Institut für
BW Betriebswirtschaft
Projekt
Umwelt- und Tierschutz – zu teuer für Erzeuger?
Abschätzung der Kosten für die Einhaltung von Auflagen in den Bereichen Umwelt, Lebensmittelsicherheit und Tierwohl
Wie wirken sich gesetzliche Auflagen auf den Wettbewerb in der Landwirtschaft aus? Und wie stark sind Produzenten in der EU im Vergleich zu Nicht-EU-Ländern davon betroffen?
Hintergrund und Zielsetzung
Landwirte verstehen Auflagen, die Umweltschutz, Lebensmittelsicherheit und Tierwohl gewährleisten sollen, oft als Kostentreiber, die ihre Wettbewerbsfähigkeit mindern. Das Projekt will die Kosten ermitteln, die wirklich durch diese Auflagen entstehen - für ausgewählte EU-Mitgliedsstaaten und relevante Wettbewerber außerhalb der EU. Wir untersuchen folgende Produkte: Getreide, Rind- und Schaffleisch, Früchte, Wein (Thünen-Institut, agri benchmark), Milch (International Farm Comparison Network) sowie Schwein und Geflügel.
Vorgehensweise
Das Thünen-Institut koordiniert insgesamt 27 Fallstudien, die folgende Arbeitsschritte umfassen:
a) Zusammenstellen der produktspezifischen Auflagen (Verordnungen, Richtlinien, nationale Umsetzung, gute landwirtschaftliche Praxis sowie Regelungen, die nicht direkt an die Landwirtschaft adressiert sind, diese aber betreffen),
b) Identifizieren und Quantifizieren der betroffenen Kostenpositionen und
c) Schlussfolgerungen und mögliche Auswirkungen der Ergebnisse auf die Wettbewerbsfähigkeit und die Gestaltung zukünftiger (Agrar-)Politik.
Daten und Methoden
Der Referenzzeitpunkt ist der geltende Rechtsrahmen im Jahr 2010. Die Zusammenstellung der relevanten Auflagen erfolgt auf der Basis der Gesetzestexte der EU bzw. nationaler Rechtsquellen. Datengrundlage für die einzelbetrieblichen Berechnungen sind typische Betriebe aus dem agri benchmark Netzwerk, die entweder schon vorhanden sind oder die wir für das Projekt zusammenstellen. In Fokusgruppen mit Landwirten und Beratern fragen wir mit unseren Forschungspartnern nach, welche Managementpraktiken angewandt würden, wenn keine Auflagen existierten (Ohne-Situation). Diese Situation quantifizieren und berechnen wir hinsichtlich ihrer Mengen-, Kosten und ggf. Erlöse mit der Fokusgruppe und stellen sie dem Status quo (Mit-Situation) gegenüber.
Ergebnisse
Betrachtet man die Resultate für alle Länder, Produkte und Auflagen im Überblick, so ist festzustellen, dass die auflagenbedingten Mehrkosten insgesamt relativ niedrig liegen. In keinem Fall gehen sie über 10 Prozent der Vollkosten hinaus.
Der Vergleich der Produktionsregionen zeigt, dass kostenträchtige Auflagen nicht nur in der EU, sondern auch an Überseestandorten ein Thema sind. Pauschalaussagen sind kaum zulässig, denn je nach Produkt sind die Produzenten in verschiedene Ländern unterschiedlich betroffen: In der Rinderhaltung hauptsächlich Brasilien (u.a. wegen der Umweltgesetzgebung zum Erhalt natürlicher Vegetation), in der Apfelproduktion Chile und Südafrika (strenge Auflagen für die Dünge- und Pflanzenschutzmittelanwendung), in der Schweineproduktion die EU (Haltungsvorschriften, v.a. Gruppenhaltung für Sauen).
Insgesamt sind die EU-Landwirte etwas stärker belastet als ihre Mitbewerber aus den anderen Erdteilen. Bei den Umweltauflagen verursacht die Nitratrichtlinie die höchsten Kosten, bei den Auflagen zur Lebensmittelsicherheit wirken sich die Vorschriften zur Lagerung von Pflanzenschutzmitteln und Ausbringungsgeräten stark aus (Investitionskosten), außerdem die Dokumentationspflichten zur Nachverfolgbarkeit tierischer Erzeugnisse (Arbeitskosten). Bei den Tierschutzauflagen sind die Schweine- und Geflügelproduktion besonders betroffen, teilweise aber auch die Milchviehhaltung und die Rindermast (Kälberhaltungsverordnung).
Die auflagenbedingten Kostennachteile für die untersuchten Länder und Produkte liegen zumeist unter fünf Prozent der Gesamtkosten. Demgegenüber sind die Gesamtkostennachteile der EU-Betriebe oft viel höher, sie liegen bei manchen der untersuchten Produkte in einer Größenordnung von über 100 Prozent. Hauptursachen hierfür sind die höheren Preisniveaus für Arbeit, Boden und Betriebsmittel. Bei Weintrauben und Milch wirken bzw. wirkten auch die politisch verfügten Mengenbegrenzungen kostenerhöhend.
Selbst wenn also die auflagenbedingten Mehrkosten bisher nur für einen kleinen Teil der Gesamtkostennachteile verantwortlich sind, so können sie – bei insgesamt geringen Margen – doch den Unterschied zwischen Gewinn und Verlust ausmachen.
Der Endbericht ist in englischer Sprache hier verfügbar.
Thünen-Ansprechperson
Thünen-Beteiligte
Beteiligte externe Thünen-Partner
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centro ricerche produzioni animali (CRPA)
(Reggio Emilia, Italien) -
Charles Sturt University
(Orange, Australien) -
University of Adelaide
(Adelaide, Australien) -
Universidad de Buenos Aires
(Buenos Aires, Argentinien) -
University Sao Paulo (CEPEA)
(Sao Paulo, Brasilien) -
Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB)
(Stoneleigh, Großbritannien (inkl. Nordirland)) -
Centro Ricerche Produzioni Vegetali
(Cesena, Italien) -
Fundación para el Desarrollo Fruticola
(Santiago, Chile) -
Hortgro
(Paarl, Südafrika) -
Institut d’Élevage (IDELE)
(Paris, Limoges, Mignaloux-Beauvoir, Frankreich) -
Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee
(Bavendorf, Deutschland) -
Obstbauzentrum Jork
(Jork, Deutschland) -
Patriotisk Selskab
(Odense, Dänemark) -
PGG Wrightson Consulting
(Dannevirke, Neuseeland) -
Saborá, Estrategias Agroalimentarias
(Madrid, Spanien) -
Institut national de recherche pour l’agriculture, l’alimentation et l’environnement (INRAE)
(Paris, Toulouse, Montpellier, Avignon, Ivry-sur-Seine, Clermont-Ferrand, Rennes, Thiverval-Grignon, Dijon, Orleans, Bordeaux, Pierroton, Frankreich) -
University of Cambridge
(Cambridge, Großbritannien (inkl. Nordirland)) -
University of Stellenbosch
(Stellenbosch, Südafrika) -
Vinpro
(Paarl, Südafrika)
Zeitraum
12.2011 - 9.2014
Weitere Projektdaten
Projektstatus:
abgeschlossen
Publikationen zum Projekt
- 0
Menghi A, Roest K de, Porcelluzzi A, Deblitz C, Davier Z von, Wildegger B, Witte T de, Strohm K, Garming H, Dirksmeyer W, Zimmer Y, Bölling D, van Huylenbroek G, Mettepenningen E (2015) Assessing farmers' cost of compliance with EU legislation in the fields of environment, animal welfare and food safety. Bruxelles: European Commission