Expertise
Deutsche Aquakultur im Überblick
Cornelia Kreiß, Johna Barrelet | 11.03.2025
Mehr als 30.000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte werden in Deutschland pro Jahr in Aquakultur erzeugt. Das klingt zunächst viel, doch wird dadurch nur ein geringer Teil der deutschen Nachfrage bedient.
Die Produktionsmenge der deutschen Aquakulturbetriebe belief sich im Jahr 2023 auf 31.353Tonnen.
Knapp 55 Prozent der Gesamtproduktion wurden im Süßwasser erzeugt, gut 45 Prozent stammten aus marinen Aquakulturen (vor allem Miesmuscheln). Von den Süßwasserfischen waren mehr als die Hälfte (60 Prozent) Salmoniden: größtenteils Regenbogenforellen, gefolgt von Lachsforellen und Elsässer Saibling. Karpfen machten knapp ein Viertel der Gesamtmenge an Fischen aus.
Großhandel als bedeutendster Abnehmer
Der Großteil der erzeugten Produkte (69 Prozent) wurde 2023 über den Großhandel vertrieben. Knapp 9 Prozent der Gesamtproduktion wurden direkt an Kundinnen und Kunden verkauft, weitere 9 Prozent gingen an Gastronomie, Angelparks bzw. andere Aquakulturbetriebe, 8 Prozent wurden in den Erzeugungsbetrieben veredelt und lediglich 6 Prozent gingen an den Lebensmitteleinzelhandel.
Die Produktion findet hauptsächlich in Becken, Fließkanälen und Teichen statt. Nur 12 Prozent der deutschen Süßwasser-Aquakulturproduktion wird bisher in Kreislaufanlagen erzeugt.
Weitere Informationen zu den Produktionssystemen können dem Steckbrief zur Tierhaltung in Deutschland „Aquakultur“ entnommen werden.
Kleine Betriebe – große Herausforderungen
Kurze Transportwege, nachhaltige Produktion und gute Qualität zeichnen die regionale Aquakultur aus. Der Sektor wird dominiert von vielen kleinen Betrieben:
- 53 Prozent der deutschen Aquakulturbetriebe produzieren eine Tonne pro Jahr oder weniger. Auch wenn diese Betriebsgröße am häufigsten ist, erzeugt sie zusammen lediglich 2 Prozent der Gesamtproduktion des Sektors.
- 21 Prozent der Betriebe produzieren über 5 Tonnen pro Jahr. Von ihnen stammt mit 91 Prozent der weitaus größte Teil der Produktionsmenge.
Während es im Jahr 2015, über alle Sektoren hinweg, noch 3.285 Aquakulturbetriebe gab, waren es 2023 nur noch 2.016 Betriebe (Destatis 2024). Dies entspricht einem Rückgang von 39 Prozent. In Süßwasseraquakultur-Betrieben waren 2.026 Mitarbeitende beschäftigt, in der Meeresaquakultur waren es 151 (BA 2024). Der starke Rückgang von Aquakulturbetrieben ist einer Vielzahl an Herausforderungen geschuldet, mit denen der Sektor konfrontiert ist. Häufig genannte Probleme der Produzentinnen und Produzenten sind unter anderem Verluste durch Prädatoren (Otter, Kormorane, Reiher oder Seesterne, Krebse und Seevögel), Klimawandel (vor allem Wassermangel, Hitze, Starkregenereignisse und allgemeine Wetterextreme), Nachwuchsmangel in den Unternehmen, steigende Produktions- und Personalkosten, und bürokratische Rahmenbedingungen.
Hintergrund: Fischkonsum in Deutschland
Deutschland liegt im Jahr 2023, mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 12,5 Kilogramm Fisch und Meeresfrüchten (FIZ 2024), deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 20,7 Kilogramm pro Kopf (FAO 2024).
Die konsumierte Jahresmenge teilt sich auf in 6,8 Kilogramm Seefisch, 3,8 Kilogramm Süßwasserfisch und 1,9 Kilogramm Krebs- und Weichtiere (FIZ 2024; jeweils Fanggewichte). Auf den deutschen Tellern landen somit fast doppelt so viele Seefische wie Süßwasserfische. Lachs ist 2023 der beliebteste Fisch der Deutschen, gefolgt von Alaska-Seelachs, Thunfisch und Hering (FIZ 2024). Die Produkte werden vor allem als Konserven und Marinaden (27 Prozent) oder tiefgekühlt (23 Prozent) gekauft. Der Marktanteil von Räucherfisch beträgt 9 Prozent. Frische Fische machen lediglich 13 Prozent des deutschen Pro-Kopf-Verbrauchs aus (FIZ 2024).
Rund 10 Prozent der auf dem heimischen Markt verfügbaren Fischprodukte stammen aus der deutschen Fischerei oder der hiesigen Aquakultur. Um den Großteil der Nachfrage zu bedienen, ist Deutschland also auf den Import von Fischprodukten angewiesen (FIZ 2024).
Der Anteil heimischer Fische und Fischereierzeugnisse setzt sich zusammen aus den Anlandungen der deutschen Fischereiflotte (83 Prozent), den Fängen aus der erwerbsmäßigen Binnenfischerei (1 Prozent) und der Produktion der deutschen Aquakultur (16 Prozent). Von den Anlandungen der deutschen Fischereiflotte werden jedoch 86 Prozent in ausländischen Häfen angelandet und gelten als Export.
Service zum Download
Der Steckbrief zur Tierhaltung in Deutschland „Aquakultur“ gibt Einblick in die Merkmale der Karpfenzucht sowie der Salmoniden- und Forellenwirtschaft. Er enthält außerdem Information zur Miesmuschelproduktion, die in Deutschland die bedeutendste Erzeugungsform in der marinen Aquakultur ist. Darüber hinaus stellt der Steckbrief zur Tierhaltung in Deutschland „Aquakultur“ Preistendenzen für Aquakulturprodukte und die wichtigsten Kostenfaktoren der Aquakulturbetriebe informativ dar. Ebenfalls enthalten sind Informationen zur Beschäftigung innerhalb des Sektors