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Institut für

MA Marktanalyse

Projekt

Der europäische Zuckermarkt im Wandel. Was passiert nach dem Quotenende 2017?


Federführendes Institut MA Institut für Marktanalyse

© Nordzucker AG
Zuckerrübenernte

Modellierung der Auswirkungen einer Abschaffung der EU-Quotenregelung zum Zuckerwirtschaftsjahr 2017/18 auf die Zuckermärkte in Deutschland, der EU und ihrer Mitgliedsstaaten sowie der Welt

Dem europäischen Zuckersektor stehen unruhige Zeiten bevor. Für die Landwirte und die Zuckerindustrie entfällt ab dem 1. Oktober 2017 die jahrzehntelange Planungssicherheit bezüglich Produktionsmengen und -preisen. Wie wird der Markt auf diese Veränderungen reagieren? Und wer sind die Gewinner und Verlierer dieser Entwicklung?

Hintergrund und Zielsetzung

Im Jahr 2006 wurde die Zuckermarktordnung der Europäischen Union erstmals seit ihrer Einführung im Jahr 1968 grundlegend reformiert. Nach dem Ende einer vierjährigen Phase der Umstrukturierung im Jahr 2010 steht der Zuckersektor nun erneut vor tiefgreifenden Reformschritten. Im Zuge der GAP-Reform 2014 werden die Produktionsquoten für Zucker und Isoglukose, die feste Produktionsmengen vorsehen, zum Ende des Zuckerwirtschaftsjahres 2016/17 auslaufen. Gleichzeitig fällt zum 1. Oktober 2017 auch der innerhalb der Quotenmenge geltende Zuckerrübenmindestpreis. Nach dem Ende der Quotenregelung verbleiben auf dem europäischen Zuckermarkt lediglich die Außenhandelsregelungen – Importzölle – als wesentliches Instrument, um die Preise zu stützen.

Ziel unseres Projektes ist es, die Auswirkungen einer Abschaffung der Produktionsquoten und Aufhebung der Mindestpreise auf den Zuckermarkt abzuschätzen. Den Arbeitsschwerpunkt des Projektes bildet dabei derzeit die Analyse der Konkurrenzbeziehungen zwischen Zucker und Isoglukose auf dem europäischen Markt. Darüber hinaus können die Projektergebnisse Antworten auf die unten stehenden Forschungsfragen geben.

Zielgruppe

Die Projektergebnisse dienen der Beratung von Wirtschaft und Politik.

Vorgehensweise

Am Anfang des Projektes steht eine fundierte Analyse der aktuellen Situation sowie der wahrscheinlichen zukünftigen Entwicklung des europäischen Marktes für Zucker und Isoglukose. Zudem untersuchen wir die Wirkungszusammenhänge zwischen dem Markt für Zucker- und Isoglukose sowie der Wirkungsweise der europäischen Quoten- und Mindestpreispolitik.

Aufbauend auf dieser Analyse entwickeln wir in enger Zusammenarbeit mit Projektpartnern aus der Wirtschaft (Marktexperten) unterschiedliche Szenarien zum Quotenausstieg. Diese Szenarien analysieren wir dann mit Hilfe eines Marktmodells.

Daten und Methoden

Um unsere Forschungsfragen zu beantworten, nutzen wir ein räumliches Preisgleichgewichtsmodell für den Zuckersektor (Nolte 2008)Der europäische Zuckermarkt im Wandel. Was passiert nach dem Quotenende 2017?. Es bildet die weltweite Produktion, den Verbrauch sowie die bilateralen Handelsströme und -preise auf nationaler Ebene ab und umfasst derzeit 118 Länder. Im Gegensatz zu vielen anderen Marktmodellen sind in diesem Modell die nationalen Zuckermarktpolitiken (Zölle, Zollquoten, Mindestpreise, Produktionsquoten, Subventionen) sowie präferenziellen Handelsabkommen detailliert berücksichtigt.

Im Rahmen des Projektes erweitern wir das Modell entsprechend den Projektzielen. Die Modellerweiterungen betreffen insbesondere die Modellierung des europäischen Isoglukosemarktes sowie die Abbildung der Konkurrenzbeziehungen zwischen dem Zucker- und Isoglukosemarkt. Zudem erfolgt eine Aktualisierung der Modelldatenbasis und der Politikmaßnahmen.

Die Datenbasis des Modells bilden offizielle Statistiken (z.B. USDA, CEFS) und Projektionen (z.B. OECD-FAO-Outlook, EU-Kommission). Für die Weiterentwicklung und Validierung der Modellparameter nutzen wir wissenschaftliche Publikationen sowie Expertenwissen.

Unsere Forschungsfragen

  • Wie werden sich Produktion und Verbrauch in der Europäischen Union nach dem Quotenausstieg entwickeln?
  • Wird sich die Zuckerproduktion zukünftig in wenigen wettbewerbsfähigen EU-Mitgliedsstaaten konzentrieren?
  • In welchem Umfang wird Zucker zukünftig durch Isoglukose ersetzt?
  • Wie verändern sich die Preise für Zucker in der EU und auf dem Weltmarkt?
  • Wie verändern sich die weltweiten Handelsströme im Zuckermarkt?
  • Ist die EU im weltweiten Handel mit Zucker konkurrenzfähig?
  • Welche Effekte haben die Veränderungen im EU-Zuckermarkt auf die Märkte in anderen Ländern?

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass im Zuge des EU-Quotenausstiegs die wettbewerbsfähigsten EU-Länder[1] ihre Zuckerproduktion unabhängig von der Weltmarktpreisentwicklung steigern, wenig wettbewerbsstarke EU-Länder ihre Zuckererzeugung dagegen sowohl bei hohen als auch bei niedrigen Weltmarktpreisen reduzieren[2]. Bei einer Aufhebung der Quoten wird die Zucker- und Isoglukoseproduktion überwiegend auf dem EU-Binnenmarkt abgesetzt und führt zu einer Verdrängung von Importen aus Ländern mit präferenziellem Marktzugang zum EU-Binnenmarkt und zu einem Preisverfall innerhalb der Europäischen Union. Durch das geringere Preisniveau steigt der Gesamtverbrauch von Zucker und Isoglukose leicht an. Bei hohen Weltmarktpreisen wechselt die Europäische Union ihren Handelsstatus vom Netto-Importeur zum Netto-Exporteur.

Die Wettbewerbsposition der EU-Zuckerindustrie wird nach dem Ende der Quote stark durch die Weltmarktpreisverhältnisse beeinflusst. Je niedriger das Weltmarktpreisniveau ist, desto mehr Zucker wird in die Europäische Union importiert und desto höher ist der Marktanteil von Isoglukose. Dagegen werden bei steigenden Weltmarktpreisen die Verarbeitungskapazitäten der bestehenden Fabriken für immer mehr EU-Mitgliedstaaten zum limitierenden Faktor für die Steigerung der Zuckererzeugung

[1] PL, GB, NL, BE, HR, HU, LT.

[2] IT, DK, GR, FI.

Die Ergebnisse des Projektes sind in der Schriftenreihe der Landwirtschaftlichen Rentenbank publiziert und unter folgendem Link verfügbar:

www.rentenbank.de/dokumente/Die-Positionierung-Deutschlands-in-der-Internationalisierung-der-Agrar-und-Ernaehrungswirtschaft-2016.pdf

Haß_Banse (2016)_Das Ende der Zuckerquote 2017 (PDF, 3MB, deutsch)

Zudem wurden die Projektergebnisse auf der GEWISOLA Konferenz vorgestellt. Das Konferenzpapier ist verfügbar unter:

ageconsearch.umn.edu/handle/245190

Thünen-Ansprechperson

Marlen Hass

Dr. Marlen Haß

Telefon
+49 531 2570 1786
marlen.hass@thuenen.de

Zeitraum

8.2013 - 9.2015

Publikationen zu dem Projekt

  1. 0

    Haß M (2023) Quantitative analyses on the effects of the EU sugar market policy [online]. Göttingen: Univ Göttingen, X, 156 p, Göttingen, Univ, Fakultät für Agrarwissenschaften, Diss, 2022, zu finden in <https://ediss.uni-goettingen.de/handle/11858/14677> [zitiert am 31.05.2023], DOI:10.53846/goediss-9870

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn066385.pdf

  2. 1

    Haß M (2022) Liberalising the EU sugar market: what are the effects on third countries? Austr J Agri Res Econ 66(3):638-667, DOI:10.1111/1467-8489.12475

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064924.pdf

  3. 2

    Haß M (2020) Der Markt für Zucker [online]. German J Agric Econ 69(Suppl.):32-66, zu finden in <https://www.gjae-online.de/de/articles/der-markt-fur-zucker-14/> [zitiert am 06.04.2020], DOI:10.30430/69.2020.5.32-66

  4. 3

    Haß M (2018) Der Wegfall der Zuckerquote in Europa und seine Auswirkungen. Aktuelle Ernährungsmed 43(S 01):S32-S36, DOI:10.1055/a-0659-6983

  5. 4

    Haß M (2017) Der Zuckermarkt im Wandel: Was passiert nach dem EU-Quotenende? Schr Gesellsch Wirtsch Sozialwiss Landbaues 52:73-84

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn058965.pdf

  6. 5

    Haß M, Banse M (2016) Das Ende der Zuckerquote 2017: Wie wettbewerbsfähig ist die deutsche Zuckerwirtschaft? SchrR Rentenbank 32:77-110

  7. 6

    Haß M (2016) Der Zuckermarkt im Wandel: Was passiert nach dem EU-Quotenende? Agra Europe (Bonn) 57(39):D10-15

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