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G20 in Brasilien: Thünen-Workshop zu Lebensmittelabfällen

Gemeinsam Lebensmittelabfälle reduzieren: Am Rande der G20-Gipfel treffen sich auch die leitenden Agrarwissenschaftler*innen, um etwa Strategien gegen Lebensmittelverschwendung zu entwickeln. Unterstützung kommt vom Thünen-Institut.

Zwei Personen überreichen sich etwas
© Gustavo Porpino.
Auf einer Bühne sitzen und stehen einige Personen
© Gustavo Porpino

G20 in Brasilien: Thünen-Workshop zu Lebensmittelabfällen

Gemeinsam mit dem brasilianischen Partnerinstitut Embrapa und weiteren internationalen Partnern organisiert das Thünen-Institut für Marktanalyse am 22. und 23. Oktober 2024 in Brasiliens Hauptstadt Brasilia den Regionalen Workshop zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -abfällen mit Schwerpunkt auf Lateinamerika und der Karibik. Zugleich haben Embrapa und das Thünen-Institut ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet, um die Zusammenarbeit in Forschung, Entwicklung und Innovation zu stärken. Die strategische Partnerschaft umfasst die Teilnahme an wichtigen Veranstaltungen wie dem Treffen der leitenden Agrarwissenschaftler*innen der G20-Staaten (MACS-G20).

Die Initiative ist das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit, an der neben dem Thünen-Institut und Embrapa auch das Umweltprogramm der UNO (UNEP), das brasilianische Ministerium für Soziale Entwicklung und Hungerbekämpfung (MDS), die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), das Nationale Institut für Agrartechnologie – INTA (Argentinien) und die Global Research Alliance – GRA (Neuseeland) beteiligt sind. Das Treffen wird außerdem von der Allianz gegen den Hunger und Sesc/Mesa Brasil, den brasilianischen Tafeln, unterstützt.

Der Vertreter von Embrapa im Organisationskomitee, Gustavo Porpino, betonte die Bedeutung der Interaktion zwischen den lateinamerikanischen Ländern bei der Reduzierung von Lebensmittelabfällen: „Fortschritte im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung bedeuten eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen, eine Ausweitung des Angebots an gesunden Lebensmitteln und die Schaffung von Möglichkeiten für soziales Unternehmertum. All diese ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile werden von den Ländern diskutiert und neue Forschungsdaten zur Unterstützung der öffentlichen Politik vorgestellt.“

Für Felicitas Schneider, Wissenschaftlerin am Thünen-Institut und Koordinatorin der MACS-G20-Kooperation zu Lebensmittelverlusten und -abfällen, liegt der Schwerpunkt des Workshops auf der Verbindung von Politik und Praxis, um eine effektive Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen zu fördern.

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter Unternehmer, NGO-Mitarbeiter, Berater und Vertreter verschiedener Organisationen, erhalten Informationen und lernen Strategien kennen, die sie sofort in ihrer Arbeit umsetzen können. Dieses Jahr werden fast 180 Personen aus 17 Ländern und von mehr als 90 Organisationen in Brasilia zusammenkommen, um sich über dieses wichtige Thema zu informieren und zusammenzuarbeiten“, sagte Felicitas Schneider.

„Die Wiederaufnahme des Dialogs über die Reduzierung von Nahrungsmittelverlusten und -abfällen in Brasilien ist zum jetzigen Zeitpunkt von großer Bedeutung. Er konzentriert sich auf die sozialen und ökologischen Notlagen, die durch die Klimakatastrophen, das Ungleichgewicht der Agrar- und Ernährungssysteme und die daraus resultierende Nahrungsmittel- und Ernährungsunsicherheit entstanden sind“, sagte Lilian Rahal, nationale Sekretärin für Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit des MDS.

Die Veranstaltung steht im Einklang mit dem Ziel 12.3 der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (SDGs), die Lebensmittelabfälle bis 2030 zu halbieren. Nach Angaben der brasilianischen Supermarktvereinigung (ABRAS) werden sich die Obst- und Gemüseabfälle im nationalen Einzelhandel im Jahr 2023 auf rund 4,1 Milliarden Brasilianische Real (R$) belaufen.

Parallel zum Workshop findet am 22. und 23. Oktober eine Ausstellung zum Thema Kreislaufwirtschaft und Bekämpfung von Lebensmittelverlusten und -abfällen statt. Die Ausstellerinnen und Aussteller präsentieren Forschungsergebnisse, Best-Practice-Beispiele und laden zu einer Verkostung von Lebensmitteln aus Nebenströmen der Kaffeeproduktion ein.

„Die Bekämpfung des Hungers und die Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -abfällen sind Herausforderungen, die Zusammenarbeit und Innovation erfordern. Dieser Workshop ist eine wertvolle Gelegenheit für uns, gute Praktiken auszutauschen und effektive Strategien zu entwickeln, die die Anstrengungen verschiedener Länder für eine nachhaltigere Zukunft vereinen“, sagte Liriam Ikeda, Managerin für Lebensmittelverluste und -abfälle beim Pakt gegen den Hunger.

Globale Auswirkungen von Lebensmittelverschwendung

Der jüngste Bericht des UNEP Global Food Waste Index zeigt, dass die weltweite Verschwendung bis 2022 eine Milliarde Mahlzeiten pro Tag erreicht hat. 60 Prozent davon gehen auf das Konto von Haushalten, die durchschnittlich 79 Kilogramm Abfall pro Kopf und Jahr produzieren. Darüber hinaus tragen Lebensmittelabfälle zu acht bis zehn Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen bei und verschärfen den Klimawandel, während 783 Millionen Menschen immer noch von Hunger und Ernährungsunsicherheit betroffen sind.

Internationale Partnerschaften und Zusammenarbeit

Seit 2018 leistet das Thünen-Institut zusammen mit internationalen Partnereinrichtungen wie der brasilianischen Embrapa einen aktiven Beitrag zur Zusammenarbeit zu Lebensmittelverlusten und -abfällen. Eine Initiative, die von der deutschen Regierung über das Thünen-Institut in Abstimmung mit der G20 geleitet wird. Dieses Engagement erstreckt sich auch auf den Agrarpolitischen Dialog zwischen Brasilien und Deutschland, der den fachlichen Austausch von Erfahrungen und staatlichen Maßnahmen fördert, die für die Transformation der Agrarwirtschaft hin zu Resilienz und Nachhaltigkeit unerlässlich sind.

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