Dossier
Grundlagen der ökologischen Landwirtschaft
Gerold Rahmann und Solveig March | 09.06.2022
Ziel der ökologischen Landwirtschaft ist ein Wirtschaften im Einklang mit der Natur. Dabei wird der landwirtschaftliche Betrieb als Organismus mit den Bestandteilen Mensch, Tier, Pflanze und Boden gesehen.
Möglichst geschlossene Betriebskreisläufe stehen in der ökologischen Landwirtschaft im Fokus, sowohl bei der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise als auch im organisch-biologischen Landbau.
Im Idealfall werden im Betrieb so viele Tiere gehalten, wie vom eigenen Land ernährt werden können. Deren Ausscheidungen wiederum sorgen für eine ausreichende Düngung der Flächen.
Langfristig soll mit einer abwechslungsreichen, ausgewogenen Fruchtfolgegestaltung und Düngung sowie einem Tierbesatz, der den landwirtschaftlichen Flächen und Pflanzenkulturen angepasst ist, eine hohe Bodenfruchtbarkeit erzielt werden.
Des Weiteren ist eine artgemäße Tierhaltung ein wesentliches Ziel ökologisch wirtschaftender Betriebe.
Erste Konzepte und Entwicklung
Die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise fußt auf Vorträgen des Begründers der Anthroposophie, Rudolf Steiner, die er 1924 zu den „Geisteswissenschaftlichen Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft“ hält. Im selben Jahr wird der „Landwirtschaftliche Versuchsring der anthroposophischen Gesellschaft“ gegründet, der die Ausführungen Steiners in der Praxis erprobt. Seit 1928 gibt es das Demeter-Warenzeichen.
Der organisch-biologische Landbau geht auf den Agrarpolitiker Dr. Hans Müller zurück, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Schweizerische Bauernheimatbewegung gründete. Diese setzte sich dafür ein, bäuerlichen Familienbetrieben auch in Zeiten der fortschreitenden Industrialisierung das wirtschaftliche Überleben zu ermöglichen, in dem sie für geschlossene Betriebskreisläufe und eine unabhängige Vermarktung eintrat. Gemeinsam mit seiner Frau Maria und dem Frankfurter Arzt und Mikrobiologen Dr. Hans Peter Rusch entwickelte Müller zusammen mit dessen Frau Maria in den 1950er Jahren die Grundlagen des organisch-biologischen Landbaus.
Seit 1970 sind verschiedene Anbauverbände für ökologischen Landbau entstanden. 1972 gründete sich mit der IFOAM (International Federation of Organic Agricultural Movements) ein internationaler Zusammenschluss der verschiedenen nationalen Verbände im Bereich des ökologischen Landbaus und Handels.
In Deutschland gibt es seit 2002 den Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der sich als Spitzenverband landwirtschaftlicher Erzeuger, Verarbeiter und Händler ökologischer Lebensmittel in Deutschland versteht.
EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau
Eine erste rechtliche Grundlage für die Ausgestaltung des ökologischen Landbaus ist EU-weit 1991 in Kraft getreten. Diese wurde mittlerweile überarbeitet. Seit dem 2018 regelt die sogenannte EU-Basis-Verordnung 2018/848 die Produktion und Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Produkten. Nähere Durchführungsbestimmungen werden in der EU-Verordnung 2020/464 geregelt.
Nur Produkte, die nach den Richtlinien der Verordnung erzeugt, verarbeitet und kontrolliert werden, dürfen als Bio- oder Öko-Ware gekennzeichnet werden. Während verpackte Bio-Lebensmittel verpflichtend mit dem EU-Bio-Logo sowie der Codenummer der zuständigen Kontrollstelle gekennzeichnet werden müssen, kann das nationale sechseckige Bio-Siegel auf freiwilliger Basis genutzt werden.
Anbauverbände des ökologischen Landbaus
In Deutschland gibt es eine Reihe von Anbauverbänden, in denen viele Erzeuger- und Verarbeitungsbetriebe organisiert sind. Sie machen zum Teil über die EU-Öko-Verordnung hinausgehende Vorgaben für die Erzeugung und Verarbeitung von Ökoprodukten.
Die verschiedenen Anbauverbände haben eigene Logos, Verbands- und Warenzeichen, die zusätzlich zum nationalen Bio-Siegel und EU-Logo verwendet werden können. Zusammengeschlossen haben sie sich mit einigen anderen Organisationen im Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW).
Weiterführende Links
forschungsfelder 2/2022
zum Schwerpunkt ökologische und nachhaltige Landwirtschaft
forschungsfelder 2/2018
zum Schwerpunkt One Health
forschungsfelder 1/2017
zum Schwerpunkt Tierwohl
ForschungsReport spezial Ökolandbau 2015