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Institut für

OF Ostseefischerei

Neues Sortiergitter zur Beifangreduktion in der Krabbenfischerei

Um die wenige Zentimeter großen Garnelen (Crangon crangon) in der Nordsee-Krabbenfischerei fangen zu können, werden Netze mit einer relativ kleinen Maschenöffnung von ca. 22 mm verwendet. Um große Tiere von Nichtzielarten (z.B. Fische) dennoch entkommen zu lassen, ist die Nutzung von sogenannten Selektionseinrichtungen für diese Fischerei in Europa vorgeschrieben. Da bisherige Selektionseinrichtungen nur eingeschränkt nutzbar sind, arbeiten wir an neuen Lösungen.

Der unerwünschte Beifang von Fischen und wirbellosen Nichtzielarten ist nach wie vor ein Thema in der Krabbenfischerei mit Baumkurren. Um den Beifang zu minimieren, schreibt die europäische Gesetzgebung die Nutzung eines Siebnetzes oder eines Sortiergitters vor. Obwohl diese beiden Konzepte von der Konstruktion her sehr unterschiedlich sind, dienen sie demselben Zweck: Beifangarten sollen aus dem Netz geleitet werden, bevor sie in den Steert gelangen. 

Das Siebnetz ist in vielen Fällen eine gute Wahl zur Beifangreduktion, ist aber vor allem im Sommer in manchen Gebieten kaum einsetzbar. Bisherige Sortiergitter sind bisher eher unpraktisch und noch nicht optimal in der Beifangvermeidung. Aus diesem Grund haben wir ein neues Konzept für ein Sortiergitter entwickeln und arbeiten aktuell an der Optimierung und Erprobung.

Auf dieser Seite stellen wir das neue Sortiergitter-Konzept vor. Zur Untersuchung des Status Quo in Bezug auf Beifangreduktion und Handhabung, haben wir aber auch die bisherigen Konzepte untersucht. Der vollständigkeitshalber stellen wir weiter unten auch die bisher verfügbaren Sortiertiereinrichtungen, wie Siebnetz, Siebmatte und Letterbox vor.

Neues Sortiergitter-Konzept zur Beifangreduktion in der Krabbenfischerei


In der Vergangenheit war das Siebnetz die bevorzugte Wahl in der Fischerei. Das Potenzial von Sortiergittern ist dagegen noch nicht voll ausgeschöpft worden. Theoretisch kann die Verwendung von Sortiergittern einige Vorteile gegenüber Siebnetzen haben:

  • gut definierte und stabile Selektionsfläche, die zu einer besseren Vermeidung von Beifängen führen kann
  • geringere Größe und geringeres Gewicht
  • weniger anfällig für Blockaden
  • sie werden in einem sehr schmalen Abschnitt vor dem Steert angebracht und lassen sich bei Blockaden von Hol zu Hol leicht bergen und reinigen.

Motiviert durch diese positiven Aspekte haben wir im Jahr 2022 neue Untersuchungen zu Sortiergittern der nächsten Generation als mögliche technologische Lösung für die aktuellen und künftigen Beifangprobleme in der Krabbenfischerei begonnen. Der Höhepunkt unserer jüngsten Forschung ist dieses Gitter. Zunächst haben wir im September 2022 die bisher verfügbaren Sortiergitter getestet (mehr zu den alten Sortiergittern: siehe unten). Mit Hilfe der Erfahrungen aus den ersten Versuchen konnten wir jedoch einige Optimierungsmöglichkeiten identifizieren. Dies veranlasste uns, ein neues Sortiergitterkonzept für die Krabbenfischerei zu entwickeln. Die konzeptionelle Grundlage dieses neuen Sortiergitters beruht auf folgenden grundlegenden Verbesserungen im Vergleich zu den alten Sortiergittern:

  • Optimierte Größe für bessere Selektion und leichteren Netzeinbau
  • Verwendung von Kunststoff (Polycarbonat) anstelle von Stahl für mehr Flexibilität, Robustheit und Gewichtsreduzierung (Polycarbonat ist im Wasser nahezu gewichtsneutral)
  • Optimiertes Design der Gitterstäbe zur Verbesserung der Durchströmung
  • Optimiertes Design zur Verringerung des Risikos zu verstopfen und ein verbesserter Abtransport von ‚Kraut‘ über das Gitter nach außen
  • Modularer Aufbau zur Anpassung des Gitterabstandes

Die Arbeiten am ersten Entwurf des neuen Konzeptes fanden in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 unter Leitung von Frederik Furkert statt. Nach der Fertigstellung des ersten Prototyps wurde er im SINTEF-Strömungskanal in Hirtshals, Dänemark, getestet. 

Die ersten experimentellen Fischereiversuche mit dem neuen Sortiergitter fanden im April 2023 an Bord der FFS "Solea" (Fahrt Nr. 823) statt. Später im Jahr wurde das Gitter bei Vorversuchen auf einem kommerziellen Schiff erfolgreich getestet. Das neue Sortiergitter erwies sich als einfach zu installieren und zu handhaben und zeigte unabhängig vom Abstand der Stäbe eine effiziente Fangsortierung. Überraschenderweise beeinträchtigte das neue Sortiergitter selbst bei einem Stababstand von nur 12 mm nicht den Fang von marktfähigen Garnelen im Vergleich zu einem Siebnetz. Stattdessen führte dieser enge Abstand zu bemerkenswert sauberen Garnelenfängen, was auf eine erhebliche Verringerung des Beifangs im Vergleich zu den Erwartungen mit einem Siebnetz hindeutet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Versuche, die sowohl auf Forschungs- als auch auf kommerziellen Schiffen durchgeführt wurden, das Potenzial des neuen Sortiergitters als wirksames Instrument zur Bewältigung einiger der drängendsten Probleme in der Garnelenfischerei im Zusammenhang mit dem Beifang gezeigt haben.

Unsere Arbeit ist hier jedoch noch nicht abgeschlossen. Die wertvollen Erfahrungen und Rückmeldungen aus diesen ersten Versuchen haben neue Ideen zur Verbesserung des ursprünglichen Prototyps hervorgebracht. Die Verbesserungen werden derzeit in der nächsten Version des Sortiergitters umgesetzt, die 2024 getestet werden soll. Unser Ziel für die kommenden Jahre ist es, das neue Sortiergitter anspruchsvollen kommerziellen Bedingungen auszusetzen, bei denen das Siebnetz zu versagen droht, z. B. in der Sommersaison mit einer großen Menge an Algen, Seegras und Moostierchen. Um dies zu erreichen, streben wir eine engere Zusammenarbeit mit der Fischerei an, um das Sortiergitter weiterzuentwickeln und zu testen.

Wenn Sie Interesse haben, an der Entwicklung und den Erprobungen des neuen Sortiergitters mitzuwirken, wenden Sie sich bitte an Juan Santos oder Daniel Stepputtis.
 

Bisherige Ansätze

Seit vielen Jahren wird das Siebnetz in der Fischerei bevorzugt. Dafür gibt es gute Gründe: Siebnetze haben sich als wirksam erwiesen, wenn es darum geht, den Beifang von Fischarten zu reduzieren. Die Fangverluste von Garnelen sind normalerweise gering. Da das Siebnetz aus Netzmaterial gebaut ist, ist es meist auch handlich und praktisch im täglichen Gebrauch.

Mit dem Siebnetz sind aber auch einige Probleme verbunden. Erstens verhindert die vorgeschriebene Maximalmaschenöffnung nicht, dass kleine Fische in den Steert (das Ende des Netzes) gelangen und ungewollt mit gefangen werden. Dies ist ein wichtiger Punkt, da teilweise in Aufwuchsgebieten gefischt wird, in denen Jungfische von teils quotierten oder geschützten Arten leben. Ein weiteres Problem ist, dass sich im Siebnetz verschiedene marine Biota (z.B. Algen oder Moostierchen, umgangssprachlich ‚Kraut‘) verfangen. Durch das Verstopfen der Siebnetzmaschen gelangen weniger Krabben durch die größeren Maschen des Siebnetzes in den Steert – es kann zu einem erheblichen Fangverlust kommen. Auch der Schleppwiderstand nimmt dann zu – und damit auch der Energieverbrauch. Dies ist insbesondere deswegen problematisch, da die Menge an ‚Kraut‘ auf den Fanggründen in den letzten Jahren zugenommen hat und gleichzeitig der Zeitraum innerhalb eines Jahres mit viel ‚Kraut‘ auch länger geworden ist. Wenn die zunehmende Wassertemperatur in der südlichen Nordsee hier eine Rolle spielt, dann ist abzusehen, dass sich das Problem des Verstopfens in Zukunft möglicherweise noch verschärfen wird.
 

Sortiergitter wurden für verschiedene Fischereien in der Welt entwickelt. Gemeinsam ist allen, dass mehr oder weniger starre Gitterstrukturen in das Netz eingebaut werden. Durch den definierten Gitterabstand können nur kleine Organismen in den Steert gelangen. Alle großen Tiere sollten zu einer Fluchtöffnung geleitet werden. Aus theoretischer Sicht haben Sortiergitter einige Vorteile gegenüber Siebnetzen: Erstens bieten Sortiergitter durch feste Gitterabstände eine gut definierte und stabile Selektion, die zu einer besseren Sortierung des Fangs führen kann im Vergleich zu Siebnetzen mit ihren flexiblen Maschen. Zweitens haben Erfahrungen aus der Vergangenheit gezeigt, dass Gittersysteme weniger anfällig für das Verstopfen sind als Siebnetze. Drittens sind die für die Fischerei entwickelten Gitter klein und werden oft in einem sehr schmalen Abschnitt vor dem Steert angebracht.

Sortiergitter für die Nordsee-Krabbenfischerei wurden in den 1990er Jahren in verschiedenen europäischen Ländern zum Beispiel im Projekt DISCRAN in enger Zusammenarbeit mit der Fischerei entwickelt. Dennoch haben sich Sortiergitter in der Fischerei nicht durchgesetzt. Um zu verstehen, warum die Gitter kaum eingesetzt werden und Optimierungspotential zu identifizieren, haben wir die alten Gitterkonzepte auf See getestet. Dabei zeigte sich, dass die alten Sortiergitter in mehreren Aspekten noch nicht optimal waren. Hier sind insbesondere zu nennen:

  • durch die Verwendung von Edelstahl, sind die Gitter relativ schwer
  • teilweise relativ kleine Fläche. Dadurch reduziert sich die Möglichkeit, dass Krabben in durch das Gitter in den Steert gelangen können – die Fängigkeit für Krabben reduziert sich dadurch teils erheblich
  • insbesondere an der Oberkante des Gitters (Querstrebe) kommt es auch hier zum Verfangen von z.B. Algen

Basierend auf diesen Erkenntnissen haben wir ein neues Konzept für Sortiergitter entwickelt (siehe oben)

Die Letter Box war in den vergangenen Jahren in einigen Gebieten in den Niederlanden erlaubt. So wie beim Siebnetz soll auch in der Letter-Box ein größer maschiges Netz im kleinmaschigen Netz der Krabbenbaumkurre große Tiere zu einer Fluchtöffnung leiten. Während das Siebnetz so im Netz eingebaut ist, dass alle Organsimen nur das Siebnetz in den Steert gelangen können, ist die Letter Box im Grunde nur eine niedrige Netzwand in der unteren Hälfte des Gesamtnetzes. Dadurch ist es für Fische zum Beispiel ohne Probleme möglich über diese niedrige Netzwand in den Steert zu gelangen – entsprechend schlecht ist die Beifangreduktion durch die Letter Box. Dies konnte auch durch unsere Versuche gezeigt werden. 

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