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© Anja Bunge / Thünen-Institut
Institut für

FI Fischereiökologie

Projekt

Wanderfischarten in der Nordseeregion


Federführendes Institut FI Institut für Fischereiökologie

© Klaus Wysujack

Lebendige Nordsee

Wanderfischarten wie der Aal und die Meerforelle verbringen einen Teil ihres Lebens im Salzwasser der Meere, einen anderen Teil in Flüssen und Seen. Die Wanderung zwischen beiden Welten ist überlebenswichtig für diese Fischarten. Doch viele menschliche Aktivitäten gefährden sie.

Hintergrund und Zielsetzung

Verschiedene Fischarten wie Lachs, Meerforelle und Aal wandern zwischen Meer und Binnengewässern. Werden ihre Wanderungen gestört, beeinträchtig das die Bestände. Hindernisse sind vor allem Wehre, Dämme oder Schleusen, die für verschiedene wasserwirtschaftliche Zwecke oder zur Wasserkraftnutzung gebaut wurden. Aber auch eingeschleppte Parasiten sind ein Problem. Das Wissen über die Wanderwege dieser Fischarten ist noch nicht ausreichend. Deshalb müssen wir unsere Erkenntnisse über die Arten erweitern und Maßnahmen ergreifen, um eine freie Fischwanderung zu ermöglichen. Das Projekt „Living North Sea“ zielt auf Lösungen für Fischwanderungen ab. Mit verschiedenen Maßnahmen sollen gute ökologische Bedingungen für Wanderfische in der Nordseeregion wiederhergestellt werden. „Living North Sea“ ist eine Zusammenarbeit von 15 Organisationen aus sieben Ländern der Nordseeregion. Finanziert wird sie vom Nordsee-Programm des Europäischen Regionalentwicklungsfonds.

Vorgehensweise

Das Thünen-Institut für Fischereiökologie ist mit den folgenden Arbeiten am Projekt beteiligt:

  • Wir untersuchen die Wanderung der Aale im Mündungsbereich der Eider und der Nordsee mit Satellitentransmittern. Über ihr Wanderungsverhalten im Meer ist noch sehr wenig bekannt.
  • Wir erfassen den Befall von Aalen mit dem exotischen Schwimmblasenparasiten Anguillicola crassus in norddeutschen Gewässern. Dieser eingeschleppte Parasit  wird als möglicher Faktor für die negative Bestandsentwicklung des Aals diskutiert.
  • Wir beteiligen uns daran, die genetische Struktur der Meerforellenbestände im Nordseeraum zu erfassen.
  • Wir organisieren den Workshop “Wanderfische in Norddeutschland - Status, Probleme, Projekte“ im Rahmen des internationalen Fish Migration Day.

Ergebnisse

Aalwanderungen in der Untereider und der Nordsee

Im Rahmen des Projektes wurden sieben Blankaale mit Satellitentransmittern in der Untereider ausgesetzt. Es sollten Hinweise darüber gewonnen werden, ob Blankaale, die aus Binnengewässern in die Untereider transportiert wurden, zügig abwandern oder ob sie eventuell im Gewässer bleiben und sogar wieder stromaufwärts wandern. Zudem wurden Erkenntnisse über das Wanderverhalten in der Nordsee und gegebenenfalls im Atlantik erhofft.

Drei der sieben Fische verließen die Eider zügig. Ein weiterer Fisch verblieb höchstwahrscheinlich im Gewässer und wanderte wieder stromaufwärts. Die Fische, die die Eider verlassen hatten, wählten eine einheitliche Route in nördlicher bis nordwestlicher Richtung. Während der Wanderung in der Nordsee unternahmen die drei Aale die typischen täglichen Vertikalbewegungen, wobei sie nachts in Oberflächennähe schwammen, während sie sich tagsüber höchstwahrscheinlich in bodennahen Schichten aufhielten. Die dokumentierten Entfernungen vom Aussetzort zum Ort der ersten Registrierung des Transmitters lagen zwischen ca. 170 km und etwa 800 km. Die resultierende minimale mittlere Geschwindigkeit lag bei etwa 6 – 11 km/Tag. Dies ist deutlich langsamer, als für ein Bewältigen der gesamten Strecke bis zum Laichgebiet innerhalb eines halben Jahres notwendig wäre.

Befall von Aalen mit dem Schwimmblasenparasiten Anguillicola crassus

Im Rahmen des Projektes wurde ein bereits laufendes Monitoring des Befalls von Aalen mit dem Schwimmblasennematoden Anguillicola crassus fortgeführt und ausgewertet. Gemeinsam mit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern wurden zusätzliche Daten aus Küstengewässern der Ostsee erhoben. Wir stellten bei Aalen aus norddeutschen Binnengewässern anhaltend hohe Befallsraten von 65 bis 83% fest. Für Elbe und Ems konnte jedoch ein signifikanter abnehmender Trend bei der Befallsintensität (adulte Parasiten pro infizierter Schwimmblase) gezeigt werden. Die untersuchten Fische hatten zwar nach wie vor stark geschädigte Schwimmblasen – möglicherweise von früheren Infektionen – waren aber weniger stark mit dem Parasiten befallen. Eine Verbesserung der Situation in den nächsten Jahren scheint deshalb möglich.

Im Gegensatz zu den Binnengewässern sind die Befallsraten bei Aalen aus Küstengewässern generell niedriger (10 bis 58%). Auch die Befallsintensität und Schädigungen der Schwimmblasen sind in diesen Gewässern deutlich reduziert. Hierbei ist zudem ein deutlich abnehmender Trend von den inneren zu den äußeren Küstengewässern erkennbar. Die Studie zeigt, dass die Küstengewässer der Ostsee wertvolle Habitate für die Produktion von Laichaalen mit hoher Qualität darstellen.

Links und Downloads

www.living-north-sea.eu

www.northsearegion.eu/ivb/projects/details/&tid=119

Beteiligte externe Thünen-Partner

Geldgeber

  • Europäische Union (EU)
    (international, öffentlich)

Zeitraum

9.2009 - 3.2013

Weitere Projektdaten

Projektstatus: abgeschlossen

Publikationen

  1. 0

    Verhelst P, Reubens J, Coeck J, Moens T, Simon J, Van Wichelen J, Westerberg H, Wysujack K, Righton D (2022) Mapping silver eel migration routes in the North Sea. Sci Rep 12:318, DOI:10.1038/s41598-021-04052-7

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064485.pdf

  2. 1

    Bekkevold D, Piper A, Campbell R, Rippon P, Wright RM, Crundwell C, Wysujack K, Stevens JR, King RA, Aarestrup K, Maltby A (2021) Genetic stock identification of sea trout (Salmo trutta L.) along the British North Sea Coast shows prevalent long-distance migration. ICES J Mar Sci 78(3):952-966, DOI:10.1093/icesjms/fsaa240

  3. 2

    Wysujack K, Dorow M, Ubl C (2014) The infection of the European eel with the parasitic nematode Anguillicoloides crassus in inland and coastal waters of northern Germany. J Coastal Conserv 18(2):121-130, doi:10.1007/s11852-013-0274-z

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