Institut für
BW Betriebswirtschaft
Projekt
Digitale Ökokontrolle - Geht das?
Verbesserung des Ökokontrollsystems durch die Integration von digitalen Zertifizierungs- und Produkttransaktionsdaten und neue Instrumenten am Bespiel Getreide
Ökoprodukte werden streng kontrolliert. Deshalb werden immer wieder Betrugsfälle publik. Dennoch gibt es Schwachstellen. Können digitale Verfahren Abhilfe schaffen?
Hintergrund und Zielsetzung
Mehrere Betrugsfälle sowie die Berichte des Europäischen Rechnungshofs haben aufgezeigt, dass durch die geltenden gesetzlichen Bestimmungen der EU-Öko-Verordnung Betrugsfälle im Ökolandbau nur unzureichend verhindert werden und deshalb eine Weiterentwicklung des Kontrollsystems notwendig ist.
Das Projekt will deshalb prüfen inwieweit in der Kontrolle von Ökoprodukten Verfahren der Digitalisierung sinnvoll angewendet werden können. Am Beispiel der Vermarktungskette Ökogetreide wird die Verknüpfung von geografischen (GIS) und durch von Sensoren erfassten Daten mit den Zertifizierungsdaten zur Verbesserung der Rückverfolgbarkeit im Rahmen der Kontrolltätigkeit evaluiert. Es werden Empfehlungen zur Verbesserung der Ökokontrolle im Hinblick auf Durchführbarkeit ohne vor Ort-Besuch, Vereinbarkeit mit geltendem Recht und Nutzung der Daten von Behörden und für statistische Zwecke erarbeitet.
Ergebnisse
Die Projektpartner haben für die Weiterentwicklung des Ökokontrollsystems folgende Empfehlungen für die verschiedenen Akteure in Politik, Verwaltung, den Kontrollstellen u.a. erarbeitet:
Ein- und Durchführung von betrieblichen Massenbilanzen und entlang von Produktketten
Eine wachsende Zahl von Verbrauchern ist bereit, für Bio-Produkte einen höheren Preis zu bezahlen. Die Preisdifferenz bringt die Gefahr von Betrug mit sich. Daraus ergibt sich die Verpflichtung für alle Beteiligten, die Integrität von Bio-Produkten zu gewährleisten. Massenbilanzen von Warenflüssen entlang der Lieferkette sind ein einfaches und verlässliches Instrument zur Betrugsverhinderung und -bekämpfung. Dazu sind digitale Flächen, Kultur- und Mengendaten sowie Transaktionsdaten der gehandelten Produkte erforderlich. Es bedarf keiner aufwändigen Labortechnik und Analytik oder Chargenrückverfolgbarkeit.
Vorantreiben der digitalen Erfassung von Daten für die Ökokontrolle und Dateninfrastruktur
Die Förderung einer digitalen Infrastruktur für Kontrolle und Zertifizierung hat viele Vorteile, wie z.B. der Beitrag zur Betrugsbekämpfung durch mehr Transparenz in den Wertschöpfungsketten, Verschlankung der Bürokratie und durch einen verbesserten Datenaustausch im Ökokontroll- und Zertifizierungssystem. Dazu können bereits vorhandene digitale Daten genutzt werden.
Verbesserung der Ertragsdatenerhebung ökologischer Betriebe
Ertragsdaten zum ökologischen Landbau werden nicht systematisch erhoben und sind daher lückenhaft. Kontrollstellen erheben zwar Erträge für ihre Betriebe. Diese Information steht aber nur intern und meist nicht digital zur Verfügung. Folglich stehen Daten nicht zeitnah zur Verfügung, um sie für vorausschauende Ertrags- und Marktschätzungen zu verwenden. Das Projekt empfiehlt konkrete Schritte, die wesentlich zur Verbesserung der Datenverfügbarkeit von Ökoerträgen beitragen und eine realistische Schätzung der zu erwartenden Erntemengen ermöglichen würden.
Beitrag der Fernerkundung
Generell kann die Fernerkundung zur Verbesserung der Datengrundlage auch im ökologischen Landbau beitragen, indem sie wiederholt und unabhängig flächendeckende Informationen zum Zustand, zur Nutzung und deren Veränderung der Agrarlandschaft über große Gebiete liefert und vorhandene zeitliche Lücken in bestehenden Daten schließt. Eine notwendige Voraussetzung für die Nutzung im ökologischen Landbau sind geo-referenzierte Öko-Daten, für die auch weitere spezifische Eigenschaften bekannt sind, um Modelle zu entwickeln und zu kalibrieren. Eine Kombination mit Daten der Verwaltung ist zu empfehlen.
Einführung eines digitalen Systems für Kontrolldaten und Massenbilanzierung
Die verpflichtende Einführung eines digitalen Systems zur Erfassung und Darstellung von Kontrolldaten (GIS) sowie eines Massenbilanzierungssystems, um das Kontroll- und Zertifizierungssystem digital weiterzuentwickeln, würde dazu beitragen, Betrug mit Bio-Produkten zu verhindern und die Markttransparenz zu verbessern.
Links und Downloads
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Beteiligte externe Thünen-Partner
-
Organic Services
(Tutzing, Deutschland)
Geldgeber
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Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE)
(national, öffentlich)
Zeitraum
2.2021 - 4.2023
Weitere Projektdaten
Projektfördernummer: 2818OE137
Förderprogramm: Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN)
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen zum Projekt
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Herrmann GA, Padel S (2023) Verbesserung des Bio-Kontrollsystems und der Betrugsverhinderung in Lieferketten : Entwicklung eines Prototyps zur Verknüpfung von Zertifizierungs- und Produkttransaktionsdaten mit geografischen Daten in den Softwareanwendungen Check Organic und Abaco Farmer [online]. 2 p, zu finden in <https://orgprints.org/id/eprint/51755/> [zitiert am 15.12.2023]
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Herrmann GA, Padel S (2023) Verbesserung des Ökokontroll- und Zertifizierungssystems durch die Integration von digitalen Zertifizierungs- und Produkttransaktionsdaten und von geografischen Daten und die Entwicklung eines umsetzbaren technologischen Konzepts am Beispiel der Getreidekette [online]. Bonn: BLE, 66 p, zu finden in <https://orgprints.org/id/eprint/51755/> [zitiert am 15.12.2023]