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© Anja Bunge / Thünen-Institut
Institut für

FI Fischereiökologie

Biodiversität und Wanderfische

Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist ebenso wie der Schutz und die nachhaltige Nutzung aquatischer genetischer Ressourcen erklärtes Ziel der Bundesregierung. Dabei geht es aber nicht nur um Nord- und Ostsee. Durch den verstärkten Handel mit Fisch und anderen Meeresprodukten kommen immer wieder Arten auch auf den deutschen Markt, über deren Biologie und Verbreitung nur wenig bekannt ist oder deren Bestände gar als gefährdet gelten.

Weltweit gibt es etwa 33.000 Fischarten, von denen etwa 7000 einer menschlichen Nutzung unterliegen – Tendenz steigend. Deren Unterscheidung basiert oft nur auf einigen wenigen Merkmalen und bedarf häufig  Expertenwissens. Doch sowohl in Hinsicht auf Produktqualität und damit Verbraucherschutz als auch im Sinne der Rückverfolgbarkeit von Fisch und Fischereiprodukten aus dem Blickwinkel des Bestandsschutzes ist es notwendig, Fische möglichst eindeutig zu erkennen und auch deren geographische Herkunft überprüfen zu können. Auch bei prozessierten Fischprodukten, wie etwa Filets und Dosenware, muss eine Kontrollmöglichkeit in Hinblick auf eine korrekte Etikettierung gewahrt werden. Am Institut für Fischereiökologie arbeiten wir dank unserer Expertise in der Fischerkennung, Laboranalytik und Fischgenetik vor allem an der Entwicklung von genetischen Markern zur Arterkennung ebenso wie zur Bestandsdifferenzierung wichtiger Modellarten, wie Sprotten und Heringen, aber auch Eis- und Thunfischen. Einen wichtigen und biologisch besonders interessanten Teil des aquatischen Arteninventars stellen Wanderfische dar. Um ihre Laichplätze aufzusuchen oder ihre Futtergründe zu erreichen, legen viele Fischarten lange und strapaziöse Wanderungen zurück und überwinden dabei zum Teil gewaltige Distanzen und große Hindernisse. Solche Fischarten, die zwischen Salz- und Süßwasser wechseln, sogenannte diadrome Arten, sind dabei oftmals besonders anfällig für menschliche Einflüsse, wie der Verbauung und Zergliederung von Flüssen, Überfischung oder auch klimatischen Veränderungen. Daraus ergeben sich besondere Herausforderungen für das Bestandsmanagement, häufig verbunden mit einer internationalen Koordination von Schutzmaßnahmen und nachhaltigen Nutzungsstrategien. Am Thünen-Institut für Fischereiökologie beschäftigen wir uns mit unterschiedlichsten Fragestellungen zu Biologie, Ökologie, Verhalten, Schutz und Nutzung von ökologisch und ökonomisch bedeutenden Wanderfischarten. Ein Schwerpunkt unserer Forschung liegt dabei auf der Untersuchung der verschiedenen Lebensstadien des Europäischen Aals (Anguilla anguilla), dessen Bestand bereits seit Jahren als außerhalb biologisch sicherer Grenzen und damit als gefährdet eingestuft wird. Sowohl mit Feld- als auch mit Laborexperimenten arbeiten wir daran, den Lebenszyklus und die bestandsbeeinflussenden Faktoren und Mechanismen besser zu verstehen und damit die Grundlagen für ein nachhaltiges Bestandsmanagement dieser Art zu entwickeln.

Unsere Themen

Nachhaltige Bewirtschaftung des Europäischen Aals

Die Bestandssituation des Europäischen Aals wird seit geraumer Zeit mit großer Sorge betrachtet. Mit unseren Untersuchungen wollen wir zur Ableitung effektiverer Maßnahmen für eine nachhaltige Bewirtschaftung dieser faszinierenden Fischart beitragen.

 

Reproduktionsbiologie des Europäischen Aals

Die größten Wissenslücken beim Aal bestehen bei den ozeanischen Stadien und der Reproduktionsbiologie. Deshalb führen wir regelmäßig Untersuchungen im Laichgebiet des Aals durch. Unsere Erkenntnisse sollen helfen, Schwankungen im Aufkommen von Glasaalen besser zu erklären. Darüber hinaus versuchen wir, Aale unter kontrollierten Bedingungen zu vermehren.

Herkunftskontrolle von Fischereiprodukten

Um besser zu verhindern, dass illegal gefangene Fische auf den Markt gelangen, sind genetische Herkunftsnachweise erforderlich. Wir nutzen moderne genetische Methoden, um die Rückverfolgbarkeit von Fischereiprodukten zu verbessern und so illegale Fischereiaktivitäten aufzuzeigen und die Sicherehit der Verbraucher zu erhöhen.

Genetische Bestandstrennung

Mit molekulargenetischen Methoden untersuchen wir den Einfluss ökologischer Faktoren auf die Bestandsstruktur und die Konnektivität von Populationen verschiedener mariner Fischarten. Die Erkenntnisse sollen uns helfen, Artbildungsprozesse besser zu verstehen und das fischereiliche Management zu verbessern.

Dossier

Wanderfische stellen einen wichtigen und besonders interessanten Teil des aquatischen Arteninventars dar. In verschiedenen Lebensphasen legen viele Arten lange und strapaziöse Wanderungen zurück und überwinden dabei zum Teil große Distanzen. Doch ihre Lebensweise macht sie anfällig für menschliche Einflüsse. Verbaute und zergliederte Flüsse, Überfischung oder auch klimatische Veränderungen setzen sie unter Druck. Daraus ergeben sich besondere Herausforderungen für das Bestandsmanagement, häufig verbunden mit einer internationalen Koordination von Schutzmaßnahmen und nachhaltigen Nutzungsstrategien. In unserem Arbeitsbereich beschäftigen wir uns dehalb mit unterschiedlichsten Fragestellungen zu Biologie, Ökologie, Verhalten, Schutz und Nutzung von ökologisch und ökonomisch bedeutenden Wanderfischarten.

Hier der Link zum Dossier.

Projekte

Projekte in diesem Arbeitsbereich

DIASPARA

Um die Bestände der europäischen Wanderfische Aal und Lachs steht es schlecht, daran bestehen wissenschaftlich keine Zweifel. Geht es um die Gefährdungsursachen wird die Debatte jedoch schnell kontrovers: Wasserkraft, Fischerei, Habitatverlust oder ...

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Aal auf einer Wiese, Nahansicht.
DCF-Aal: Wie man sich bettet, so liegt man - Schadstoffe, Parasiten und ihr Einfluss auf den Aal

Die Gründe für den dramatischen Einbruch des Glasaalaufkommens seit Anfang der 1980er Jahre sind noch immer nicht vollständig verstanden. Neben der vermutlich gesunkenen Menge an Elterntieren wird seit einiger Zeit auch die Qualität der Laichfische ...

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PINKTrack

Das Projekt untersucht die Ausbreitung invasiver Buckellachse in europäischen Binnengewässern mit Umwelt-DNA (eDNA). Ziel ist es, ein Frühwarnsystem zu entwickeln und Managementmaßnahmen zum Schutz heimischer Arten zu unterstützen.

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Eine Meerforelle im Laichkleid wird von einer person gehalten.
MigFish

Wandernde Fischarten sind durch anthropogene Einflüsse in Meeres-, Küsten- und Binnengewässern besonders gefährdet. Viele dieser Arten zeigen abnehmende Populationstrends, sind gemäß FFH-Richtlinie geschützt und/oder gelten gemäß Roter Liste als ...

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GenMeMo

Aktuelle Verfahren zur Bestandsgrößenerhebung im Fischereimonitoring sind invasiv und tragen zur Umweltbelastung bei. Ein genetischer Ansatz basierend auf Verwandtschaftsmustern innerhalb von Beständen soll Entlastung bringen.

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Neue Daten für ein besseres Management

Die Bestandssituation des europäischen Aals gilt als kritisch und außerhalb sicherer biologischer Grenzen. Doch viele der für ein nachhaltiges Bestandsmanagement notwendigen Daten basieren auf groben Schätzungen und Modellannahmen. Um eine bessere ...

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An einer Trosse gezogenes Planktonnetz im tiefblauen Meer, unter Wasser.
Untersuchungen im Laichgebiet des Europäischen Aals

Der Europäische Aal gilt als gefährdet. Noch immer bestehen große Wissenslücken zu seiner Reproduktionsbiologie. Wollen wir eine Grundlage für seinen Schutz und seine nachhaltige Bewirtschaftung erarbeiten, müssen wir die Prozesse im ...

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Große Brücke über den Öresund, eine Meerenge in der Ostsee
Belt-Eel: Das Wanderverhalten von Blankaalen in der Ostsee

Die Ostsee und deren Zuflüsse sind ein wichtiges Verbreitungsgebiet des Europäischen Aals. Die Beltsee mit ihren Meerengen Kleiner Belt, Großer Belt und Öresund bildet einen geographischen Flaschenhals, den alle Ostsee-Aale während ihrer ...

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ASSOCIATE

Vor 50 Jahren startete eine Serie von Ichthyoplankton-Untersuchungen vor allem mit dem deutschen Forschungsschiff Friedrich Heincke in der Biskaya und um die Iberische Halbinsel mit dem primären Ziel, einen detaillierten Überblick über Abundanz, ...

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Aktuelles

Der Europäische Aal ist eine gefährdete Tierart. Seine Larven wandern von der Sargassosee bis nach Europa. Forschende des Thünen-Instituts für Fischereiökologie zeigen erstmals, wie die Larven Strömungszyklen der Meerenge von Gibraltar nutzen, um vom Atlantik ins Mittelmeer zu gelangen.

Zwei Weidenblattlarven des Europäischen Aals in einem Glas

Es geht los: Der Bau des neuen Forschungsschiffs WALTHER HERWIG wurde am litauischen Werftstandort Klaipeda gestartet. Mit der Kiellegung beginnt im Ersatzbauprojekt eines der weltweit modernsten und leistungsfähigsten Schiffe für die deutsche Fischerei- und Meeresforschung die praktische Bauphase.

Eine Visualisierung des neuen Forschungsschiffs

Einblick in die genetische Vielfalt von Thunfischen unterstützt die nachhaltige Bewirtschaftung der Bestände.

Foto von fünf blau-grauen Fischen auf einem Tisch

Ein interdisziplinäres Forschungsteam unter Federführung des Thünen-Instituts hat in einer Studie nachgewiesen, dass gesundheitsschädigende Phtalate und hormonaktive Extrakte aus gängigen Ködern freigesetzt werden.

Mehrere Angelköder in einer Hand präsentiert

Phyllosomalarven aus der Sargassosee liefern Informationen zur Biologie von Bärenkrebsen und Langusten.

--> 4th Seminar Days - Thünen Institute of Fisheries Ecology 30./31.5.2024, Bremerhaven

Wissenschaftlerin hält Vortrag

Kontaktpersonen

Publikationen

  1. 0

    Freese M, Marohn L, Ferrer L, Pohlmann J-D, Wysujack K, Blancke T, Hanel R (2025) Details on the transport of European eel larvae through the Strait of Gibraltar into the Mediterranean Sea. Sci Rep 15:1006, DOI:10.1038/s41598-024-82929-z

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069373.pdf

  2. 1

    Freese M, Blancke T, Marohn L, Pohlmann J-D, Sundin J, Wysujack K, Hanel R (2025) Genetically confirmed first records of an egg and a juvenile roundscale spearfish, Tetrapturus georgii. J Fish Biol: Online First, Jan 2025, DOI:10.1111/jfb.16043

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069362.pdf

  3. 2

    Hekim Z, Jackson E, Berkenhagen J, Freese M, Ulleweit J, Döring R, Goti-Aralucea L, Stransky C, Accadia P, Adamidou A, Armesto A, Avdic Mravlje E, Brigaudeau C, Chassanite A, Davidjuka I, Grati F, Hommik K, Ioannou M, Jakovleva I, Kazlauskas E, et al (2025) Scientific Technical and Economic Committee for Fisheries (STECF) - Evaluation of the Annual Reports for data collection and data transmission issues from 2023 (STECF-24-08). Luxembourg: Publications Office of the European Union, 91 p, JRC Sci Pol Rep JRC140615, DOI:10.2760/5445078

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069430.pdf

  4. 3

    Stransky C, Hekim Z, Berkenhagen J, Freese M, Ulleweit J, Döring R, Goti-Aralucea L, Accadia P, Adamidou A, Armesto A, Avdic Mravlje E, Brigaudeau C, Chassanite A, Davidjuka I, Grati F, Isajlovic I, Jakovleva I, Koutrakis E, Kovsars M, Liontakis A, et al (2025) Scientific Technical and Economic Committee for Fisheries (STECF) - Evaluation of work plans for data collection and data transmission issues (STECF 24-15). Luxembourg: Publications Office of the European Union, 54 p, JRC Sci Pol Rep JRC140596, DOI:10.2760/6665344

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn069429.pdf

  5. 4

    Hanel R, Gaspare L, Mwakosya C, Kanyairitha C, Kaijage LL, Kammann UKR, Wysujack K (2024) Assessing the biodiversity of eels of Tanzania - Promoting sustainable fisheries through environmental monitoring and capacity building (BIOEELS). Bremerhaven: Thünen Institute of Fisheries Ecology, 2 p, Project Brief Thünen Inst 2024/02a, DOI:10.3220/PB1705398344000

    https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn067508.pdf

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