Dossier
Die wirtschaftliche Lage der Forst- und Holzwirtschaft in Deutschland
Susanne Iost | 24.07.2024
Anhand amtlicher Statistiken über Umsatz, Unternehmens- und Beschäftigungsdaten untersuchen wir die Wirtschaftsbereiche Forst und Holz. Wir quantifizieren die Wertschöpfung der Forst- und Holzwirtschaft und deren Entwicklung über die Zeit.
Seit 1950 werden für Deutschland Holzbilanzen berechnet, die das Aufkommen von Holz seiner Verwendung gegenüberstellen. Weil sie Importe und Exporte einbeziehen, sind sie ein wichtiges Werkzeug zur Erfassung des Stoffstroms Holz.
Um auch die sozioökonomischen Effekte, die durch die Produktion, Be- und Verarbeitung von Holz entstehen, regelmäßig beschreiben und bewerten zu können, wurde die Clusterstatistik Forst und Holz entwickelt. Seit 2000 stellt diese Statistik jährlich Daten zur Anzahl von Unternehmen und Beschäftigten, zu Umsatz und Wertschöpfung in der Forstwirtschaft und allen Wirtschaftszweigen bereit, die maßgeblich vom Rohstoff Holz abhängig sind.
Die Auswahl der Wirtschaftszweige, die dem Cluster zugeordnet werden, erfolgt auf Basis einer EU-Definition. Diese Definition entstand vor dem Hintergrund einer angespannten Versorgungslage holzbearbeitender und -verarbeitender Branchen mit dem Rohstoff Holz. Ziel war und ist es, die Wertschöpfung der Unternehmen im Forst und Holzsektor sicherzustellen. Weil damit auch die Sicherung von Arbeitsplätzen einhergeht, gilt das insbesondere für den ländlichen Raum.
Beschäftigung und Unternehmen werden weniger
Im Jahr 2000 sind mehr als 1,47 Millionen Personen selbständig oder als Beschäftigte in mehr als 133.000 Unternehmen des Clusters Forst und Holz beschäftigt. Von 2009 bis 2011 liegt die Zahl der Beschäftigten bei nur noch knapp über einer Million. Die Weltwirtschaftskrise hat sich insbesondere auf die Beschäftigung deutlich ausgewirkt. In den Folgejahren ab 2012 ist die Situation wieder besser, jedoch zeigt sich bei den Beschäftigtenzahlen eine leicht abnehmende Tendenz – 2020 arbeiten noch rund 1,03 Millionen Personen in dem Bereich.
Unternehmen sind weniger stark betroffen, ihre Anzahl steigt von 2009 bis 2011 sogar leicht an. Bis 2018 sinkt die Zahl der Unternehmen jedoch auf 121.000. Im Folgejahr scheint sich dieser Abwärtstrend fortzusetzen. Der Rückgang ab 2019 ist jedoch zum größten Teil der Tatsache geschuldet, dass in diesem Jahr die Geheimhaltungsvorschriften des Statistischen Bundesamtes greifen. Um das Steuergeheimnis nicht zu verletzten und keine Rückschlüsse auf einzelne Unternehmen ziehen zu können, wurden für den gesamten Wirtschaftszweig der forstlichen Dienstleister keine Daten bereitgestellt.
Umsatz und Bruttowertschöpfung zeigen einen positiven Trend
Der gesamte Umsatz des Clusters Forst und Holz ist von 153,9 Milliarden Euro im Jahr 2004 auf 187,7 Milliarden im Jahr 2018 angestiegen. Die Bruttowertschöpfung ist im gleichen Zeitraum von knapp 50 Milliarden Euro auf 58,65 Milliarden Euro gestiegen.
Im Verlauf dieses Anstiegs gibt es kurzfristige Reduktionen beider Kennzahlen; besonders fällt hier das Jahr 2009 auf: Infolge der Weltwirtschaftskrise liegt der Umsatz zwischenzeitlich bei 161,5 Milliarden Euro, die Bruttowertschöpfung bei 51,1 Milliarden Euro. Die trockenheitsbedingten Waldschäden spiegeln sich in den Jahren 2019 und 2020 in Umsatzrückgängen wider. Auch die Bruttowertschöpfung sinkt 2019 leicht im Vergleich zu 2018, steigt 2020 aber wieder an auf 58,1 Milliarden Euro.
Mit der Aufgabe, globale Klimaschutzziele zu erreichen, gewinnt zunehmend an Bedeutung, dass die Unternehmen des Clusters zum Klimaschutz beitragen. In langlebigen Holzprodukten wie z.B. in Möbeln oder beim Bauen mit Holz wird langfristig CO2 gespeichert. Zusätzlich können Treibhausgasemissionen vermieden werden, wenn statt fossiler holzbasierte Rohstoffe verwendet werden.
Die Clusterstatistik Forst und Holz ist eine wichtige Informationsquelle für Unternehmen und Wirtschaftsverbände und Entscheidungsgrundlage für Politiker*innen. So wurde zum Beispiel im Jahr 2021 ein Förderprogramm aufgelegt, das Betriebe unterstützt, die von den trockenheitsbedingten Waldschäden der letzten Jahre betroffen waren. Um die Höhe der benötigten Fördermittel abzuschätzen, werden Daten aus der Clusterstatistik verwendet.
Im Jahr 2002 hat die Bundesregierung das Ziel gefasst, die Holzverwendung in Deutschland in zehn Jahren um 20 Prozent zu steigern. Dieses Ziel wurde in der „Charta für Holz“ festgeschrieben. Ebenfalls in der Charta für Holz wurde festgelegt, dass das verwendete Holz nachhaltig produziert sein soll. Der Begriff „nachhaltig“ meint in diesem Fall, dass durch die Holzverwendung Arbeitsplätze und Wertschöpfung, insbesondere in ländlichen Räumen, geschaffen werden. Um beurteilen zu können, ob diese Ziele erreicht wurden und werden, hat sich die Clusterstatistik als wichtigstes Messinstrument etabliert. Im ersten „Charta für Holz“-Prozess 2004 bis 2014 wurde der Pro-Kopf-Holzverbrauch erfolgreich von 1,1 auf 1,4 Kubikmeter Rohholz gesteigert.
Die zweite Charta für Holz (2.0) steht im engen Bezug zu internationalen und nationalen Politikstrategien wie dem Klimaschutzplan 2050 und der nationalen Bioökonomiestrategie. Ziele sind neben der nachhaltigen Nutzung von Holz und der Sicherstellung von Wertschöpfung und Beschäftigung im Cluster Forst und Holz nun auch das qualitative Wachstum der Forst- und Holzwirtschaft und Klimaschutz. Konkrete Handlungsfelder sind der Holzbau, holzbasierte Bioökonomie, effiziente Nutzung von Rohstoffen und Materialien, Waldbewirtschaftung, Wertschöpfung und Beschäftigung, Kommunikation mit den Anspruchsgruppen und Forschung.
In jüngster Zeit wird häufig diskutiert, ob das Druck- und Verlagsgewerbe noch als Teil des Clusters Forst und Holz betrachtet werden sollte. Insbesondere im Verlagsgewerbe nimmt die Bedeutung von digitalen Prozessen und Produkten zu. Somit ist nur noch ein Teil des Verlagswesens vom Rohstoff Holz abhängig.
Parallel zur Digitalisierung vieler Lebens- und Wirtschaftsbereiche werden aktuell Wege gesucht, fossile Rohstoffe durch nachhaltigere biobasierte Rohstoffe zu ersetzen. So wird Holz zunehmend zum Beispiel zur Herstellung von Grundchemikalien, Kunststoffen und Textilien eingesetzt.
So verändert sich die Bedeutung des Rohstoffes Holz in den Wirtschaftszweigen mit der Modernisierung unserer Wirtschaft. Diese Veränderungen werden in der Clusterstatistik in Zukunft abgebildet werden.