Institut für
BW Betriebswirtschaft
Projekt
TRUSTEE Teilprojekt "Validierung der Umsetzung von ländlichen Entwicklungsprogrammen und der Baseline im CAPRI Modell"
Um Politikmaßnahmen zur Förderung des ländlichen Raumes quantifizieren zu können, war ein erster wichtiger Schritt die Erstellung des EU-weiten Modells „Regionalisierte Abschätzung der Gemeinsamen Agrarpolitik aus der ländlichen Entwicklungsperspektive„ (CAPRI-RD). Im Zuge der Entwicklung dieses Modells wurde jedoch klar, dass gerade Maßnahmen zur Förderung des ländlichen Raumes nur dann erfolgreich abgebildet werden können, wenn nationale Experten sie fortlaufend validieren. Im TRUSTEE-Projekt kommen nationale Experten auf EU-Ebene zusammen, um dieses Verfahren voranzutreiben.
Hintergrund und Zielsetzung
Seit 2000 ist der umfangreiche Maßnahmenkatalog zur Förderung des ländlichen Raumes in der EU als „zweite Säule der GAP“ bekannt. Zu den herkömmlichen agrarpolitischen Interventionsmaßnahmen, die EU-weit einheitlich umgesetzt werden, kommen mit der zweiten Säule Programme hinzu, die regionalspezifisch gestaltet werden und sehr vielfältig sind. Sie unterscheiden sich ferner dadurch, dass sie nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch andere Wirtschaftssektoren der ländlichen Ökonomie beeinflussen. Um diese Wirkungen und deren Zusammenspiel abschätzen zu können, hatten wir im vorangegangenen Projekt das Modellsystem „Common Agricultural Policy Regionalised Impact Modelling System“ (CAPRI) um regionale Gleichgewichtsmodelle, auch als Computable General Equilibrium (CGE) Modelle bekannt, erweitert – so entstand die „Regionalisierte Abschätzung der Gemeinsamen Agrarpolitik aus der ländlichen Entwicklungsperspektive“ („CAPRI-RD“). Durch diese Erweiterung wurden alle Wirtschaftssektoren des ländlichen Raums erfolgreich abgebildet. In einer Validierung der Modellergebnisse konnte die grundsätzliche Wirkrichtung von Maßnahmen der zweiten Säule bestätigt werden, jedoch zeigte sich auch, dass es wichtig ist, die regionalen Unterschiede zu berücksichtigen. Dies wollen wir nun im TRUSTEE-Projekt mit Hilfe von nationalen Experten in Angriff nehmen. Wir werden ferner die CAPRI-Baseline anhand nationaler und internationaler Daten validieren und in die vorherigen Arbeitsschritte mit einfließen lassen.
Vorgehensweise
Die CAPRI-Baseline validieren wir gemeinsam mit Projektpartnern aus Spanien und Irland. Hierzu erstellen wir jährlich die CAPRI-Baseline und werten sie mit den nationalen und internationalen Modellergebnissen, basierend auf ausgewählten Indikatoren, aus. Es wird eine Recherche durchgeführt, um CAPRI mit anderen Modellen zu vergleichen. Signifikante Abweichungen zwischen den Modellen analysieren wir und diskutieren sie ggf. auf der jährlichen Training-Session mit den nationalen Experten. Fehlende Entwicklungen werden in der CAPRI-Baseline im darauffolgenden Jahr berücksichtigt. Die in der Baseline-Validierung gewonnenen Erkenntnisse nutzen wir auch, um die Abbildung der zweiten Säule zu validieren und Poltikiszenarien zu entwickeln, um aktuell offene Fragen bezüglich der GAP zu bearbeiten.
Daten und Methoden
Für die Baseline-Validierung vergleichen wir die CAPRI-Baseline mit nationalen Baselines (oder alternativ anderen nationalen Datengrundlagen) und internationalen Daten. Es sollen nationale Evaluierungsberichte analysiert werden und eine umfangreiche Literaturrecherche erfolgen. Für den Vergleich sind verschiedene Simulationen mit dem CAPRI-Modell durchzurechnen.
Unsere Forschungsfragen
- Deckt sich die CAPRI-Baseline mit nationalen und internationalen Einschätzungen der EU-Staaten?
- Können die Ergebnisse des CAPRI-Modells zur Wirkung der Zahlungen aus der zweiten Säule durch die Expertenbefragungen und die Evaluationsberichte Deutschlands bestätigt werden?
- Und wenn ja, wie ist das Modell bei der Ausgestaltung der zweiten Säule nach 2020 zum Abschätzen von Politikfolgen einzusetzen?
- Wie würde sich eine Budgetverschiebung um 15% von der ersten in die zweite Säule der GAP in der EU auswirken?
- Wie teuer wäre eine Treibhausgasminderung durch Grünlandausweitung um 5% in der EU?
Ergebnisse
In einer Recherche verglichen wir die Methoden zur Generierung und Validierung von Baselines für landwirtschaftliche partielle Gleichgewichtsmodelle auf globaler und regionaler Ebene und stellten fest, dass der Prozess zur Generierung der Baseline in allen Modellen recht ähnlich ist. Die Hauptunterschiede zwischen den Modellen bestehen darin, dass die Baselines in manchen Modellen modellbasierter sind, während sie in anderen eher expertenbasiert sind. Wir haben Vergleiche zwischen dem CAPRI Modell und FAPRI-Irland durchgeführt. Die in den Baselines verwendeten historischen Daten unterscheiden sich zwischen FAPRI-Irland und CAPRI. Denn CAPRI führt einen Konsolidierungsprozess der gelieferten Daten durch. Die Kernpunkte der CAPRI-Basislinie für Irland sind: Die Prognosen von CAPRI stehen im Einklang mit dem historischen Trend; CAPRI entspricht in einigen Punkten nicht den Erwartungen der Stakeholder. Wir führten einen Vergleich der Ergebnisse und der Methodik von CAPRI mit den offiziellen nationalen Berichten über die Treibhausgasinventur für EU28 (1990-2014) durch. Es zeigte sich, dass CAPRI gut im Einklang steht, auftretende Unterschiede sind auf technische Koeffizienten zurückzuführen (z.B. Emissionsfaktoren, N-Ausscheidungsrate).
Bei unserer Bewertung der Modell-Erweiterung von CAPRI um die regionalen „Computational General Equilibrium Modelle“ stellten wir fest, dass es neben CAPRI nur selten Ansätze gibt, um die gemeinsamen Wirkungen aller RD-Maßnahmen zu bewerten. Daher werden dabei gegenläufige Effekte verschiedener Maßnahmen nicht berücksichtigt. Allerdings muss die Interventionslogik von CAPRI verbessert werden und Mitnahmeeffekte und Verwaltungskosten sollten einbezogen werden.
Wir analysierten mit dem Modell CAPRI die Auswirkungen einer Politik zur Grünlandausweitung im Hinblick auf die Treibhausgasminderung im Jahr 2020. Wir haben untersucht, wie sinnvoll es wäre, die Grünlandfläche in der EU um 5% zu erweitern. Und stellten fest, dass die Emissionen um netto 4,3 Mio. t CO2 mit Kosten von rund 417 Mio. EUR reduziert werden könnten. Die Nettovermeidungskosten würden im Durchschnitt 97 EUR/t betragen, eine erhebliche Kohlenstoffbindung könnte bereits ab 50 EUR/t CO2 erreicht werden. Eine politische Maßnahme zur Grünlandausweitung wäre jedoch nur dann wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll, wenn sie mit regionalem Fokus angeboten würde.
Schließlich haben wir den Effekt der Verschiebung von 15% des Budgets von der ersten in die zweite Säule der GAP unter Verwendung des CAPRI-Modells für alle MS für das Jahr 2025 analysiert. Wir stellten fest, dass eine höhere Budgetverschiebung erforderlich wäre, um relevante Auswirkungen auf die Ziele der zweiten-Säule-Politik und auch intensive Produktionsregionen zu erreichen, die zweiten-Säule-Maßnahmen müssten für intensive Ackerbausysteme obligatorischer oder attraktiver sein.
Während der Projektlaufzeit organisierten wir drei Training-Workshops mit 25 bis 36 Teilnehmern aus 10 bis 13 verschiedenen Ländern, die von Universitäten, öffentlichen und privaten Forschungseinrichtungen oder staatlichen Einrichtungen (z.B. EU-Kommission) kamen.
Links und Downloads
Thünen-Ansprechperson
Beteiligte externe Thünen-Partner
-
EuroCare GmbH
(Bonn, Deutschland) -
Institut national de recherche pour l’agriculture, l’alimentation et l’environnement (INRAE)
(Paris, Toulouse, Montpellier, Avignon, Ivry-sur-Seine, Clermont-Ferrand, Rennes, Thiverval-Grignon, Dijon, Orleans, Bordeaux, Pierroton, Frankreich) -
Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS)
(Paris, Rennes, Montpellier, Frankreich) -
Swedish University of Agricultural Science - SLU
(Uppsala, Lysekil, Schweden) -
Muséum National d’Histoire Naturelle
(Paris, Frankreich) -
University of Perugia
(Perugia, Italien) - University of Latvia / Latvia University of Life Sciences and Technologies
(Jelgava, Lettland) -
University College Dublin
(Dublin, Irland) - Technical University of Madrid (Universidad Politecnica de Madrid) - UPM
(Madrid, Spanien) -
Forest Science and Technology Centre of Catalonia - CTFC
(Solsona, Spanien)
Geldgeber
-
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
(national, öffentlich)
Zeitraum
9.2013 - 2.2017
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen zum Projekt
- 0
Schroeder LA, Marquardt S, Gocht A (2018) Cap post 2013: effects of a shift from Pillar I to Pillar II : changes on land use and market effects among types of farms. Routledge Stud Agric Econ 1:199-216
- 1
Gocht A, Espinosa M, Leip A, Lugato E, Schroeder LA, Doorslaer B van, Gomez y Paloma S (2016) A grassland strategy for farming systems in Europe to mitigate GHG emissions - an integrated spatially differentiated modelling approach. Land Use Pol 58:318-334, DOI:10.1016/j.landusepol.2016.07.024
- 2
Espinosa M, Gocht A, Schroeder LA, Leip A, Gomez y Paloma S, Lugato E, Doorslaer B van (2015) Promotion of grassland as strategy to reduce Greenhouse Gas Emission: results for Spain of the EU-wide analysis with the century and the CAPRI models. In: X Congreso de la Asociacion Espanola de economia agraria : alimentacion y territorios sostenibles desde el sur de Europa ; Cordoba, 9-11 de Septembre de 2015. Valencia: Universitat Politecnica de Valencia, pp 227-234
- 3
Schroeder LA, Gocht A, Britz W (2015) The impact of Pillar II Funding: validation of a modelling and evaluation perspective. J Agric Econ 66(2):415-441, DOI:10.1111/1477-9552.12091