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Walther Herwig III, 389. Reise

Dauer:  8. Oktober bis 23. November 2015

Fahrtgebiet:  Nordatlantik; grönländisches Schelfgebiet und der anschließende Kontinentalhang

Zweck der Reise: Bestandsuntersuchungen an grönländischen Grundfischbeständen und ozeanographisch/klimatologische Untersuchungen

Das Forschungsprogramm umfasst fischereibiologische Untersuchungen der grönländischen Kabeljau- und Rotbarschbestände sowie anderer ökologisch wichtiger Grundfischarten. Die gewonnenen Daten dienen als Grundlage für die Entwicklung von verbesserten Management- und Nutzungsstrategien. Die Repräsentativität der Untersuchungen wird für einige Arten durch den Einsatz hydroakustischer Messungen erweitert. Ziel der ozeanographischen Untersuchungen ist die Probenahme an den Fischereipositionen und an ausgewählten Transekten an internationalen Standardpositionen mittels CTD/Rosetten Systemen.

Reisebericht (PDF, englisch)

Forschungsziele:

Dynamik des Kabeljaubestandes

Wie in den Vorjahren liegt das Hauptaugenmerk der diesjährigen Reise auf der Ermittlung der Größe und Struktur des Kabeljaubestandes. Unter Berücksichtigung der Tage für An- und Abreise und einem Ausfall durch schlechtes Wetter ist mit einer Anzahl von etwa 100 durchzuführenden Hols zu rechnen. Entsprechend früherer Untersuchungen werden 50 % dieser Hols flächenproportional auf die in der Abbildung definierten Teiluntersuchungsgebiete (Strata) verteilt. Die Aufteilung der restlichen Hols erfolgt proportional nach der mittleren historischen Häufigkeit der Kabeljau in den Strata. Lediglich das Stratum 7.1 wurde bisher aufgrund seiner geringen Fläche nie beprobt und bleibt auch dieses Jahr wieder unberücksichtigt. Die Auswahl der Fischereipositionen ist zufällig, sie erfolgt in Absprache mit der Schiffsführung aus bereits erfolgreich befischten Schleppstrichen mit dem BT140 und Bombergeschirr.

Die Untersuchung neuer Fischereipositionen mit dem Rockhoppergeschirr vor Ostgrönland (Stratum 6) zur besseren Abdeckung des Untersuchungsgebietes erfolgt bei günstigem Fahrtverlauf.

Biologische Proben/Mageninhalte

Kabeljau: Zur Berechnung der populationsdynamischen Parameter (Wachstum, Sterblichkeit, Reproduktion) werden die gefangenen Kabeljau vermessen und gewogen. Zusätzlich zur Geschlechts- und Reifebestimmung werden längenstratifizierte Proben von Gehörsteinen (Otolithen) für die spätere Altersbestimmung genommen. Dies erfolgt für West- und Ostgrönland getrennt. Zur Analyse der Ernährungssituation beim Kabeljau sollen Mageninhaltsproben genommen werden.

Dynamik der Rotbarschbestände

Die Aufnahme von Daten über die Artenzusammensetzung, Länge, Gewicht, Otolithen, Geschlechterverteilung und Geschlechtsreife der Bank-Rotbarsche (Sebastes marinus) und der Tiefsee-Rotbarsche (S. mentella) soll eine grobe Einschätzung der Bestandssituation ermöglichen. Während der Bestand an Bank-Rotbarschen in den vergangenen 15 Jahren starke Verluste um 95 % und wesentliche Größenreduzierungen seiner Individuen verzeichnete, waren seit 1993 juvenile Tiefsee-Rotbarsche < 30 cm vor Ostgrönland sehr häufig. Ihr Überleben und Wachstum werden die Erträge der traditionellen Rotbarschfischerei in den kommenden Jahren bestimmen.

Grundfischgemeinschaft

Um Veränderungen in der Lebensgemeinschaft der Fische zu erfassen, werden die Daten über Anzahl, Gewicht und Länge sämtlicher gefangenen Fischarten aufgenommen. Die ökologisch orientierten Untersuchungen sollen zusätzliche Informationen über die Auswirkung der physikalischen Umweltparameter und Fischereiaktivitäten in dem Seegebiet vor Grönland liefern. Auf der Basis von Modellierungen der jährlichen Bestandsveränderungen ist der Fischereiaufwand als ein wesentlicher Wirkungsfaktor der drastischen Verluste sämtlicher Grundfischarten identifiziert worden.

Hydroakustische Untersuchungen

Entlang ausgewählter Schnitte und im Anschluss an die Fischereitätigkeiten sollen räumlich ausgedehnte hydroakustische Aufnahmen der Bodenfische erfolgen. Diese Werte dienen dazu, zusätzliche Informationen über den Kabeljaubestand zu erhalten, besonders in den Gebieten, in denen wegen der Bodenbeschaffenheit oder aus zeitlichen Gründen nicht getrawlt werden kann.

Ozeanographische Untersuchungen

Die fischereiozeanographischen Messungen ermitteln auf jeder Fischereiposition die örtlichen Temperatur- und Salzgehaltsprofile bis in die bodennahe Wasserschicht mittels des CTD/Rosetten Systems. Zusätzlich sollen entlang der Hydroakustikschnitte CTD-Messungen durchgeführt werden.

Die Messungen vor Westgrönland werden auf Positionen internationaler ozeanographischer Standardschnitte erfolgen. Besondere Priorität haben dabei die Stationen S3 (Cape Desolation, 3000 m Wassertiefe) und S4 (Fylla Bank, 1000 m Wassertiefe). Vor Ostgrönland soll ein Schnitt, der in den 1990er Jahren und 2010/11 bearbeitet worden ist, erneut in das Programm aufgenommen werden (Kleine Bank). Die Messungen sollen teilweise außerhalb der fischereilich genutzten Zeit durchgeführt werden.

Planktonuntersuchungen

Planktonuntersuchungen sollen vor Ostgrönland im Gebiet Kleine Bank durchgeführt werden.

Wissenschaftliche Fahrtleitung:

Dr. Heino Fock
Telefon
+49 471 94460 366
heino.fock@thuenen.de
Institut für Seefischerei
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