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Institut für

MA Marktanalyse

Projekt

Die Landwirtschaft in der Lebensmittel-Wertschöpfungskette


Federführendes Institut MA Institut für Marktanalyse

© Thünen-Institut
Quelle: Statistisches Bundesamt, Genesis Datenbank, verschiedene Tabellen (61221-0001 Index der Einkaufspreise landwirtschaftlicher Betriebsmittel: Deutschland, Jahre, Landwirtschaftliche Betriebsmittel, 61211-0001 Erzeugerpreisindizes landwirtschaftlicher Produkte: Deutschland, Jahre, Landwirtschaftliche Produkte, 61241-0005 Erzeugerpreisindex gewerblicher Produkte: Deutschland, Jahre, Güterverzeichnis (GP2019 2-6-Steller Hierarchie), 61111-0003 Verbraucherpreisindex: Deutschland, Jahre, Klassifikation der Verwendungszwecke des Individualkonsums); eigene Berechnungen, eigene Darstellung

Wertschöpfung und Preisentwicklung in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten

Preisbildung und Inflation auf Märkten für landwirtschaftliche Erzeugnisse und Nahrungsmittel wurde in letzter Zeit wieder ein verstärktes Interesse entgegengebracht. Vor diesem Hintergrund haben wir ein jährliches Monitoring von Preisen, Kosten und Margen in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten entwickelt. Das Ziel des neuen Monitorings besteht primär darin, überprüfbare Fakten zum Thema der Preisbildung in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten bereitzustellen. Es soll so auch zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen.

Hintergrund und Zielsetzung

In der Vergangenheit wurden an dieser Stelle jährlich die aktuellen Ergebnisse der sogenannten „Anteilsberechnung“ präsentiert. Sie haben die Entwicklung der Anteile landwirtschaftlicher Erlöse („Erzeugungsanteil“) an den Verbrauchsausgaben für ausgewählte Nahrungsmittel abgebildet. Die Interpretation dieser Anteilsentwicklungen ist aber voraussetzungsvoll. Ein sinkender Erzeugungsanteil geht nämlich oft mit einem abnehmenden realen Wertschöpfungsbetrag einher. Er reflektiert dann zum Beispiel eine zunehmende Spezialisierung und Dienstleistungsintensität in den Wertschöpfungsketten. Diese strukturelle Veränderung in den landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten hat sich in den letzten Jahren verlangsamt. Der Erzeugungsanteil hat in den letzten 20 Jahren im Trend kaum noch abgenommen. Aus diesen und weiteren Gründen, die im Thünen-Report „Preise, Mengen und Margen“ (Margarian 2023) diskutiert werden, wird die Anteilsberechnung ab 2024 nicht mehr fortgeführt. 

Die Marktspanne für Rind- und Schweinefleisch kalkulieren wir weiterhin. Sie errechnet sich als einfache Differenz zwischen Verbraucherpreis (5 Teilstücke von frischem Rindfleisch und 3 Teilstücken von frischem Schweinefleisch) und durchschnittlichem Erzeugerpreis. Diesen berechnen wir für das Mittel aller Handelsklassen (warm) aus den Daten, die gemäß der Fleischgesetz-Durchführungsverordnung regelmäßig gemeldet werden müssen.

Das neue jährliches Monitoring von Preisen, Kosten und Margen beruht auf der Auswertung verschiedener Preisindizes, betriebswirtschaftlicher Kennzahlen nach Branchen sowie Daten der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) des Statistischen Bundesamtes. In diesem neuen Monitoring werden Preisentwicklungen auf den unterschiedlichen Stufen verschiedener Wertschöpfungsketten verglichen und potentielle Inflationstreiber identifiziert. Parallel wird die wirtschaftliche Entwicklung relevanter Branchen anhand verschiedener Kennzahlen abgebildet. Die abgebildeten Indikatoren und Grafiken bleiben soweit möglich immer gleich, werden aber jedes Jahr im Herbst mithilfe der dann verfügbaren Daten zum Vor- oder Vorvorjahr aktualisiert.


Das vollständige Monitoring findet sich mit allen Erläuterungen unter diesem Link.

Zielgruppe

Politik, Forschung, Landwirtschaft, Wirtschaft

Vorgehensweise

Ausgangspunkt des neuen jährlichen Monitorings von Preisen, Kosten und Margen in landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten ist die Inflation, also die prozentuale Entwicklung von Betriebsmittel-, Erzeugungs- und Verbrauchspreisen entlang verschiedener landwirtschaftlicher Wertschöpfungsketten. Entsprechende Preisindizes sind für die Jahre ab 1991 verfügbar, so dass sich die prozentuale Inflationsrate ab 1992 berechnen lässt.

Die unterschiedlichen Treiber der Inflation analysieren wir anhand von Daten der VGR. Der Deflator entspricht dabei der Relation des in aktuellen Preisen bestimmten Produktionswertes zum zu Vorjahrespreisen bestimmten Produktionswert. Der Deflator ist also ein indizierter Preis. Von ihm ausgehend lässt sich die gesamtwirtschaftliche, sogenannte „implizite“ Inflation berechnen. Die Kostenbestandteile des Deflators lassen sich als Stückkosten abbilden. Zu diesem Zweck werden die verschiedenen Kostengruppen, also Nettoproduktionsabgaben, Abschreibungen, Arbeitskosten und Vorleistungskosten, ihrerseits durch den bereinigten oder „realen“ Produktionswert geteilt. Die Differenz aus Deflator und Stückkosten entspricht den Margen bzw. Nettomargen. Die Veränderungen von Stückkosten und Margen erklären die Inflation. Die entsprechenden Ergebnisse finden sich auf der Monitoring-Webseite unter diesem Link.

Für die Jahre ab 2018 gibt es mit der „Bereichsübergreifenden Unternehmensstatistik“ beim statistischen Bundesamt eine neue Datenquelle. Sie enthält betriebswirtschaftliche Kennzahlen für Unternehmen der meisten Wirtschaftszweige außerhalb der Landwirtschaft mit Sitz in Deutschland. Mithilfe dieser Daten können wir auf einer detaillierten Branchenebene Indikatoren zur wirtschaftlichen Entwicklung der Branchen berechnen. Wir dokumentieren die Umsatzrentabilität, die Nettoumsatzrentabilität, den Gewinnanteil an der BWS und das Umsatzwachstum. Auch die Ergebnisse und genaueren Erläuterungen dieser Berechnungen finden sich auf der Monitoring-Webseite unter diesem Link.

Vorläufige Ergebnisse

Das vollständige Monitoring findet sich unter diesem Link.

Die obige Abbildung zeigt für die aggregierten Stufen der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette die jeweiligen jährlichen Inflationsraten im gleitenden Fünfjahresdurchschnitt. Diese längerfristige Inflation lieg für die Landwirtschaft bis 2006 unter dem der Verarbeitungs- und der Verbrauchsstufe. Von 2007 bis einschließlich 2014 ist dann die Preisentwicklung in der Landwirtschaft positiver als in den nachgelagerten Stufen. Nach 2014 und dann wieder nach 2020 drehen sich die Verhältnisse jeweils wieder um.

Deutlich wird in der Abbildung aber auch, dass sich die Preise oft zusammen bewegen. Das hat zwei zentrale Ursachen: Zum einen beeinflusst die Preisentwicklung auf einer Stufe der Wertschöpfungskette die Kosten- und damit wiederum die Preisentwicklung auf der folgenden Stufe. Zum anderen werden alle Branchen der Wertschöpfungskette ebenso wie der gesamten Volkswirtschaft gemeinsam vom konjunkturellen Auf- und Ab beeinflusst. Aus der Inflationsbewegung alleine wird aber nicht ersichtlich, was die Preisentwicklung jeweils antreibt, ob also vor allem die Vorleistungskosten gestiegen sind, oder ob sich vielleicht eher die Arbeitskosten erhöht haben oder die Unternehmen höhere Margen auf die Kosten aufschlagen. Die weiteren Ergebnisse des jährlichen Monitorings geben darüber auf der Monitoring-Webseite genauere Auskunft.

Links und Downloads

Diagramm Marktspanne für Rindfleisch (png)

Diagramm Marktspanne für Schweinefleisch (png)

Daten Jahresmittelwerte Marktspannen für Rind- und Schweinefleisch (csv)

(Monatswerte auf Anfrage verfügbar)

Publikationen zu dem Projekt

  1. 0

    Margarian A (2023) Nahrungsmittelpreisinflation unter der Lupe : Die Preisentwicklung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Nahrungsmitteln im sektoralen und gesamtwirtschaftlichen Kontext. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 98 p, Thünen Working Paper 230, DOI:10.3220/WP1701759249000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn067304.pdf

  2. 1

    Margarian A (2023) Preise, Mengen und Margen: Konjunktur- und Strukturentwicklung in Wertschöpfungsketten der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 119 p, Thünen Working Paper 208, DOI:10.3220/WP1677139557000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn066074.pdf

  3. 2

    Peter G (2016) Erzeugeranteile leicht gesunken : Anteilsberechnung 2014. Braunschweig: Thünen-Institut, 5 p

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn057468.pdf

  4. 3

    Wendt H, Peter G (2014) Gestiegene Erzeugerpreise für tierische Erzeugnisse treiben den Erzeugeranteil nach oben : Anteilsberechnung 2013 [online]. Braunschweig: Thünen-Institut für Marktanalyse, 4 p, zu finden in <http://www.thuenen.de/media/institute/ma/Downloads/Anteilsberechung_2013.pdf> [zitiert am 20.11.2014]

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn054226.pdf

  5. 4

    Wendt H (2011) Anteil der Erzeugererlöse an Verbraucherausgaben deutlich gestiegen. Agra Europe (Bonn) 52(49):L46-48

  6. 5

    Wendt H (1998) Anteile der landwirtschaftlichen Erzeugererlöse an den Verbraucherausgaben für Nahrungsmittel in Deutschland : Aktualisiertes Konzept und Ergebnisse. Agrarwirtschaft 47(8/9):361-367

  7. 6

    Wendt H (1986) Anteil der Verkaufserloese der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für wichtige Nahrungsmittel inlaendischer Herkunft in der Bundesrepublik Deutschland : Berechnungskonzept und Ergebnisse. Landbauforsch Völkenrode 36(2):79-88

  8. 7

    Wendt H, Bremen L von (1977) Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft an den Verbraucherausgaben für die wichtigsten Nahrungsmittel : Darstellung und kritische Würdigung der in der BR Deutschland und in den USA laufend durchgeführten Berechnungen ; Forschungsauftrag des Statistischen Amtes der Europäischen Gemeinschaften Luxemburg. Braunschweig: FAL, 76 p

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