen Klimapolitikkohärenz einschließlich zwei nationaler Beispiele Brasilien und Indonesien

Unsere Forschungsfragen

  • Welche Auswirkungen haben Klimamaßnahmen im Rahmen des deutschen Klimaschutzgesetzes und der gemeinsamen Agrarpolitik der EU (z.B. Farm to Fork-Strategie) auf die land- und forstwirtschaftliche Produktion in Deutschland und der EU?
    Welche Landnutzungsveränderungen sind durch diese Politiken in ausgewählten Drittländern zu erwarten?
  • In welchem Umfang führt das verringerte Angebot in Deutschland und in der EU insgesamt zu einer Verlagerung des Holzeinschlages und der landwirtschaftlichen Produktion in andere Länder?
  • Welche Auswirkungen hat die Verlagerungen der Agrar- und Holzproduktion aus der EU auf die Emissionsbilanz der land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen in anderen Ländern?
  • Führen im Ergebnis deutsche oder europäische Klimaschutzmaßnahmen aus globaler Perspektive zu weniger Klimaschutz (Leakage)?
  • Welche Wirkung hätte eine CO₂-Bepreisung in Deutschland oder der EU auf Energieholzimporte sowie auf stofflich genutztes Holz aus klimaschädlicher Waldbewirtschaftung, wie für das Klimaschutz-Sofortprogramm 2022 vorgeschlagen?
  • Welche Auswirkungen ergeben sich aus den projizierten Veränderungen der Agrar- und Holzproduktion auf Nachhaltigkeitseffekte, z.B. Einkommen und Beschäftigung sowie auf die biologische Vielfalt in den betroffenen Ländern?
  • Inwieweit sind zu erwartende geänderte Produktions- und Handelsbedingungen unter gegebenen politischen Rahmenbedingungen in Partnerländern umsetzbar?
    Führen diese dort zu Interessenskonflikten, die ggf. die Umsetzung der Klimaziele in diesen Ländern erschweren?

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
    (national, öffentlich)

Zeitraum

6.2023 - 5.2026

Weitere Projektdaten

Projektstatus: läuft

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