Seit Mitte der 2010er Jahre verzeichnen ländliche Räume in Deutschland positive Binnenwanderungssalden. Wanderungen aus Großstädten führen dabei nicht nur in das suburbane Umland, sondern auch in weiter entfernte ländliche Räume. Dieser Trend hat sich in den ersten beiden Jahren der COVID-19-Pandemie verstärkt. Welches die ausschlaggebenden Gründe dafür sind, wird in dem jetzt in der Fachzeitschrift Journal of Rural Studies veröffentlichten Artikel „Urban-rural migration in Germany: A decision in favour of ‘the rural’ or against ‘the urban’?” untersucht. Grundlage sind Daten der Wanderungsstatistik seit dem Jahr 2000 und einer deutschlandweiten Bevölkerungsbefragung mit Blick auf Binnenwanderungen im Zeitraum 2015 bis 2020.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass Wanderungsentscheidungen für ländliche Räume mit Vorlieben für Ländlichkeit und einem Wunsch nach Wohneigentumsbildung einhergehen, doch ist dies nur eine Seite der Medaille. Zudem spielen die Rahmenbedingungen auf angespannten großstädtischen Wohnungsmärkten eine ebenso wesentliche Rolle. Die internationale Debatte um „Counterurbanisierung“ hat solchen strukturellen Faktoren bislang wenig Bedeutung beigemessen. Die viel behauptete Bedeutung der Pandemie als Faktor, Städte zugunsten ländlicher Räume zu verlassen, spielte hingegen im ersten Corona-Jahr keine Rolle. Von anhaltend großer Bedeutung für Wohnstandortwechsel sind Lebenslaufereignisse, wie beispielsweise die Familiengründung oder -erweiterung.
Literaturhinweis:
Steinführer A, Osterhage F, Tippel C, Kreis J, Moldovan A (2024) Urban-rural migration in Germany: A decision in favour of 'the rural' or against 'the urban'? Journal of Rural Studies 111:103431, DOI:10.1016/j.jrurstud.2024.103431
Die Studie ist im Rahmen des KoBaLd-Projektes entstanden. Es wurde aus Mitteln des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung gefördert.
Ansprechpartnerin: Dr. Annett Steinführer