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Projekt

Roadmap zur Vernässung organischer Böden in Deutschland


Federführendes Institut AK Institut für Agrarklimaschutz

© Thünen-Institut/Wiltrut Koppensteiner
Vision einer anhand der entwickelten Roadmap für die Vernässung organischer Böden transformierten Landschaft.

Roadmap zur Vernässung organischer Böden in Deutschland (RoVer)

Wie lassen sich die vereinbarten Ziele zum Klimaschutz durch Moorbodenschutz in Deutschland erreichen? Welche Nutzungsoptionen auf organischen Böden sind für Flächeneigentümer*innen und Bewirtschaftende langfristig wirtschaftlich tragfähig? Dies sind nur zwei Beispiele der Fragen, die im Projekt RoVer in einem interdisziplinären Ansatz an vier Thünen-Instituten erarbeitet werden.

Hintergrund und Zielsetzung

Der Großteil der Moore in Deutschland wurde u.a. für die Landwirtschaft entwässert und trägt somit entscheidend zu den Emissionen von Treibhausgasen (THG) aus landwirtschaftlichen Flächen bei. Die Emissionen entsprechen etwa 7,5% der deutschen Gesamtemissionen und 44% der Emissionen aus Landwirtschaft und landwirtschaftlich genutzten Böden (UBA 2022). Nach Novellierung des Klimaschutzgesetzes soll der Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderungen und Forstwirtschaft (LULUCF) bis 2045 eine Senkenleistung von 40 Mio. t CO2-Äq. a-1 erbringen (Bundesrat 2021). Ohne erhebliche Anstrengungen im Bereich Moorbodenschutz ist dies nicht zu erreichen. Da die umfassende Entwässerung der Moorböden auf staatlichen Projekten beruht, sollte auch eine Transformation hin zur Vernässung als gesellschaftliche Aufgabe angesehen und nicht einzelnen Landnutzenden zugewiesen werden.

Aufgrund der großen Bedeutung der THG-Emissionen aus landwirtschaftlich genutzten entwässerten organischen Böden sind Nutzungsalternativen in Verbindung mit Vernässung der organischen Böden für regional stark betroffene Regionen dringend erforderlich. Das THG-Minderungspotenzial ist bei entsprechender Wasserstandsanhebung (möglichst bis an die Geländeoberkante) hoch, doch ist eine konventionelle Bewirtschaftung der Flächen danach kaum mehr möglich. Hier bieten nasse Bewirtschaftungsmodelle wie Paludikulturen (Projekt Niedermoorbiomasse) oder „Moor-PV“ (EEG 2023) bei entsprechenden Rahmenbedingungen vielversprechende Alternativen für Bewirtschaftende. In anderen Fällen kann eine Vollvernässung oder Moorschonenden Stauhaltung mit Extensivierung bzw. Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzung eine sinnvolle Option sein. Doch fehlen bisher weitgehend volkswirtschaftliche Szenarien für konkrete Optionen wie die Anhebung der Wasserstände in Verbindung mit Extensivierung, Vollvernässung und Nutzungsaufgabe (BEWAMO), Paludikulturen oder Photovoltaik. Für eine volkswirtschaftliche Bewertung werden auch Aufstellungen der Kosten benötigt, die durch entwässerungsbedingte Sackung an Infrastruktur entstehen (siehe z. B. PBL Netherlands Environmental Assessment Agency 2016, Page et al. 2021). Wichtige Grundlagen für ein deutschlandweites Umsetzungskonzept sind zudem neben den naturräumlichen Vernässungspotenzialen auch Analysen der institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. 

Gesamtziel des Projekts ist die Entwicklung eines Umsetzungskonzepts („Roadmap“) zur Vernässung organischer Böden in Deutschland. Hierfür werden standortspezifisch Nutzungskonzepte entwickelt und hinsichtlich ihrer Klimawirksamkeit und Wirtschaftlichkeit bewertet. Mit Blick auf die Umsetzbarkeit wird überprüft, inwiefern institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen angepasst werden müssen und wie die Transformation durch Beteiligungs- und Abstimmungsprozesse, eine effiziente Förderung und weitere Anreizmechanismen unterstützt werden könnte. Um diese Roadmap zu entwickeln, werden folgende Teilziele verfolgt:

  • Abschätzung technischer und ökonomischer Potenziale der Vernässung sowie verschiedener Handlungsoptionen,
  • Verbesserung der Datengrundlage zu Vernässungsmaßnahmen und Entwicklung von Methoden zur Integration der Minderungswirkung in die Roadmap und in das THG-Inventar,
  • Wirtschaftlichkeitsanalyse neuer Nutzungskonzepte inkl. Paludikulturen und Freiflächen-PV,
  • Volkswirtschaftliche Bewertung verschiedener Handlungsoptionen zur Vernässung von organischen Böden unter Berücksichtigung verschiedener Policy-Mix-Szenarien und institutioneller und rechtlicher Rahmenbedingungen,
  • Identifikation und verbessertes Verständnis von Erfolgsfaktoren für Vernässungsprojekte,
  • Entwicklung effizienter politischer Umsetzungsinstrumente, die langfristig ausreichende Einkommensalternativen für Bewirtschaftende vernässter organischer Böden gewährleisten.

Vorgehensweise

Das Projekt gliedert sich in mehrere Arbeitspakete und kombiniert naturwissenschaftliche Daten und Modelle mit sozialwissenschaftlichen, ökonomischen und rechtswissenschaftlichen Analysen zu einem Umsetzungskonzept für die Vernässung. Flächenkulisse ist die im Rahmen des Projekts „Moorbodenmonitoring für den Klimaschutz“ (MoMoK) überarbeite Karte der organischen Böden (Wittnebel et al. 2023), d.h. die Gesamtheit der Moor- und weiteren organischen Böden. Die Bearbeitung erfolgt interdisziplinär an vier Thünen-Instituten: Agrarklimaschutz, Betriebswirtschaft, Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen und der Stabstelle Klima und Boden. Alle Teilergebnisse werden durch die Projektbeteiligten zur Roadmap für die Umsetzung der Vernässung zusammengefasst. Diese wird entsprechend Abschätzungen zu Kosten und zu Honorierungsoptionen, zur Maßnahmenwirkung und zu erforderlichen Anpassungen der institutionellen und rechtlichen Rahmenbedingungen und der Förderung beinhalten.

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