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Expertise

Die Frage nach der richtigen Bezugsgröße

Jürn Sanders | 09.06.2022


BW Institut für Betriebswirtschaft
OL Institut für Ökologischen Landbau

Misst man der Ressourcennutzung oder dem Ressourcenschutz höhere Priorität bei? Welche die richtige Bezugsgröße ist, um eine gesellschaftliche Leistung zu bewerten, gilt es genau abzuwägen.

Der Flächenbezug zur Bewertung gesellschaftlicher Leistungen wird in wissenschaftlichen Diskussionen jedoch immer wieder kritisch hinterfragt. Zum einen, weil er mögliche Verlagerungseffekte nicht berücksichtigt. Ein solcher Effekt tritt dann ein, wenn durch eine Extensivierung der Produktion in einer Region die Umweltbelastungen in einer anderen Region zunehmen. Die Umwelt-Nettowirkung kann dann möglicherweise negativ sein.

Zum zweiten gilt es zu berücksichtigten, dass die gesellschaftlichen Erwartungen an die Landwirtschaft sich nicht nur auf den Schutz der Umwelt und der Ressourcen beschränken. Die Gesellschaft erwartet auch, dass landwirtschaftliche Böden für die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass ohne eine Anpassung der Produktionsintensität – die häufig im Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung und die angestrebte Sicherung des bisherigen Niveaus der Lebensmittelproduktion als notwendig erachtet wird – die drängenden Umweltprobleme nicht gelöst werden können.

Diese Überlegungen verdeutlichen, dass eine pauschale Festlegung der Bezugsgröße, also Fläche oder Ertrag, wenig zielführend ist. Vielmehr bedarf es einer differenzierten Abwägung, in welchem Kontext und in welcher Weise der Ressourcennutzung oder dem Ressourcenschutz eine höhere Priorität beizumessen ist.

Bei dieser Abwägung sollte der räumliche Bezug des Lösungsansatzes, die regionale Ausprägung der Umweltbelastung sowie die Gefahr und das Ausmaß von Verlagerungseffekten in Betracht gezogen werden. Für die Bereitstellung lokaler öffentlicher Güter wie beispielsweise Trinkwasser ist es – insbesondere in Regionen mit gravierenden Umweltproblemen – naheliegend, die Fläche als Bezugsgröße heranzuziehen. Beim Klimaschutz dagegen ist aufgrund des globalen Problemkontextes eine regionale Eingrenzung schwierig. Deshalb bietet sich hier in erster Linie der Ertrag als Bezugsgröße an.

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