Institut für
MA Marktanalyse
Projekt
Schulmilch - top oder flop?
Ökonomische Begleitforschung zum BMEL Projekt "Schulmilch im Focus"
Immer weniger Kinder und Jugendliche trinken Schulmilch – und das obwohl Schulmilchprodukte subventioniert werden. Liegt dies am Image der Milch? Wissen die Betroffenen zu wenig über ihren gesundheitlichen Stellenwert? Ist Schulmilch trotz Subventionen zu teuer? Das Thünen-Institut für Marktanalyse erforscht gemeinsam mit dem Max Rubner-Institut die Gründe für den Rückgang und erarbeitet Vorschläge, wie Schulmilchprodukte besser angenommen werden.
Hintergrund und Zielsetzung
Der Konsum von Schulmilch ist an deutschen Schulen stetig zurückgegangen. Um quantifizierbare Informationen über die verschiedenen Einflussfaktoren und Ansätze zu erhalten, die die Schulmilchnachfrage steigern, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Modellprojekt "Schulmilch im Fokus" initiiert. In erster Linie soll gemessen werden, welchen Einfluss Faktoren wie der Preis, verschiedene Einstellungen und Verhaltensweisen haben. Insbesondere interessiert das Ernährungsverhalten, das soziale Umfeld, das Geschlecht, die ökonomische Situation und der Wissensstand der Schüler und ihrer Eltern. Außerdem sammeln wir Daten über Produktpalette, Distributionswege und Informationsveranstaltungen zum Thema Schulmilch.
Vorgehensweise
Das Projekt gliedert sich in ein Hauptprojekt und mehrere Teilprojekte, die unterschiedliche Fragestellungen beinhalten. Im Hauptprojekt haben wir Grundschulen in Nordrhein-Westfalen mittels einer geschichteten Zufallsstichprobe ausgewählt. Den Preiseinfluss ermitteln wir mithilfe eines Preisexperiments, in dessen Rahmen der Schulmilchpreis während des Schuljahres 2008/09 schrittweise gesenkt und im Schuljahr 2009/10 schrittweise wieder angehoben wurde. Die Schulen meldeten regelmäßig die bestellten Mengen an Schulmilch. Nahezu alle anderen Informationen/Daten haben das Max Rubner-Institut und wir mit Fragebögen erhoben, die die Schüler, Eltern, Klassenlehrer, Schulleiter, Schulmilch-Koordinatoren sowie den Anbieter von Schulmilch ausfüllten. Abgefragt wurde der Konsum von Milchprodukten, die Einstellungen gegenüber Schulmilch und Milch im Allgemeinen, die Akzeptanz des Schulmilchprogramms, Distributionsprobleme und die allgemeine Handhabung der Produkte.
Daten und Methoden
Wir haben die Daten aus den Befragungen und die Paneldaten aus dem Preisexperiment miteinander verschnitten (gepoolt) und dann mit verschiedenen Methoden ausgewertet. Der Schwerpunkt in der Auswertung lag auf einer Mehrebenenanalyse, die es erlaubt, Daten unterschiedlicher Struktur quantitativ auszuwerten.
Ergebnisse
Die Entscheidung für oder gegen den Kauf vonSchulmilch hängt von vielen Faktoren ab. Ein wichtiger Faktor ist der Preis. Wenn der Preis steigt, sinkt die Nachfrage nach Schulmilch - und umgekehrt. Bei üblicherweise geltenden Preisen bestellen in den analysierten Schulen durchschnittlich 43 % der Schüler Schulmilch. Ist die Abgabe der Schulmilch kostenlos, greifen die meisten Schüler – aber nicht alle – zur Schulmilch. Im Durchschnitt steigt der Anteil auf 81 %. Neben dem Preis hängt der Konsum auch von anderen Faktoren ab: das Einkommen der Eltern oder das Alter und Geschlecht der Schülere. Kinder aus Haushalten mit geringerem Einkommen bestellen tendenziell seltener Schulmilch. Je älter die Schüler sind, desto weniger fragen sie Schulmilch nach. Außerdem spielen viele individuelle Faktoren eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung: zum Beispiel persönliche Vorlieben des Schülers (»Ich mag Milch«) und Ansichten der Eltern, wie eine positive Einstellung gegenüber Milch und Milchprodukten (»Ich fühle mich gut, wenn mein Kind Schulmilch trinkt«). Die Ergebnisse zeigen, dass auch das Umfeld der Schüler – also Freunde, Klassenlehrer oder die Schulleitung – die Entscheidung beeinflusst. So bestärkt der Klassenlehrer zum Beispiel seine Schüler, wenn er selbst Milch beim gemeinsamen Schulfrühstück trinkt. Je mehr verschiedene Geschmacksrichtungen zur Auswahl stehen, desto eher bestellen Kinder eines der Produkte. Bietet eine Schule außer Milch pur keine weiteren Milchgetränke an, sinkt das Interesse der Schüler.
Links und Downloads
Ergebnisberichte: „Schulmilch im Fokus“ (PDF, 3,52 MB)
Schulmilch - Teilprojekt 4 (PDF, 1,46 MB)
Schulmilch - Teilprojekt 6 (PDF, 992 KB)
Beteiligte externe Thünen-Partner
- Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel (MRI)
(Karlsruhe, Hamburg, Deutschland)
Publikationen zu dem Projekt
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Weible D (2013) Gender-driven food choice: explaining school milk consumption of boys and girls. J Consumer Pol 36(4):403-423, DOI:10.1007/s10603-013-9225-1
- 1
Weible D, Salamon P, Christoph-Schulz IB, Peter G (2013) How do political, individual and contextual factors affect school milk demand? : Empirical evidence from primary schools in Germany. Food Policy 43:148-158, DOI:10.1016/j.foodpol.2013.08.015
- 2
Weible D, Bürgelt D, Christoph IB, Peter G, Salamon P (2012) Economic background of families - is it vital for food decisions? : a case study of school milk orders in Germany ; joint conference of the AAEA and EAAE "food environment: the effect of context on food choice", Boston, May 30-31, 2012 [Poster]. Braunschweig: vTI, 1 p
- 3
Peter G, Salamon P, Christoph IB, Weible D, Bürgelt D (2012) Eine LOGIT-Analyse zur Differenzierung von Käufern und Nicht-Käufern von Schulmilch in Deutschland. Schr Gesellsch Wirtsch Sozialwiss Landbaues 47:249-260
- 4
Salamon P, Weible D, Bürgelt D, Christoph IB, Peter G (2012) Individual and context factors determine gender-specific behaviour: the case of school milk in Germany : Food environment: the effects of context on food choice ; May 30-31, 2012, Tufts University, Boston, MA. Milwaukee: AAEA, 18 p
- 5
Salamon P, Weible D, Bürgelt D, Christoph IB, Peter G, González Mellado AA, Rothe A, Weber SA (2012) Projekt des BMELV : Ökonomische Begleitforschung zum Bundesmodellvorhaben "Schulmilch im Fokus" ; Endbericht. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut
- 6
Christoph IB, Salamon P, Bürgelt D, Peter G, Weible D, Rothe A, Weber SA (2012) Projekt des BMELV im Rahmen der ökonomischen Begleitforschung zum Bundesmodellvorhaben "Schulmilch im Fokus" : Teilprojekt 4: Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft für neue Schulmilchprodukte ; Endbericht. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 130 p
- 7
Schmitz J, Salamon P, Bürgelt D, Peter G, Banse M (2012) Projekt des BMELV im Rahmen der ökonomischen Begleitforschung zum Bundesmodellvorhaben "Schulmilch im Fokus" : Teilprojekt 6: Preiselastizität der Milchnachfrage ; Endbericht. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, 109 p
- 8
Christoph-Schulz IB, Bürgelt D, Peter G, Salamon P, Weible D (2012) The small difference: How does gender affect preferences for school milk? In: Gasiorowska A, Zaleskiewicz T (eds) Microcosm of economic psychology. Warsaw: Warsaw School of Social Sciences and Humanities
- 9
Christoph IB, Bürgelt D, Peter G, Rothe A, Salamon P, Weber SA, Weible D (2011) Children's school milk consumption: How realistic are lexicographic preferences? In: Lea S, Crelley D, Modic D, Butler A, Gordon D (eds) Proceedings of the 2011 Conference of the International Confederation for the Advancement of Behavioural Economics and Economic Psychology. pp 1-14
- 10
Christoph IB, Bürgelt D, Peter G, Rothe A, Salamon P, Weber SA, Weible D (2011) School milk consumption in Germany - which product attributes are important for children and parents? : Poster prepared for presentation at the EAAE 2011 Congress "Change and Uncertainty", August 30 to September 2, Zurich. 1 p
- 11
Weible D, Bürgelt D, Christoph IB, Peter G, Rothe A, Salamon P, Weber SA (2011) School milk demand in Germany: The role of individual and contextual factors - preliminary results : paper prepared for presentation at the EAAE 2011 Congress "Change and Uncertainty, Challenges for Agriculture, Food and Natural Resources" ; August 30 to September 2, 2011 ; ETH Zurich, Zurich, Switzerland. 15 p
- 12
González Mellado AA, Christoph IB, Salamon P, Peter G, Weber SA, Weible D (2011) Sinkende Schulmilchnachfrage in Deutschland - woran kann es liegen? Schr Gesellsch Wirtsch Sozialwiss Landbaues 46:47-59
- 13
Christoph IB, Peter G, Rothe A, Salamon P, Weber SA, Weible D (2010) School milk demand - interaction between policy and other factors: some preliminary findings of a regional project : selected paper prepared for presentation at the 1st Joint EAAE/AAEA Seminar "The Economics of Food, Food Choice and Health" ; Freising, Germany, September 15-17, 2010. 16 p
- 14
Salamon P, Pfau C, Grillenberger M, Christoph IB, Straßburg A, Weber SA, Peter G, González Mellado AA, Bonfig J, Weible D (2010) School milk demand: design and first results of the German federal research project "Focus on school milk". Landbauforsch 60(1):1-10
https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/bitv/dk043228.pdf
- 15
González Mellado AA, Christoph IB, Salamon P, Peter G, Weber SA, Weible D (2010) Sinkende Schulmilchnachfrage in Deutschland - Woran kann es liegen? : Vortrag anlässlich der 50. Jahrestagung der GEWISOLA "Möglichkeiten und Grenzen der wissenschaftlichen Politikanalyse" Braunschweig, 29.09. - 01.10.2010 [online]. In: 50. Jahrestagung der GEWISOLA "Möglichkeiten und Grenzen der wissenschaftlichen Politikanalyse", Braunschweig, 29.09. - 01.10.2010. pp 1-13, zu finden in <http://purl.umn.edu/93931> [zitiert am 20.09.2010]
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Christoph IB, González Mellado AA, Peter G, Salamon P, Weber SA (2009) Driving factors for school milk demand in Germany : Paper prepared for presentation at the 113th EAAE Seminar “A resilient European food industry and food chain in a challenging world”, Chania, Crete, Greece, date as in: September 3 - 6, 2009. 15 p