Gemeinsam für ein großes Ziel: Mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Ressortforschungsinstituten im Geschäftsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums bündeln im Verbund „RessortForschtKlima“ ihre Kompetenzen. Über Institutsgrenzen hinweg wollen sie Stellschrauben identifizieren, mit denen die Treibhausgas-Emissionen in den Bereichen Landwirtschaft, Wald und Ernährung substanziell gesenkt und Klimaschutzpotenziale erschlossen werden können. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördert dafür insgesamt 28 Projekte am Julius Kühn-Institut (JKI), am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), am Max Rubner-Institut (MRI) und am Thünen-Institut über das Klimaschutz-Sofortprogramm 2022.
Es bestehe akuter Forschungsbedarf für innovative Lösungen, betonte Dr. Wolfgang Zornbach, Leiter des BMEL-Referats für Klimaschutz, Klimaanpassung und Wasser, anlässlich des ersten Vernetzungstreffens der Forschenden mit dem BMEL und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) am 20./21. Juni in Berlin. Auch wenn null Emissionen insbesondere in der Landwirtschaft wohl ein Wunsch bleiben würden, müsste auch diese die Treibhausgas-Emissionen weiter reduzieren, um die Klimaschutzziele 2030 und Klimaneutralität bis 2045 in Deutschland zu erreichen. Ein gemeinsames Verständnis zu Klimaschutzpotenzialen in Landwirtschaft, Wald und Holznutzung sowie Ernährung zu entwickeln und Synergien in der Forschung zu identifizieren, war wichtigstes Ziel des ersten Treffens.
Zielkonflikte sind absehbar
In seiner Keynote forderte Prof. Harald Grethe, Agrarökonom an der Humboldt-Universität zu Berlin, die Anwesenden auf, sich als Ressortforschung noch stärker mit Fakten zum Klimaschutz in die öffentliche Debatte einzubringen. Er machte deutlich, dass Rest-Emissionen künftig immer teurer werden, weil sie anderswo kompensiert werden müssen. Zugleich werde auch die Nachfrage nach Biomasse für Energie und stoffliche Verwertung steigen. Grethe wies auf Zielkonflikte zwischen Klimaschutz, Biodiversität und Tierwohl hin und plädierte für konsumseitige Steuerungsinstrumente und integrierte Landnutzungslösungen für mehr Klimaschutz.
Bernhard Osterburg, Leiter der Stabsstelle Klima und Boden am Thünen-Institut, stellte in seiner Keynote klar, dass es staatlicher Anreize bedarf, damit Treibhausgas-Emissionen gesenkt werden. Bei der Klimaanpassung hingegen hätten Landwirtinnen und Landwirte ein Eigeninteresse, ds Betriebsmanagement an die klimatischen Veränderungen und die zunehmend ungünstigen Witterungsverläufe anzupassen.
Verschiedene Diskussionsformate
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen die konkreten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der 28 Projekte. Poster-Session, World Café und Open Space dienten dem Vernetzen und fachlichen Austausch und luden zum Erkunden der verschiedenen Forschungsfragen ein.
Das Open Space setzte in sieben verschiedenen Sessions auf die kollektive Intelligenz und Kreativität der Teilnehmenden. So tauschten sich die Teilnehmenden in zwei Sessions zu „Klimafreundliches Getreide“ und „Beitrag der Züchtung zum Klimaschutz“ aus und überlegten gemeinsam die Entwicklung entsprechender Diskussionspapiere. In den Sessions „Vorratsschutz im Klimawandel“ und „Retten Haferdrinks das Klima?“ wurden interaktiv auf dem Feld und im Labor verschiedene Aspekte der Forschung zum Klimaschutz vorgestellt. Auch die Session zur sozialen Dimension nachhaltiger Ernährung und ihrer Bedeutung für den Klimaschutz zog viele Teilnehmende zum Austausch an. Am Praxis-Beispiel der Session „Wie plant man sein Datenmanagement?“ lernten die Teilnehmenden ein Tool kennen, um ihre Forschungsdaten richtig zu nutzen und zu dokumentieren und so eine projekt- und institutsübergreifende Nachnutzung zu ermöglichen. In einer Interview-Session gab Wolfgang Zornbach schließlich noch einen Einblick in die Arbeit am BMEL zum Thema Klimaschutz und Klimaanpassung.