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Expertise

Deutsche Aquakultur im Überblick

Lina-Marie Huber | 06.12.2022


FI Institut für Fischereiökologie

Mehr als 30.000 Tonnen Fisch und Meeresfrüchte werden in Deutschland pro Jahr in Aquakultur erzeugt. Das klingt zunächst viel, doch wird dadurch nur ein geringer Teil der deutschen Nachfrage bedient.

Die Produktionsmenge der deutschen Aquakulturbetriebe belief sich im Jahr 2020 auf 32.200 Tonnen, davon rund 20 % aus ökologischer Erzeugung. Knapp 60 % der Gesamtproduktion wurden im Süßwasser erzeugt, gut 40 % stammten aus marinen Aquakulturen (vor allem Miesmuscheln). Von den Süßwasserfischen waren mehr als die Hälfte Salmoniden: größtenteils Regenbogenforellen, gefolgt von Lachsforellen und Elsässer Saibling. Karpfen machten rund ein Viertel der Gesamtmenge an Fischen aus (Abb. 1).
 

Großhandel als bedeutendster Abnehmer

Der Großteil der erzeugten Produkte (65 %) wurde 2020 über den Großhandel vertrieben. Jeweils 10 % der Gesamtproduktion wurde direkt an Kundinnen und Kunden verkauft, in den Erzeugungsbetrieben veredelt oder gingen an Gastronomie, Angelparks bzw. andere Aquakulturbetriebe. Lediglich 5 % gingen an den Lebensmitteleinzelhandel.

Die Produktion findet hauptsächlich in Becken, Fließkanälen und Teichen statt. Lediglich 15 % der deutschen Aquakulturproduktion wird bisher in Kreislaufanlagen erzeugt (Abb. 2).

Weitere Informationen zu den Produktionssystemen können dem Steckbrief zur Tierhaltung in Deutschland „Aquakultur“ entnommen werden.

Kleine Betriebe – große Herausforderungen

Kurze Transportwege, nachhaltige Produktion und gute Qualität zeichnen die regionale Aquakultur aus. Der Sektor wird dominiert von vielen kleinen Betrieben:

  • 56 % der deutschen Aquakulturbetriebe produzieren weniger als 1 Tonne pro Jahr. Auch wenn diese Betriebsgröße am häufigsten ist, erzeugt sie zusammen lediglich 2 % der Gesamtproduktion des Sektors.
  • 24 % der Betriebe produzieren 1 – 5 Tonnen pro Jahr und tragen damit zu 7 % an der Gesamtproduktion bei.
  • 20 % der Betriebe erzeugen mehr als 5 Tonnen pro Jahr. Von ihnen stammt mit 91 % der weitaus größte Teil der Produktionsmenge.  

Im Jahr 2020 gab es 2.300 Aquakulturbetriebe (Destatis 2021) mit rund 1.100 Beschäftigten in der Süßwasseraquakultur und 125 in der Meeresaquakultur (BA 2021). Das sind knapp 1.000 Betriebe weniger als 2015 – ein Minus von 30 % in den letzten 5 Jahren. Dieses Schwinden von Aquakulturbetrieben ist den wirtschaftlichen Herausforderungen geschuldet, mit denen der Sektor konfrontiert ist. Häufig genannte Probleme der Produzentinnen und Produzenten sind unter anderem Fischverluste durch Prädatoren, Klimawandel (vor allem Wassermangel und Hitze), Nachwuchsmangel in den Unternehmen, Investitionsstau und bürokratische Rahmenbedingungen.

Hintergrund: Fischkonsum in Deutschland

Deutschland liegt mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 14 kg Fisch und Meeresfrüchten (BLE 2020) deutlich unter dem globalen Durchschnitt von 20 kg pro Kopf (FAO 2020). Die konsumierte Jahresmenge teilt sich auf in 8,3 kg Seefisch, 4,1 kg Süßwasserfisch und 1,7 kg Krebs- und Weichtiere (FIZ 2021; jeweils Fanggewichte). Auf den deutschen Tellern landen damit doppelt so viele Seefische wie Süßwasserfische.  Lachs ist der beliebteste Fisch der Deutschen, gefolgt von Thunfisch, Alaska-Seelachs und Hering (BLE 2021). Die Produkte werden vor allem als Konserven und Marinaden (31 %) oder tiefgekühlt (23 %) gekauft. Der Marktanteil von Räucherfisch beträgt 11 %. Fischsalate machen 2 % aus, sonstige Fischereierzeugnisse 8 % und Krebs- und Weichtiere (frisch, gefroren, zubereitet) 13 %. Frische Fische machen lediglich 12 % des deutschen Pro-Kopf-Verbrauchs aus (FIZ 2021).

Lediglich 10 % der Produkte auf dem deutschen Markt wurden von der deutschen Fischerei gefangen oder in der Aquakultur in Deutschland produziert. Um den Großteil der Nachfrage zu bedienen, ist Deutschland also auf den Import von Fischprodukten angewiesen.

Der Anteil heimischer Fische und Fischereierzeugnisse setzt sich zusammen aus den Anlandungen der deutschen Fischereiflotte (83 %), den Fängen aus der erwerbsmäßigen Binnenfischerei (1 %) und der Produktion der deutschen Aquakultur (16 %).

Service zum Download

Der Steckbrief zur Tierhaltung in Deutschland „Aquakultur“ gibt Einblick in die Merkmale der Karpfenzucht sowie der Salmoniden- und Forellenwirtschaft. Er enthält außerdem Information zur Miesmuschelproduktion, die in Deutschland die bedeutendste Erzeugungsform in der marinen Aquakultur ist. Darüber hinaus stellt der Steckbrief Preistendenzen für Aquakulturprodukte und die wichtigsten Kostenfaktoren der Aquakulturbetriebe dar. Ebenfalls enthalten sind Informationen zur Beschäftigung innerhalb des Sektors.

Bundesagentur für Arbeit (BA) 2021. Sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigte am Arbeitsort nach ausgewählten Wirtschaftszweigen WZ 2008. Statistik der Bundesagentur für Arbeit.

Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) 2021. Produktion von und Versorgung mit Fischereierzeugnissen in Deutschland 2020.

Fisch-Informationszentrum e.V. (FIZ) 2021. Daten und Fakten 2021.

Food and Agriculture Organization (FAO) 2020. FAO Yearbook. Fishery and Aquaculture Statistics 2018.

Statistisches Bundesamt (Destatis) 2021. Erzeugung in Aquakulturbetrieben 2020. Fachserie 3, Reihe 4.6. Land und Forstwirtschaft, Fischerei. Wiesbaden.

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