Walther Herwig III, 406. Reise
Dauer: 6. Juni bis 4. Juli 2017
Fahrtgebiet: Atlantik; Keltische See
Zweck der Reise: Fangtechnische Untersuchungen zur Reduzierung von unerwünschtem Beifang
Unerwünschte Beifänge sind aus ökonomischer, ökologischer und ethischer Sicht in vielen Fischereien ein großes Problem. Aus diesem Grund war ein zentraler Aspekt bei der aktuellen Neuausrichtung der europäischen Fischereipolitik die schrittweise Einführung eines Anlandegebotes (discard ban) ab 2015. Hierbei wird es für die Fischerei verpflichtend, alle Fänge – zunächst von quotierten Arten – anzulanden und auf die entsprechende Fangquote anzurechnen. Somit bestehen nun auch starke wirtschaftliche Anreize, unerwünschte Beifänge direkt beim Fang zu vermeiden.
An entsprechenden Strategien zur Vermeidung von unerwünschten Beifängen arbeitet das Thünen-Institut für Ostseefischerei seit einigen Jahren intensiv. Hierbei spielen fangtechnische Lösungen eine wichtige Rolle. In diesem Rahmen konnten mehrere neuartige Konzepte zur Vermeidung von unerwünschtem Beifang entwickelt werden. Eine besondere Herausforderung sind dabei Fischereien, bei denen neben der Zielart auch andere Arten im Fang vorkommen (gemischte Fischereien). Durch Unterschiede in Verhalten und Morphologie der einzelnen Arten ist es bisher kaum möglich, für verschiedene Arten optimale Entkommensmöglichkeiten im Steert (Netzbeutel) zu schaffen. Ein Beispiel ist die Herausforderung, unerwünschten Plattfischbeifang in der Fischerei auf Rundfische (z.B. Dorsche/Kabeljau) zu reduzieren.
Obwohl die entwickelten Konzepte (z.B. FRESWIND; FLEX; STIPED) vor allem in der Ostsee erprobt und weiterentwickelt wurden, sind sie potenziell auf viele andere Fischereien weltweit anwendbar. Dementsprechend sollen die Arbeiten auf ausgewählte andere Meeresgebiete bzw. Fischereien ausgedehnt werden. Dazu finden mehrere Forschungsfahrten in die Nordsee und in das Seegebiet südwestlich von Irland (Grand Sole Bank) statt. Die entsprechenden Fischereien in beiden Gebieten haben zum Teil sehr hohe Beifangraten. Es soll versucht werden, durch den Einsatz der in der Ostsee entwickelten Konzepte auch in diesen Seegebieten den unerwünschten Beifang zu reduzieren.
Die fangtechnischen Untersuchungen während dieser Fahrt werden in den Gewässern südwestlich Irland (Grand Sole Bank) durchgeführt.
In Zusammenarbeit zwischen dem Thünen-Institut für Ostseefischerei und spanischen Wissenschaftlern und Fischern sollen fangtechnische Möglichkeiten untersucht werden, den unerwünschten Beifang in der gemischten Grundschleppnetz-Fischerei in der keltischen See (Grand Sole Bank) zu reduzieren. Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf die Fischerei auf Megrim (Flügelbutt), Seeteufel und Seehecht, in der die Discardrate über 50 % des Gesamtfanges betragen kann.
Nach einer Testfahrt im Jahr 2016 sollen in einem ersten Schritt die Möglichkeiten untersucht werden, den unerwünschten Beifang durch die Verbesserung der Steertselektion zu reduzieren. Hierzu werden Selektionsexperimente mit der Cover-codend-Methode durchgeführt. Um möglichst kommerzielle Fangbedingungen zu gewährleisten, werden die spanischen Partner ein entsprechendes Netz stellen. Neben der Standard-Hol-Aufarbeitung sollen einige zusätzliche Untersuchungen an Bord stattfinden.
Wissenschaftliche Fahrtleitung:
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- daniel.stepputtis@thuenen.de