Dossier
Aquakultur – Landwirtschaft unter Wasser
Tobias Lasner und Ulfert Focken | 15.04.2021
Weltweit ist die Aquakultur das am schnellsten wachsende Segment der Lebensmittelwirtschaft. Ihre Produktion (ohne aquatische Pflanzen) liegt bereits bei 66 Millionen Tonnen pro Jahr. Schon bald wird sie die Fangfischerei überholen.
Der Ausbau der Aquakultur im Meer und an Land verläuft dabei weltweit sehr ungleich und nicht immer umweltschonend. Der Großteil der aquakulturellen Produktion findet seit langem in Asien statt. Es ist jedoch politischer Wille, die Aquakultur auch in Europa auszubauen. Dies geht mit einigen Herausforderungen einher:
Vor allem die industrielle Verarbeitung von Wildfängen zu Fischfutter für die Aquakultur ist ökologisch umstritten. Andere Proteinquellen sind als Ersatz für Fischmehl jedoch nur bedingt geeignet, weil die Zusammensetzung ihrer Aminosäuren häufig am Bedarf der Zuchtfische vorbeigeht. Auch ist es in der Aquakultur schwierig, Kriterien für das Tierwohl zu bestimmen. Viele Fische sind beispielsweise Schwarmtiere, sodass eine niedrige Besatzdichte nicht automatisch zu einem gesteigerten Tierwohl führt. Heute werden rund 600 Arten unter anderem in Teichen, Fließkanälen, rezirkulierenden Systemen, Netzgehegen, Leinenkulturen gehalten. Diese Vielfalt an Produktionstechniken geht mit unterschiedlichen und häufig unzureichend bekannten betriebswirtschaftlichen Strukturen einher.
Das Thünen-Institut für Fischereiökologie testet alternative pflanzliche Proteinquellen für Futtermittel in der Aquakultur, bewertet aquatische Haltungsbedingungen hinsichtlich des Tierwohls und untersucht, welche neuen Arten und innovativen Verfahren sich für die Aquakultur eignen. Zusammen mit dem Thünen-Institut für Seefischerei wird zudem die Wirtschaftlichkeit von Produktionssystemen der Aquakultur und Fischerei international verglichen und das Potenzial mariner Aquakulturen erforscht. Das Thünen-Institut verfolgt mit seiner Forschung so das Ziel, ökologisch verträgliche und wirtschaftlich tragfähige Formen der Fischwirtschaft zu fördern.