Dossier
Die Rotbuche, häufigster Laubbaum in Deutschland
Pascal Eusemann und Berit Michler | 26.01.2023
Die Rotbuche ist ein typischer Baum Mitteleuropas. Die konkurrenzstarke Baumart hatte lange als Hoffnungsträger für den klimastabilen Mischwald gegolten, leidet nun allerdings auch zunehmend unter der klimabedingten Trockenheit. Als wichtiger Laubbaum in deutschen Wäldern ist sie von besonderem Interesse.
Die Rotbuche (Fagus sylvatica) ist eine reine Europäerin. In unseren Breitengraden findet sie optimale Wachstumsbedingungen vor. Sie kommt sowohl auf sonnigen als auch an schattigen Standorten sehr gut zurecht. Auch in der Konkurrenz mit den anderen Waldbaumarten ist die Buche deutlich im Vorteil. Unter ihrem dichten Kronendach können nur sehr wenige andere Baumarten lange überleben. Ihr eigener Nachwuchs dagegen hat eine ungewöhnlich hohe und ausdauernde Schattentoleranz.
Mit einem Anteil von 15 % ist die Buche die häufigste Laubbaumart in den deutschen Wäldern und belegt damit nach den Nadelbäumen Fichte und Kiefer in der Verbreitung Platz drei. Das geht aus der letzten Bundeswaldinventur hervor. Als bedeutende Baumart wurde sie bereits zweimal als „Baum des Jahres“ gekürt, nach 1990 zuletzt auch 2022. Damit sollte u. a. auf ihre Empfindlichkeit gegenüber den sich rasch ändernden Klimabedingungen aufmerksam gemacht werden.
Spärliches Laub und abgestorbene Kronenteile sind die sichtbaren Anzeichen, dass die Buchen schlechter mit der anhaltenden Trockenheit zurechtkommen als erwartet. Die tiefwurzelnden Bäume können nicht genügend Feinwurzeln nachbilden, um die Wasserversorgung weiter zu gewährleisten. Daher besteht die Befürchtung, dass sie auf trockenen Standorten zunehmend verschwindet und durch trockenheitstolerantere Baumarten verdrängt wird. Auch mit Schädlingen hat die Buche zunehmend zu kämpfen.
Als so genanntes „Wasserwerk“ des Waldes wäre die Baumart Buche geeignet, die Gefährdung der Wälder durch die zunehmenden Trockenperioden zumindest abzuschwächen. Während ein Großteil des Niederschlags in ganzjährig grünen Nadelholzbeständen in den Kronen hängenbleibt und schnell wieder verdunstet, fließt bei den im Winter kahlen Laubbäumen der überwiegende Teil des Regens als Stammabfluss direkt in den Waldboden. Aufgrund der glatten Rinde und der relativ steil aufragenden Kronenäste ist der Stammabfluss bei der Buche auch deutlich höher als bei den übrigen Laubbaumarten.
Vor dem Hintergrund des recht hohen genetischen Anpassungspotenzials spricht viel dafür, dass die Buche ihren Platz in den Wäldern halten und gegebenenfalls sogar erweitern kann. Wie sie explizit auf die sich ändernden klimatischen Verhältnisse reagiert, steht daher im Fokus der Wissenschaft und ist Gegenstand zahlreicher Forschungsansätze des Thünen-Instituts.