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© Kay Panten
Institut für

SF Seefischerei

Rotbarsch im Atlantik (IDEEPS)

Bestandsuntersuchungen an den Rotbarschbeständen zwischen Island und dem Grönlandschelf – der Internationale Ökosystem-Survey im tiefen Pelagial (IDEEPS)

Die zwei Bestände des Tiefenrotbarsches Sebastes mentella im Nordatlantik sind weit verbreitet. Um Veränderungen im Verbreitungsgebiet und die Bestandsgrößen abschätzen zu können, wird alle 3 Jahre ein internationaler Hydroakustik-Schleppnetz-Survey (= International Deep Pelagic Ecosystem Survey) in der Irmingersee und den angrenzenden Gewässern durchgeführt.

Hintergrund und Zielsetzung

Hydroakustische Forschungsfahrten (Surveys) zur Abschätzung der Biomasse des pelagischen Rotbarschs in der Irmingersee und den angrenzenden Gewässern werden seit Beginn der kommerziellen Fischerei im Jahr 1982 durchgeführt. Diese Fahrten wurden von einzelnen Nationen oder in Zusammenarbeit von zwei oder mehr Nationen durchgeführt. Die Gebietsabdeckung und die Methodik variierten jedoch, und die Gebietsabdeckung war oft begrenzt, insbesondere in frühen Jahren.

Bei den Surveys handelte es sich hauptsächlich um hydroakustische Forschungsfahrten, aber seit 1999 werden zusätzlich auch große pelagische Schleppnetze (z. B. Gloria 1024) eingesetzt, um die Biomasse des pelagischen Rotbarschs abzuschätzen.  Dies ist in den Tiefen unterhalb der Tiefenstreuschicht (= deep scattering layer, DSL) notwendig, da akustische Messungen in diesen Bereichen als unzuverlässig gelten.

Der Internationale Ökosystem-Survey im tiefen Pelagial (IDEEPS) in der Irminger See und den angrenzenden Gewässern wird seit 1999 alle zwei Jahre im Juni/Juli und seit 2015 alle drei Jahre durchgeführt. Im Laufe der Zeit wurden sowohl der horizontale als auch der vertikale Erfassungsbereich erweitert, da frühere Erhebungen als nicht ausreichend für die Bestandsabschätzung angesehen wurden. Außerdem hat sich der Survey von einer rein auf den Rotbarsch fokussierten zu einer ökosystemaren Forschungsfahrt entwickelt.

Das Forschungsziel ist die Erfassung der Bestandsgröße und -dynamik von zwei pelagischen Rotbarschbeständen derselben Art (Sebastes mentella) in der Irmingersee und angrenzenden Gewässern. Das Forschungsgebiet umfasst ein Gebiet von ca. 400 000 NM² der Irmingersee und der Labradorsee. Die Untersuchungen werden derzeit in enger Zusammenarbeit mit einem isländischen Forschungsschiff im Rahmen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES) durchgeführt. Während des Surveys wird der Tiefenhorizont von 150 bis ca. 1000 m abgedeckt. Während der flache Rotbarschbestand oberhalb der Tiefenstreuschicht (DSL) bis maximal 500 m Tiefe mittels Hydroakustik und Schleppnetzfängen erfasst wird, basiert die Abschätzung des tiefen Rotbarschbestandes innerhalb und unterhalb der DSL (> 500 m Tiefe) ausschließlich auf Einheitsfängen mit einem pelagischen Schleppnetz.

Wir beteiligen uns seit den 1990iger Jahren mit unseren Forschungsschiffen an diesem Survey und tragen die erhobenen Daten für Deutschland im Rahmen des EU-Datenerhebungsprogramms (DCF) als Beitrag zur Bestandsabschätzung der beiden Rotbarschbestände in der Irmingersee und angrenzenden Gewässern – der sog. Internationale Ökosystem-Survey im tiefen Pelagial (IDEEPS) – zusammen.

Diese Informationen werden innerhalb des ICES für die Berechnung wissenschaftlicher Fangempfehlungen genutzt.

Vorgehensweise

Grundlage für diese Bestandsabschätzung sind hydroakustische Daten, die kontinuierlich mit wissenschaftlichen Echoloten erhoben werden. Echolote senden Schallimpulse ins Wasser, die vom Meeresboden und verschiedenen Meeresorganismen reflektiert werden. Aus der Verteilung und der Gesamtstärke der gemessenen Echos des Rotbarsches kann dessen Abundanz berechnet werden. Hydroakustische Daten sind die geeignetste Grundlage für die quantitative Erfassung von Schwarmfischen. Der Rotbarsch in der Irmingersee kann nicht als der typische Schwarmfisch, wie z.B. Hering oder Sprotte, angesehen werden, da er in der Irmingersee zwar in großen Schwärmen auftritt, diese aber deutlich größere Abstände zwischen den einzelnen Fischen aufweisen. Zusätzlich werden durch gezielte pelagische Schleppnetzfischerei biologische Daten zu Länge, Gewicht, Geschlecht und Geschlechtsreife der einzelnen Arten sowie zur Altersstruktur der Bestände erhoben. Aus diesen Daten kann dann - in Kombination mit den akustischen Daten – unter anderem die Gesamtbiomasse des Rotbarsches im Untersuchungsgebiet berechnet werden. In den Tiefen innerhalb und unterhalb der DSL (> 500 m Tiefe) basiert die Abschätzung des tiefen Rotbarschbestands ausschließlich auf den pelagischen Schleppnetzfängen. Zudem werden Daten zur Parasitierung (siehe Foto unten links) und zu den Mageninhalten der gefangenen Rotbarsche erhoben.

Das Untersuchungsgebiet des IDEEPS (International Deep Pelagic Ecosystem Survey) ist in verschiedene Teilgebiete (sog. Sub-Areas) unterteilt, die den beteiligten Ländern zugeordnet sind. Deutschland arbeitet hauptsächlich im südlichen Untersuchungsgebiet (Abb. 1).

Während der Datenerhebung auf See fahren wir mit unserem Forschungsschiff "Walther Herwig III" auf vorgegebenen Kursen (= Transekten) mit einer konstanten Geschwindigkeit von 10 Knoten. Dabei werden kontinuierlich hydroakustische Daten mit Echoloten aufgezeichnet. Auf jedem Transekt werden zusätzlich Schleppnetzfänge in verschiedenen Tiefen bis zu 900 m durchgeführt. Zusätzlich werden an jeder Fangstation und in regelmäßigen Abständen entlang der Transekte im Untersuchungsgebiet die Umweltparameter Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoffgehalt bis in 1000 m Tiefe mit einer hydrographischen Sonde gemessen.

Koordiniert wird dieser Survey von der WGIDEEPS - der ICES-Arbeitsgruppe für Internationale Ökosystem-Surveys im tiefen Pelagial (Working Group on International Deep Pelagic Ecosystem Surveys).

Nach Abschluss der Datenerhebungen auf See sowie der Auswertung aller Hydroakustik- und Fangdaten trifft sich diese wissenschaftliche Arbeitsgruppe der Fahrtleitungen zu einem sogenannten Auswertungstreffen, bei dem alle nationalen Ergebnisse zusammengeführt und gemeinsam ausgewertet werden. So entsteht ein kombinierter Abundanz- und Biomasseindex für das gesamte Untersuchungsgebiet für jeweils beide Rotbarschbestände.

Ansprechpartner

Institut für Seefischerei
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