Dossier
Weniger ist mehr: Lebensmittelverluste und Abfälle reduzieren
Felicitas Schneider | 10.06.2024
Die Produktion von Lebensmitteln ist ressourcenintensiv, dennoch wird ein Drittel der produzierten Mengen weggeworfen. Welche Strategien können dazu beitragen, Lebensmittelverluste und Abfälle vom Feld bis zum Teller zu vermeiden?
Geschätzte 1,3 Mrd. Tonnen an genießbaren Lebensmitteln werden weltweit pro Jahr weggeworfen. Das entspricht rund einem Drittel aller produzierten Lebensmittel. Fast jeder von uns wirft gelegentlich etwas weg – zu Hause, in der Schule, im Büro. Was kostet mich das, und was kann ich im Haushalt dagegen unternehmen? Werfen Produzenten, der Handel und die Gastronomie auch Lebensmittel weg? Was passiert mit den weggeworfenen Lebensmitteln, und warum ist das Wegwerfen überhaupt schlecht für die Umwelt? Könnten diese Lebensmittel an Hungernde weitergegeben werden? Wie ist das in anderen Ländern im Vergleich zu Deutschland?
Diese und viele andere Fragen ergeben sich im Zusammenhang mit Lebensmittelverlusten und -abfällen. Einige davon möchten wir hier näher erläutern.
Verlust oder Abfall – gibt es da einen Unterschied?
Weltweit gibt es noch keine einheitliche Definition, was unter dem Begriff „Lebensmittelverlust“ oder „Lebensmittelabfall“ zu verstehen sein sollte. Im Allgemeinen wird jedoch eine Definition der Welternährungsorganisation (FAO) herangezogen, um die beiden Begriffe näher zu beschreiben.
„Lebensmittelverluste“ ist der Verlust von genießbaren Lebensmitteln überall dort, wo Lebensmittel produziert oder verarbeitet werden. Sie treten vor allem zu Beginn der Wertschöpfungskette auf.
„Lebensmittelabfälle“ fallen hingegen eher am Ende der Versorgungskette, beim Handel, in der Gastronomie und beim Konsumenten an. Gemessen werden Lebensmittelverluste und –abfälle in Masse, also in Kilogramm.
Im Jahr 2015 hat die Vollversammlung der Vereinten Nationen (UNO) die sogenannte Agenda 2030 einstimmig angenommen. Darin sind 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) mit insgesamt 169 Unterzielen für eine nachhaltige globale Entwicklung formuliert.
Das Unterziel 12.3 der Agenda 2030 fordert „bis 2030 die weltweite Nahrungsmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene (zu) halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Nahrungsmittelverluste einschließlich Nachernteverlusten (zu) verringern“. Ob diese Ziele erreicht werden, soll bis 2030 durch die Berechnung von zwei Indikatoren nachgewiesen werden: Der Food Loss Indexwird die Verluste von der Ernte bis vor den Einzelhandel abdecken, der Food Waste Index die Ebenen Einzelhandel, Außer-Haus-Verzehr und Haushalte.
Auch Deutschland hat sich dazu verpflichtet und im Februar 2019 eine nationale Strategie vorgelegt, mit der Lebensmittelabfälle bei Verbrauchern und im Einzelhandel bis 2030 halbiert und in den anderen Bereichen reduziert werden sollen.
Die UNO hat den 29. September zum Internationalen Tag gegen Lebensmittelverschwendung (International Day of Awareness of Food Loss and Waste) ausgerufen. Ab 2020 soll von nun an jedes Jahr am 29. September weltweit auf die Verschwendung von Lebensmitteln aufmerksam gemacht werden.
Geschätzte 1,3 Mrd. Tonnen an genießbaren Lebensmitteln werden weltweit weggeworfen. Das entspricht rund einem Drittel aller produzierten, genießbaren Lebensmittel. Diese schockierenden Zahlen wurden in einer Studie der Welternährungsorganisation (FAO) im Jahr 2011 veröffentlicht.
Als Welternährungsorganisation beschäftigt sich die FAO intensiv mit Maßnahmen, die helfen, Lebensmittelverluste und -abfälle zu vermeiden. Besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern sind innovative Lösungen gefragt, um den strukturellen und wirtschaftlichen Nachteilen gezielt entgegen zu treten.
Im Auftrag der FAO entwickeln internationale Forscher zum Beispiel Leitfäden, wie frisch gefangener Fisch mit Hilfe lokaler Baumaterialien und einfacher Konstruktionen in der Sonne getrocknet werden kann, ohne dass Wildtiere daran fressen oder die Flut den Fang wieder ins Wasser spült. Überregionale FAO-Plattformen unterstützen die Partner vor Ort bei der Umsetzung von Vermeidungsmaßnahmen.
Gemeinsam mit der Messe Düsseldorf hat die FAO die Kampagne SAVE FOOD ins Leben gerufen. Auf regelmäßigen Veranstaltungen tauschen Verantwortliche aus Wirtschaft, Forschung, Politik und NGOs aus aller Welt ihre Erfahrungen und Ideen bei der Vermeidung von Lebensmittelverlusten und -abfällen aus.