Expertise
Weideparasiten kontrollieren
Gerold Rahmann | 02.06.2022
Endoparasiten sind die größte Herausforderung in der Weidehaltung von Wiederkäuern. Das gilt besonders für Schafe und Ziegen. Soweit wie möglich auf Medikamente zu verzichten und die Tiere trotzdem gesund zu halten, ist eine Herausforderung für die ökologische Schaf- und Ziegenhaltung.
Spezielle Entwurmungsmittel für Milchziegen und -schafe stehen bislang nicht zur Verfügung; deshalb kommen ersatzweise entsprechende Substanzen zum Einsatz, die eigentlich bei Rindern oder Fleischschafen eingesetzt werden. Das hat im Ökologischen Landbau lange Wartezeiten und damit erhebliche wirtschaftliche Verluste zur Folge, da die Tiere in der Regel im Sommer gemolken werden – also dann, wenn sie viel Zeit auf der Weide verbringen. Natürliche Heilverfahren sind im Ökolandbau vorzusehen, und es werden entsprechende Mittel sowohl für die Prophylaxe als auch für die Therapie propagiert. Ihre Wirkungen und Nebenwirkungen sind bislang aber kaum unter wissenschaftlichen Bedingungen geprüft worden.
Auf unserer Versuchsstation in Trenthorst haben wir uns deshalb mit der Bewertung und Entwicklung von Methoden zur Kontrolle von Endoparasiten in der Weidehaltung von Ziegen befasst. Zudem testeten wir Laub und Rinde von Gehölzen sowie Parasiten fangende Pilze als mögliche Gegenmittel.
Ein geschicktes Weidemanagement kann im Zusammenspiel mit Entwurmungen und einer Kontrolle der Eiausscheidung die Mengen der verabreichten Arzneimittel optimieren helfen. Die Entwicklung eines internetbasierten Entscheidungsbaumes für die Kontrolle der Endoparasiten, anzuwenden durch den Landwirt und den Tierarzt, soll den betrieblichen mehrstufigen Entscheidungsprozess mit mehreren Alternativen unterstützen. Auch weil Entwurmungsmittel für landwirtschaftliche Nutztiere verschreibungspflichtig sind, ist der Tierarzt ein wichtiger Partner des Landwirts bei der Umsetzung von Bekämpfungsmaßnahmen. Mit dem von uns erarbeiteten, kostenlos zugänglichen Web-Portal www.weide-parasiten.de sprechen wir daher beide Berufsgruppen an.